Auf dem Schloss in Tost fand letzte Woche die erste „Internationale Praktische Guttman- Konferenz“ statt, wo der thematische Schwerpunkt die praktische Anwendung der Ideen und Methoden von dem in Schlesien geborenen Guttmann waren. Die Konferenz unterstützten die Gemeinde und der DFK Tost.
Ludwig Guttman verbrachte seine ersten drei Lebensjahre in Tost; später verzog die Familie nach Königshütte. Sein Medizinstudium absolvierte er in Breslau, dort bekam er auch seine erste Arbeitsstelle. 1939 emigrierte er nach England. Dort beschäftigte sich der später geadelte Sir (Ritter) Ludwig „Poppa“ Guttman mit den Grundlagen der Behandlung von Querschnittsgelähmten, die bis heute an Aktualität nicht verloren haben. 1960 fanden in Rom Dank seines Engagements die ersten Paralympischen Spiele statt. Der Professor aus Schlesien wurde für seine Leistungen mit vielen internationalen Auszeichnungen geehrt.
Das DFK Tost bemüht sich seit einiger Zeit, die Person des Schöpfers der Paralympischen Spiele in seinem Geburtsort bekannt zu machen. So wurde eine Straße nach Ludwig Guttman benannt und seit 2009 wird jährlich in Tost der Sportwettbewerb „Integra“ für Kinder, auch für behinderte, veranstaltet. Die Konferenz am ersten Julisonntag versammelte Menschen, die Guttman schon lange kannten, und auch solche, die den in Tost Geborenen erst hier von ihm erfahren haben.
Einer der Referenten war Mike MacKenzie von der „Poppa Guttman Treuhand“: „Ich glaube Guttman und seine Familie wären sehr stolz, dass er auf der ganzen Welt anerkannt ist, vor allem in seiner Geburtsstadt Tost. Das Beste, was er getan hat, ist solche Menschen wie ich, am Leben zu halten. Er hat sich auch bemüht, uns selbstbewusster zu machen, zu zeigen, dass wir genauso gut wie alle anderen sind und es uns zu ermöglichen, zu mehreren Sachen fähig zu sein. Die paraolympischen Spiele wurden aus der Inspiration Guttmans entwickelt. Ich bin sehr stolz darauf, dass sie in zwei Monaten in Rio stattfinden. Wir haben eine Bronzebüste von Guttman nach Rio geschickt, damit sie zukünftig bei allen Paralympischen Spielen dabei sein kann“, so Mike MacKenzie, der sich nur mithilfe eines Rollstuhls bewegen kann.
Professor Józef Musielok freut sich über die aufgenommene Verbindung zwischen Tost und dem „Poppa Guttman Treuhand“ aus England: „Wir haben versucht, die Person von Guttman irgendwie der Bevölkerung näher zubringen, aber das gelingt viel besser wenn man die Gäste aus dem Ausland holt und gemeinsam an der Initiative arbeitet.“
Neben der Konferenz wurde die Ausstellung „Sir Ludwig Guttman – Leben und Mission“ eröffnet. „Wir hatten Hilfe von sehr vielen Menschen bei der Gestaltung dieser Ausstellung. Diese entstand dank der freundlichen Bereitstellung von Bibliographie und Bildmaterial, nicht nur aus Polen“ sagt Dominika Witkowska. Die Ausstellung ist im Schloss in Tost bis zum 2. Oktober zu sehen.
Manuela Leibig