Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Schatz im Schloss

Vermutlich eine der größten Masonica-Sammlungen wurde zeitweise im Schloss Schlawa (Sława, Woj. Lubuskie) aufbewahrt. Während des Zweiten Weltkriegs war im Schloss nämlich eine Außenstelle des Reichssicherheitshauptamts untergebracht. Heute wartet das Schloss auf die dringend notwendige Renovierung.


Das heutige Schloss in Schlawa entstand an der Stelle einer ehemaligen Burg, die 1468 im Zusammenhang mit dem Verkauf der Stadt an Melchior von Rechenberg erwähnt wurde. Die Burg wurde Mitte des 16. Jahrhunderts im Stil der Renaissance umgebaut. Im Jahr 1655 oder 1667 ging das Gut an die Grafen Barwitz von Fernemont über. Nach einem großen Brand, der 1721 in der Stadt ausgebrochen war, wurde die Residenz im Zeitraum vom 1732 bis 1735 wiederaufgebaut, diesmal in barockem Stil. In das neue Schloss wurde ein Teil der alten Burg als Nebenflügel hineinkomponiert. Der barocke Garten wurde 1854 nach einem Projekt von Carl Eduard Petzhold in eine romantische Parkanlage umgebaut. Zwischen 1886 und 1945 war die mährische Linie der von Haugwitz Besitzer.

Vor zwei Jahren wurde das Schloss erneut verkauft, nachdem der vorherige Besitzer in finanzielle Schwierigkeiten geraten war.
Foto: Skarabeusz/Wikipedia

Während des Zweiten Weltkriegs war im Schloss eine Außenstelle des Reichssicherheitshauptamts untergebracht, die direkt Heinrich Himmel unterstellt war. Ab 1943 wurden im Schloss politisch verbotene Bücherbestände gesammelt, darunter beschlagnahmte Bestände der Freimaurerlogen, vermutlich die größte Masonica-Sammlung in diesem Teil Europas. Insgesamt waren im Schloss zeitweise bis zu einer Million Bücher untergebracht worden. In vorsichtigeren Schätzungen ist von 200.000 Büchern die Rede.

Während des Zweiten Weltkriegs war im Schloss eine Außenstelle des Reichssicherheitshauptamts untergebracht.

Nachdem die Rote Armee in Schlawa einmarschiert war, wurde ein Teil dieser beeindruckenden Sammlung zerstört. Als die polnischen Behörden realisierten, welch ein Schatz das Schloss in Schlawa birgt, wurde die Büchersammlung sichergestellt. Über 80.000 Volumina wurden nach Posen gebracht, genauer gesagt in die dortige Universitätsbibliothek. Ein Teil kehrte zu privaten Besitzern zurück und ein Teil verblieb im Schloss, wo er vermutlich zerstört wurde.

Schloss Schlawa (Woiwodschaft Lebus)
Foto: Marek Argent/Wikipedia

1957-69 wurde das Gebäude renoviert und im Schloss wurde ein Kinderheim untergebracht. Seit 2006 sind Schloss und Schlossgarten in Privatbesitz. Vor zwei Jahren wurde das Schloss erneut verkauft, nachdem der vorherige Besitzer in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Vielleicht klappt es ja diesmal endlich mit der Renovierung.

Anna Durecka

 

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