Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Lubetzko – ein feines Dorf mit spannender Geschichte

Lubetzko (poln. Lubecko) ist ein kleines Dorf in der heutigen Woiwodschaft Schlesien. Es ist ca. 4,7 km von der Kreisstad Lublinitz (poln. Lubliniec) entfernt. Das Dorf liegt auf dem Lubetzkober (poln. Górka Lubecka), der 299 m hoch ist und den Wandernden einen großartigen Fernblick bietet. Bei gutem Wetter lässt sich Richtung Süd-Osten sogar der Sankt Annaberg bemerken. Doch nicht alleine die geographische Lage hat diese Ortschaft bekannt gemacht, insbesondere bei den Bewohnern von Lublinitz.


Die Berühmtheit verdankt das Dorf der katholischen Konfession. Auf dem Gipfel des Bergs befindet sich nämlich im Zentralpunkt des Dorfes das Heiligtum der heiligen Mutter Gottes. Dieses sakrale Objekt verbindet in sich drei erstaunliche Geschichten.

Aus Lubetzko stammte Franziska Ciemienga, eine bekannte Mystikerin, die häufig bei der Statue der Mutter Gottes in der hiesigen Kirche gebeten hat.

Innen in der Kirche befindet sich das wunderbare Medaillon, dass im Jahr 1716 gefunden wurde. Angeblich sollte ein Bauer sein Pferdeanhänger mit Mist befüllen. Als der Anhänger voll war, konnten die zwei Pferde jedoch nicht abfahren. Man beschloss, weniger aufzuladen, doch wieder rührten sich die Pferde nicht vom Fleck. Der Anhänger wurde komplett entleert und ganz am Boden lag das wunderbare Medaillon. Es wurde auf einer Silberplatte gemalt, die 12,5 cm mal 7,5 cm groß ist. Auf der Vorderseite sieht man das Bild der Jungfrau Maria mit dem Christkind, während auf der Rückseite der Erlöser mit der Dornenkrone zu sehen ist. Die Vorderseite des Medaillons sieht dem Gemälde der Schwarzen Madonna von Tschenstochau ähnlich, weshalb wollten die Mönche von dem Paulinerkloster auf dem Klarenberg (poln. Jasna Góra) es als ihr Eigentum bekommen. Dies ist jedoch dank dem Protest des Pfarrers und den Gläubigen nicht gelungen. Das Medaillon wurde aber an die bischöfliche Kurie in Breslau abgegeben. Auf den Befehl des derzeitigen Papstes wurde das Medaillon 1738 nach Lubetzko zurückgegeben. Erst im Jahr 1897 wurde dieser prachtvolle Gegenstand in einem neuen Marmoraltar aufgestellt, wo er bis heute erhalten ist.

Das Heiligtum der heiligen Mutter Gottes mit der Kirche (Anblick von hinten) mit dem schwarzen Grabstein, wo Franziska Ciemienga begraben ist.
Foto: Klara Piosek

Ein weiteres besonderes Ereignis verbindet das ruhige Dorf mit der Hauptstadt seines Landkreises. Im Jahr 1847 herrschten in Lublinitz Hungersnot und Typhus. Als diese beiden Seuchen die Bevölkerung dezimierten, kam die Idee auf, Gott um Rettung zu bitten. Die Bewohner haben vor Gott ein Gelübde abgelegt, jedes Jahr am 2. Juli mit einer Wallfahrt nach Lubetzko zu der Heiligen Maria zu kommen. Wichtig war auch, es sollte immer der 2. Juli sein, egal welcher Wochentag es sein würde. Die Plagen haben nach dem Gebet nachgelassen und bis zu heutigen Zeiten begehen die Lublinitzer eine Pilgerfahrt zum Heiligtum in Lubetzko, um wieder für den Einsatz Gottes zu danken und letztendlich, um weiteren Schutz für die Stadt, ihre Bewohner und ihre Arbeitsplätze zu beten. Menschen pilgern individuell, mit Prozessionen aus allen Pfarreien in Lublinitz oder kommen mit anderen Transportmitteln her. Die Tradition wird weiterhin, obwohl mit nicht so zahlreichem Engagement wie noch vor Jahren, gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben.

Mit dem Heiligtum in Lubetzko wird aber auch eine bestimmte Person verbunden, die diesmal nicht nur für die lokale Bevölkerung, sondern auch schlesienweit bekannt war. Die Person ist Franziska Ciemienga. Sie wurde am 29. Januar 1867 in Kanus, einem Teil des Dorfes Dralin (poln. Draliny) geboren. Sie ist eine bekannte Mystikerin, die häufig bei der Statue der Mutter Gottes in der Kirche in Lubetzko gebetet hat. Als Kind hatte sie sowohl Schwierigkeiten mit dem Stoff in der Schule als auch mit dem Erlernen von verschiedenen katholischen Gebeten. Plötzlich hatte sie einen Geistesblitz. Sie konnte nicht nur alle Gebete, auch die, an die sich nicht mal die ältesten Vorfahren noch erinnern konnten. Auf einmal ist sie drei Mal am Tag in eine Lethargie gefallen und hat Prophezeiungen bekommen. Die kleine Franziska haben Menschen bei sogenannten „zabrania” besucht, wo sie auf Antworten, Ratschläge usw. im Zusammenhang mit ihrem Privatleben hofften. Ihre Eltern haben beschlossen, ihr ein kleines Haus in der Nähe des Familienhauses zu bauen, in dem sie ohne Probleme Bedürftige aufnehmen konnte. Jedem hat sie zugehört, individuelle Ratschläge gegeben oder empfohlen zu beten. Sie wusste über ihre Besucher alles, auch wenn sie ihre Gäste nie im Leben gesehen hatte, da einige aus Beuthen (poln. Bytom), Gleiwitz (poln. Gliwice) oder Rosenberg (poln. Olesno) stammen. Sie ist am 2. April 1935 in Kanus gestorben. Vor ihrem Tod sollte sie auch eine Vision bekommen, in der sie vor dem Ausbruch eines Krieges, mit noch schlimmeren Folgen, gewarnt wurde. Darüber wollte sie jedoch nicht Bescheid geben, um Panik zu vermeiden. Ihr Grab befindet sich neben der Kirche in Lubetzko. Ihre Familie lebt noch immer im Haus der Mystikerin, wo Touristen und Pilger zu Besuch kommen. Das Zimmer mit dem Sofa, auf dem Franziska ihre Visionen hatte, ist unverändert erhalten.

Klara Piosek

Studentin des 2. Studienjahres der Germanistik an der Universität Oppeln

Der Artikel Entstand dank der Zusammenarbeit mit der Antidotum –  Redaktion.

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