Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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In der Tiroler Stube

Zillerthal-Erdmannsdorf, heute Mysłakowice, liegt im östlichen Teil des Hirschberger Tals an den Flüssen Lomnitz und Bober. Seinen Namen verdankt der Ort protestantischen Glaubensflüchtigen aus Tirol (Zillertal), die sich hier ab 1838 niederließen. Bis heute existieren in der Region über 50 sog. Tiroler Häuser, die von den Österreichern hier gebaut wurden.


Erdmannsdorf war zu Beginn ein kleines Dorf. Erst nachdem der preußische Feldmarschall Neidhardt von Gneisenau und später König Friedrich Wilhelm III. Interesse an diesen Gebieten gezeigt hatten, begann eine dynamische Entwicklung der Ortschaft. Seinen vollen Namen verdankt Erdmannsdorf evangelischen Glaubensflüchtigen aus Zillertal in Tirol, die hierher 1837 umgesiedelt waren. In Österreich waren die Protestanten entweder zur Bekehrung zum Katholizismus oder Emigration gezwungen. Die Tiroler kamen auf Einladung von Friederike Gräfin von Reden, einer einflussreichen Persönlichkeit im Hirschberger Thal. Ihr Schloss Buchwald war ein Zentrum des intellektuellen und gesellschaftlichen Lebens. Aufgrund ihres sozialen Engagements wurde Gräfin von Reden auch die „Mutter des Hirschberger Tales“ genannt.

Friederike Gräfin von Reden
Quelle: Wikipedia

Mit ihrer Hilfe kamen 67 Familien und insgesamt 416 Personen nach Erdmannsdorf. Am 6. November 1838 wurde in Erdmannsdorf das erste Tiroler Haus fertiggestellt. Insgesamt wurden 41 Häuser dieser Art im Dorf gebaut. Die Tiroler erhielten 1640 Morgen Land. Nicht alle wollten allerdings in Niederschlesien bleiben. Zwei Jahre später waren es nur noch 297 Österreicher. Der letzte Tiroler in Zillertal-Erdmannsdorf verstarb 1922 und hieß Johannes Bagg. Er stiftete das Denkmal des protestantischen Tiroler Aktivisten, Johann Fleidl, das heute vor dem Schloss Erdmannsdorf steht.

In der Umgebung von Erdmannsdorf wurden über 40 dieser Tiroler Häuser gebaut.
Foto: Ainka/Wikipedia

Das Schloss selbst gehörte eine Zeitlang dem bereits erwähnten Feldmarschall von Gneisenau. Später hat König Friedrich Wilhelm III. das Schloss von ihm gekauft und es zu seiner kaiserlichen Residenz umbauen lassen. Nach einem weiteren Umbau gehörte das Schloss König Friedrich Wilhelm IV. Aus dieser Zeit stammt eine weitere Sehenswürdigkeit in Erdmannsdorf: Die Säulenschachten, die das Dach über dem Eingang zur der Kirche des Heiligsten Herz Jesu unterstützen, stammen aus den Ausgrabungen in Pompeji. Sie waren ein Geschenk des Königs von Neapel.

Anna Durecka

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