In Frankfurt am Main gibt es nun eine Börse für chinesische Wertpapiere: die China Europe International Exchange (CEINEX). Der Handel findet in der chinesischen Landeswährung Renminbi statt und soll China den Eintritt in den internationalen Kapitalmarkt erleichtern, die Wirtschaft und Währung des Landes stärken und das Reich der Mitte im internationalen Kapitalhandel fester etablieren.
Der Handel in Frankfurt am Main ist erst seit dem 18. November möglich geworden, und dennoch sind auf dem China Europe International Exchange (CEINEX) bereits fast 200 Produkte notiert, davon 181 Anleihen und 17 Aktienfonds (ETFs): „Dies ist ein wichtiger Schritt im Rahmen der Öffnung des chinesischen Kapitalmarktes für das Ausland, auch wenn noch sehr viel Vorarbeit vor uns liegt”, sagte der Chef der Deutschen Börse Carsten Kengeter, der über viele Jahre als Investmentbanker in China tätig war.
Börse als Barometer
Die in Frankfurt angebotenen ETFs (moderne Finanzinstrumente für die zunehmend anspruchsvollen Investoren, durch welche Fondseinheiten auf der Börse notiert werden und die Erwerbs- und Vertriebskosten wesentlich geringer sind als bei herkömmlichen Fonds) basieren auf chinesischen Kapitalprodukten sowie auf Aktienfonds des Shanghai Stock Exchange 50 Index. Laut Jianhong Wu, dem CEO (Vorstand) der neuen Frankfurter CEINEX, will die neue Börse Investoren in Deutschland und Europa gewinnen. In Kürze würden neben Fonds auch Einzelaktien im Handel präsent sein. Chinesische Konzerne könnten so ihre Aktien künftig auch in Frankfurt am Main herausgeben und damit ihre Liquidität durch internationale Investoren direkt in Europa erhöhen. Die CEINEX hoffe, demnächst chinesische Großkonzerne wie PetroChina oder die Bank of China nach Frankfurt zu holen, da ihre Präsenz an der neuen Börse weitere Firmen und Investoren, insbesondere institutionelle, anziehen wird. Die neue Börse habe für China zudem politisch die Funktion eines Barometers für aktuelle Entwicklungen und Markttrends in Richtung China, so der CEINEX-Chef Jianhong Wu.
Chinesisches Tor am Main
Die neue Börse hat drei Eigentümer: die Deutsche Börse, die chinesische Shanghai Stock Exchange (SSE) – beide mit jeweils 40 Prozent der Anteile – und die China Financial Futures Exchange, die über die restlichen 20 Prozent der Anteile verfügt. Die letztgenannte ist die einzige chinesische Börse, die mit Derivaten handelt, d.h. abgeleiteten Aktienhandelsinstrumenten wie z.B. Optionen. Frankfurt am Main soll also das europäische Eingangstor für den Handel mit chinesischen Wertpapieren werden und die dortige Börse soll helfen, ein Handelsparkett für chinesische Produkte außerhalb Chinas aufzubauen. Es geht darum, dass die auf dem dortigen Markt präsenten Investoren nunmehr auch in Europa mit der chinesischen Währung zahlen können. Wer bereits ein Renminbi-Konto hat, kann in Frankfurt am Main mit eben dieser Währung für Produkte zahlen. Damit festigt China seine Position auf dem internationalen Kapitalinvestitionsmarkt. Derweil plant die Deutsche Börse bereits ein ähnliches Projekt: eine gemeinsame Initiative mit der Chinesischen Volksbank.
Krzysztof Świerc