Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Ich bin es den Menschen schuldig“

Ein besonderes Theaterstück mit dem Titel „Musza Wom coś pedzieć. Szenen der Oberschlesischen Tragödie 1945“ wurde Ende Februar in dem Bildungszentrum in Gleiwitz aufgeführt.

Auf der Bühne: Schüler und Mitarbeiter des Schul- und Kindergartenkomplexes Nr. 13 in Gleiwitz, aber auch mit dem tragischem Teil der Geschichte Schlesiens verbundene Menschen. Das Drehbuch zum Stück schrieb die Geschichtslehrerin Dr. Elżbieta Borkowska anhand zahlreicher Aussagen von Zeitzeugen und deren Nachkommen aus Oberschlesien, die sie rund um das Thema Internierung jahrelang gesammelt hat. Obwohl sie selbst nicht mit der Geschichte verbunden ist, engagiert sie sich für den Erhalt der Erinnerungen: „Das ist nicht so, dass ich was gehört oder von irgendwo abgeschrieben habe und das wars. Das ist alles in mir. Ich glaube ich habe mich so sehr in dieses Stück reingehangen, weil ich es irgendwo den Menschen, die mir ihre Geschichte anvertraut haben, schuldig bin. Die Geschichten, die ich gehört habe, haben mich sehr gerührt, und tun es noch bis heute“ sagt Elżbieta Borkowska.

Auf der Bühne: Schüler und Mitarbeiter des Schul- und Kindergartenkomplexes Nr. 13 in Gleiwitz, aber auch mit dem tragischem Teil der Geschichte Schlesiens verbundene Menschen.
Foto: Manuela Leibig

Das Stück wurde bereist vor einigen Jahren uraufgeführt, nun wurde es zum dritten Mal auf der Bühne in Gleiwitz präsentiert. Wie viele Akteure nun mitmachen, weis nichtmal die Regiseurin selbst, da die Proben immer Stück für Stück gemacht werden, wie es gerade den in die jeweilige Szene Engagierten passt. Das Stück wächst, da immer wieder neue Familiengeschichten von Oberschlesiern dazukommen: „Auch wenn jemand zu mir kommt und sagt, er würde gerne mitspielen, dann schreibe ich aus dem gesammeltem Material etwas zu dem Stück“ sagt Elżbieta Borkowska.

“Prof. Joachim Kozioł: „Dieses Stück ist ein wunderbares Mittel sich der eigenen Wurzeln bewusst zu werden und ein schmerzliches Kapitel der Schlesischen Geschichte kennenzulernen.”

Die Szene, wo der Vater den Koffer für 14 Tage packt und seine Söhne und Ehefrau verabschiedet, ist für Professor Joachim Kozioł, den Vorsitzenden des Vereins zum Gedenken der Schlesischen Tragödie 1945 besonders wichtig: „Der kleine Junge auf der Bühne, das bin ich. Ich war damals 1,5 Jahre alt, mein Vater hat die Verantwortung für die Familie meinem ältestem Bruder gegeben, er war 14 Jahre alt, und wurde so unser Ernährer. Er und meine Mutter haben schwer gearbeitet um unsere Familie durchzubringen. Meine Mutter hat uns nie gesagt, das Vater bei der Internierung gestorben ist. Aber das spürt man. Den Schmerz trage ich bis heute in mir. Ich hoffe, dass von diesem schweren Opfer, dass die ganze schlesische Bevölkerung erlitten hat, ein positiver Effekt entstehen wird. Dieses Stück ist ein wunderbares Mittel, sich der eigenen Wurzeln bewusst zu werden und ein schmerzliches Kapitel der Schlesischen Geschichte kennenzulernen“ so Professor Kozioł.

Manuela Leibig

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