Um das Jahr 1850 fingen an, Grabtafeln aus Porzellan in Schlesien populär zu werden. Man fand sie damals auf jedem Friedhof. Doch nach dem Krieg wurden die meisten zerstört. Umso erfreulicher ist nicht nur für Hobbyhistoriker der Fund, der nun auf einem Gogoliner Dachboden gemacht wurde.
Die Grabtafeln aus Porzellan fand man in verschiedenen Größen, meistens in der Form eines Buches oder Ovals. Das besondere an den Epitaphien war, dass sich auf ihnen nicht nur der Name und eine Abbildung der verstorbenen Person befanden. Sie s enthielten oftmals auch kurze Texte über die verstorbene Person, ihren Beruf, die Familie oder auch Gedichte. Bis zum Zweiten Weltkrieg, also fast 100 Jahre lang, wurden die Gräber mit den Porzellantafeln ausgestattet. In dieser Zeit produzierte fast jede Porzellanfabrik solche Epitaphien. Auch am Gogoliner Friedhof fand man diese Art von Grabtafeln, aber da nach dem Krieg das ganze Deutschtum vernichtet wurde, sind nur wenige solcher Epitaphien bis heute erhalten geblieben. Einige wurden letztens auf einem Dachboden in Gogolin gefunden.
Gerettet in der Nacht
Der Gogoliner Walter Stannek kennt die Geschichte dahinter: „Nach dem Krieg wurde alles, auf dem ein deutsches Wort stand, durch offizielle Ämter zerstört. Es geht hier nicht nur um Alltagsgegenstände in den Häusern oder Aufschriften im öffentlichen Raum, sondern die damalige Regierung scheute auch nicht vor so sensiblen Orten wie Friedhöfen zurück. Ohne auf den Wert des Ortes zu achten, wurden Grabtafeln und deutsche Aufschriften zerstört“. Die Familie Czernek wusste, welches Schicksal die historischen deutschen Porzellantafeln erwartet. „Eines nachts fuhr der Vater mit dem Großvater auf den Friedhof, um vier eiserne Kreuze mit den Epitaphien und sogar ein ganzes Grab aus Granit vor der Vernichtung zu bewahren. Sie brachten die Sachen zu sich nach Hause, wo sie sicher waren“, erklärt Walter Stannek.
Grabsteine kehrte zurück
Der komplette Grabstein und die Porzellantafeln wurden auf dem Dachboden des Hauses der Familie Czernek versteckt, wo sie viele Jahre blieben. Bernadeta Szyszka wuchs in dem Czernek-Haus auf. Sie wusste, dass ein Grab unter dem Dach ist und fragte bei ihrer Mutter nach, die ihr diese Geschichte erzählte. „Wir waren als Kinder daran gewöhnt, dass wir auf den Friedhof gingen und da waren diese zerstörten Grabmäler zu sehen. Wir haben schon damals gewusst, warum es so war. Es war mir eigentlich seit der Kindheit bewusst, welchen Einfluss die Geschichte darauf hatte.“ Die Epitaphien blieben bis zum heutigen Tag im ehemaligen Familienhaus der Czerneks, aber Ende der 1980er Jahre wurde das Grab wieder auf den Friedhof in Gogolin gebracht. Es ist dort das einzige noch erhaltene Grab mit den original deutschen Inschriften. „Diese Geschichte zeigt, welchen Trend es in Schlesien nach dem Krieg gab. Das war eine weitere Form der Verachtung der lokalen Bevölkerung, der Autochthonen. Das zeigt, wie groß der Hass gegenüber dem Deutschtum nach dem Krieg war“, so Walter Stannek.
Andrea Polański