Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Minderheitensprachen schützen

Diese Woche wurde in ganz Europa der „Tag der Sprachen“ begangen. Es geht darum, Vielfalt zu feiern und gefährdete Sprachen sowie die Sprachen von Minderheiten zu schützen.

Seit 2001 gibt es den „Europäischen Tag der Sprachen“. Der Tag soll die Menschen ermutigen, eine neue Sprache zu lernen. Denn wenn wir eine neue Sprache lernen, lernen wir nicht nur die Sprache selbst, sagt Dr. Susanna Slivensky, Sprachwissenschaftlerin vom europäischen Sprachenlernzentrum des Europarats: „Sprachen lernen fördert interkulturelle Kompetenzen, also das Vermitteln zwischen Kulturen, Toleranz und das Interesse an anderen Kulturen.“ Und genau das sei wichtig für eine plurale Gesellschaft, wie wir sie hier in Schlesien haben. Aber auch ganz praktisch, ist Dr. Slivensky überzeugt, steigern Sprachkompetenzen den eigenen Marktwert auf dem Arbeitsmarkt.

Sprache bedeutet Identität

Eine Sprache zu sprechen ist aber mehr als nur die Sprache selbst, betont Dr. Susanna Slivensky. Sprache ist Kultur, Identität und fördert die Zusammengehörigkeit von Gruppen. Genau deswegen ist es auch so wichtig, Minderheitssprachen zu schützen: „Wer die Sprache von Minderheiten schützt, schützt auch die Minderheit selbst“, sagt sie.

Vor Kurzem wurde in Chronstau der deutsch-polnische Kindergarten eröffnet.
Foto: Lucas Netter

Deswegen kritisiert der Europarat in einem Bericht explizit die Kürzung des Unterrichts „Deutsch als Minderheitssprache“ von drei auf jetzt eine Stunde pro Woche. Und auch Rafał Bartek, Vorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen, findet das unfair: „Die Kinder der deutschen Minderheit werden zu Geiseln von großer deutsch-polnischer Politik gemacht. Dabei haben wir als Minderheit keinen Einfluss auf die deutsche Politik oder wie Polnisch in Deutschland unterrichtet wird. Es geht hier ja um polnische Staatsbürger, die schon immer hier waren und nicht um Zugezogene.“

Deutsche Minderheit mit eigenem Unterricht

Die deutsche Minderheit in Polen ist zum Glück aber selbst gut aufgestellt. Mit „LernRAUM.pl“ bietet sie kostengünstig selbst Sprachkurse und Deutsch-Unterricht für alle an, ebenso andere Projekte, die schon früh die deutsche Sprachfähigkeit fördern sollen. In der deutsch-polnischen-Joseph-von-Eichendorff-Zentralbibliothek können deutsche Bücher ausgeliehen werden und in Workshops lernen Kinder schon in jungen Jahren spielerisch die deutsche Sprache und etwas über deutsche und schlesische Traditionen.

Und zumindest aus Deutschland gibt es Hilfe. Viele dieser Projekte sind aus Mitteln des Bundesministeriums für Inneres und Heimat finanziert. Erst vor Kurzem konnte mit insgesamt einer Million Euro aus Deutschland ein deutsch-polnischer Kindergarten in Chronstau eröffnet werden.

Andreas Schneider

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