Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Traum aus Porzellan

Die Ortschaft Altwasser (Stary Zdrój), heute ein Stadtteil von Waldenburg (Wałbrzych), entwickelt sich zum Kur- und Badeort. Doch bereits im 19. Jahrhundert war Altwasser ein moderner Industrieort. Und das vor allem dank der Fabrikantenfamilie Tielsch.

Carl Robert Tielsch sammelte schon in jungen Jahren Erfahrungen in der Handelsfirma seines Onkels, der ihn nach dem Tod seines Vaters nach Breslau holte. Mit Carl Krister, dem Begründer der ältesten niederschlesischen Porzellanmanufaktur als Vorbild, begann Tielsch sein eigenes Familienimperium aufzubauen. Als Standort seiner Fabrik wählte er ein Gelände in der Nähe des geplanten Bahnhofs in Altwasser. Dort gründete er 1845 die Porzellanfabrik Carl Tielsch und Co., die er zusammen mit seinem Partner, dem Bankier Gideon von Wallenberg, führte. Das Unternehmen startete mit 60 Mitarbeitern, zeitweise beschäftigte Carl Tielsch und Co. über 1.500 Mitarbeiter. Die Firma entwickelte sich zu einem der größten deutschen Porzellanhersteller. Die Manufaktur stellte qualitativ hochwertige und zugleich relativ günstige Produkte her. Von Luxusartikeln bis zum Hotelgeschirr war im Produktangebot alles dabei.

Tielsch Prunkteller (1848–1862), Kuchenschüssel in „Altwasser-Form“, polychrome Blumenmalerei auf Glasur und Vergoldungen.
Foto: Thorsten Hansen/Wikipedia

Neben dem Fabrikgelände ließ Carl Tielsch später eine imposante Villa bauen, die heute als Schloss Tielsch, schön renoviert, das Auge des Besuchers erfreut. Nach dem Tod von Carl Tielsch im Jahr 1882 übernahm sein Sohn Egmont das Geschäft.

Die Villa von Carl Tielsch steht bis heute und wurde inzwischen komplett renoviert.
Foto: Aw58/Wikipedia

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurden in der Manufaktur 1637 verschiedene Modelle in bis zu 196 Variationen produziert. In der Fabrik arbeiteten 270 Töpfer und 110 Maler. 1917 wurde das Familienunternehmen von Egmont von Tielsch in die Aktiengesellschaft Porzellan-Manufaktur C. Tielsch & Co. AG überführt. Nach dem Tod von Egmont übernahm Herbert von Tielsch den Vorsitz im Aufsichtsrat der AG. Vor dem Zweiten Weltkrieg war das Tielsch-Unternehmen die größte Porzellanfabrik Deutschlands. Nach der Besetzung durch die Sowjets und der Einsetzung der polnischen Regierung wurde das Unternehmen 1945 enteignet.

Carl Robert Tielsch
Foto: wikipedia

Unter dem Namen „Zakłady Porcelany Stołowej Wałbrzych S.A.“ wurde die Tielsche Manufaktur zu einer der größten Hauptporzellanproduktionsstätten in Polen. Die Fabrik ist, zwar unter einem anderen Namen und als Privatunternehmen, bis heute tätig.

Á. Durecka

 

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