Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Integrationsfest unterm deutschen Maibaum

Das Maibaumstellen ist eine deutsche Tradition und somit hatte sie im Nachkriegspolen keinen Platz mehr. Erst mit der politischen Wende setzte sich dieser Brauch in Oberschlesien langsam durch. Im Beuthener Stadtteil Stollarzowitz (Stolarzowice) hat es mehr als 80 Jahre gedauert, bis ein Maibaum wieder aufgestellt werden konnte.

Foto: ews

Organisiert wurde das Maibaumstellen durch den Deutschen Freundschaftskreis (DFK) Stollarzowitz. Zufälligerweise stieß Joachim Makowski, der DFK-Vorsitzende auf eine historische Fotografie von 1929. „Sie zeigte einen Maibaum auf unserem Stollarzowitzer Kirchhof. Das Bild inspirierte mich, und ich wollte diese Tradition wiederbeleben”, so Makowski. Er berichtet, dass er sich erst einmal über den Ursprung und die Symbolik eines Maibaumes im Internet informieren musste und auch darüber, „wie der Vorgang des Aufstellens abläuft”, sagt er. Hinzu kam die Logistik: die Beschaffung eines entsprechenden Baumes, der Transport, das Schmücken.

Bei Volksmusik und Bratwurst feiern

Es soll die Ortsgemeinschaft stärken: Erstes Maibaumstellen in Stollarzowitz.
Foto: W. Scholtz-Knobloch

Am 30. April war es dann soweit: Auf dem Platz an der Kreuzung ulica Powstanców / ulica Witolda Gombrowicza, vor der Begegnungsstätte des Deutschen Freundschaftskreises, versammelte sich die Ortsgemeinschaft zum Feiern. Bei Volksmusik, Kaffee und Gebäck sowie knackiger schlesischer Bratwurst wurde in den Mai hineingefeiert.
Eingeladen wurden alle Ortsbewohner, denn, „es ist ein Integrationsfest, jeder Verein, jedes Handwerk sollte mitmachen. Der Maibaum ist ein Symbol des Lebens, des Glücks und der Fruchtbarkeit und hat einen verbindenden Charakter”, sagt der DFK-Vorsitzende. Er nutzte die Gelegenheit, die Tätigkeit der deutschen Volksgruppe vorzustellen. Ein Stand informierte über die Aktivitäten des 1990 entstandenen Deutschen Freundschaftskreises und eine Ausstellung in der Begegnungsstätte über die Vor- und Nachkriegsgeschichte des Ortes.

Oberschlesische und deutsche Farben

Ganz nach oberschlesisch-deutscher Tradition ist der Maibaum geschmückt worden, auch mit dem charakteristischen Kranz an der Spitze. Gelb-blaue und schwarz-rot-goldene Schleifen zieren den Kranz und symbolisieren die oberschlesischen und deutschen Farben. Der Baumstamm trägt die Farben der Stadt Beuthen (Bytom): schwarz-weiß. Unten am glatt geschliffenen Holzpfahl sieht man in metallenen Ziffern die Zahl 770, die für das 770-jährige Stadtjubiläum von Beuthen steht.
In der Mitte des Stamms befinden sich zwei Wappen: „Auf der linken Seite sieht man das Beuthener Stadtwappen aus deutscher Zeit, rechts ist das heutige Beuthener Stadtwappen befestigt”, erläutert Makowski.

Naturgöttern huldigen

Foto: ews

Das Maibaumstellen entstand, darüber sind sich Historiker jedoch nicht einig, vermutlich schon lange vor Christus. Angeblich sollen bereits die Germanen Maibäume gestellt haben, um ihren Naturgöttern zu huldigen. Später wurde der Maibaum in die christliche Tradition integriert. Wie wir das Fest heute kennen, wurde es wahrscheinlich erst im 16. Jahrhundert gefeiert.
Meist wird der Maibaum am 30. April aufgestellt, manchmal aber erst am 1. Mai oder zu Pfingsten. Er bleibt meist bis zum Monatsende stehen, doch auch hier gibt es einige Ausnahmen. Ist der Baum länger, bleibt er manchmal sogar bis zum Herbst stehen.
Das Maibaumstellen wird vor allem in Süd- und Ostdeutschland tradiert, aber auch in Nordrhein-Westfalen, bei den Sorben in der Lausitz und dem Emsland gepflegt, während es in Niedersachsen, Mecklenburg, Pommern und dem nördlichen Brandenburg eher untypisch ist. Dort wird die Walpurgisnacht stärker mit dem Hexenfeuer gefeiert. Das Maibaumstellen gehört auch in der Schweiz, Österreich, Böhmen, Mähren, der Slowakei und Slowenien zum traditionellen Brauchtum.

Willi Scholtz-Knobloch/kan

 

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