Der Deutsche Freundschaftskreis (DFK) in Oppeln-Goslawitz hat viel zu bieten und doch fehlt der Nachwuchs. Im Gegensatz zu vielen anderen hat er seinen Sitz nicht in einem Dorf, wo die deutsche Minderheit stark und für jedermann sichtbar ist – beispielsweise durch die zweisprachigen Ortstafeln. Dieser Umstand hat die Arbeit im DFK nicht immer leicht gemacht.
Drei Fahnen schmücken die Giebelseite des Hauses: eine rot-weiße, eine schwarz-rot-goldene und eine mit dem schlesischen Adler. Schon von Weitem für jedermann sichtbar. Der DFK Goslawitz versteckt sich nicht. In den großzügigen Schaufenstern hängen in deutscher und polnischer Sprache Ankündigungen über die nächsten Proben der Kinder-Tanz- und Gesangsgruppe „Oppelner Spatzen“ und eine Einladung zum Frauentag. Über den Hinterhof geht es zum Eingang. Schon an der alten Holztür mit der liebevoll angefertigten Schnitzfigur lässt sich erahnen, dass die Menschen hier viel Wert auf ein gemütliches „Zuhause“ legen.
Viel Platz für alle Mitglieder
„Die Schnitzerei hat ein DFK-Mitglied angefertigt“, sagt DFK-Chef Ernst Mittman, dem man anmerkt, wie stolz er auf seinen DFK ist. Und dazu hat er allen Grund. Über zwei Etagen erstreckt sich der DFK-Sitz. Heiligen-Bilder, Bilder mit Sprüchen und Gedichten, Landkarten, aber auch Girlanden und Diplome schmücken die Wände. Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss bieten viel Platz für die DFK-Versammlungen und Feierlichkeiten. Das hat der DFK auch nötig, denn rund 50 Mitglieder kommen hier regelmäßig zusammen. Im Obergeschoss kann der DFK neben einer großzügigen Küche sogar mit einer eigenen umfassenden Bibliothek aufwarten. Über 20 Jahre lang haben Ernst Mittman und seine Frau diese betreut. Im Alter wollen sie nun langsam zurückziehen und suchen händeringend ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich zwei Mal wöchentlich zu den Öffnungszeiten um die Bibliothek kümmern können. Doch das ist schwierig. „Wir sind in der Woiwodschaftshauptstadt. Hier gibt es viele Freizeitangebote, die junge Menschen viel lieber wahrnehmen, als sich bei uns zu engagieren“, bedauert Ernst Mittman.
Was der Mensch nicht kennt, das lehnt er ab
Das ist nicht das einzige Problem, das ein Sitz in der Stadt mit sich bringt. Hier sind die Deutschen weitaus weniger sichtbar und bekannt als auf den Dörfern, noch dazu, wenn bereits die zweisprachigen Ortstafeln darauf hinweisen, dass hier eine deutsche Minderheit lebt. In der Vergangenheit wurde das schon zum Problem – denn es ist doch so: was der Mensch nicht kennt, davor hat er Angst, das lehnt er ab. Diese Ablehnung bekam auch der DFK zu spüren.
Mitte der 2000-er Jahre setzen sich die Mitglieder für den Wiederaufbau eines Kriegerdenkmals ein, das den Gefallenen des Ersten Weltkrieges gewidmet ist. Fast fünf Jahre soll es dauern, bis die bürokratischen Hürden überwunden sind. Erheblichen Protest gibt es von der Stadt Oppeln, nur durch die Unterstützung eines polnischen Pfarrers glückt der Wiederaufbau.
„Als das Denkmal dann stand, kamen Leute im Auftrag der Stadt, um das Denkmal zu vermessen. Hätten wir uns in den Maßen vertan, hätten sie ja einen Grund gehabt, es abzureißen“, erinnert sich Mittman. Ganz zu schweigen von dem bedauerlichen Zwischenfall nach der Einweihung. „Jemand hat das Denkmal mit rot-weißer Farbe begossen“, berichtet Mittman. Ein Fall von nationalistisch motiviertem Vandalismus, der auch andere wiedererrichtete Denkmäler der Deutschen getroffen hat, man denke nur an die überlebensgroße Eichendorff-Figur in Ratibor. Und das ist nicht alles: Auch Morddrohungen hat Ernst Mittman erhalten. „Das hat mir im ersten Moment ziemlich Angst gemacht“, sagt der DFK-Chef. „Doch ich lasse mich nicht einschüchtern. Die Arbeit im DFK ist mir wichtig, denn ich bin mir meiner Wurzeln bewusst. Wer seine Wurzeln nicht kennt, der ist arm dran.“ Mittlerweile ist das alles zehn Jahre her und seitdem gab es keine einschneidenden Zwischenfälle mehr.
Immer einen Besuch wert
Für den DFK ist das wiederaufgebaute Kriegerdenkmal bis heute seine wohl wichtigste Initiative. „Wenn es um die Kriege vergangener Zeiten geht, dominierte der Zweite Weltkrieg alles. Doch der Erste Weltkrieg hat ebenso viel Leid angerichtet, das sollten wir nicht vergessen“, sagt die 87-jährige Anna – damals Mitglied im Wiederaufbaukomitee. In diesem engagierte sich auch Henryk Zyla. „Das Denkmal befindet sich direkt neben unserem DFK an einer viel befahrenen Straße. So ist es für jeden sichtbar und das freut mich besonders, darauf bin ich stolz“, sagt der 77-Jährige.
Ein imposantes Denkmal und ein mit Liebe zum Detail hergerichteter Sitz sind aber nicht der einzige Grund, warum sich ein Besuch beim DFK Goslawitz lohnt. Dort gibt es auch eine kleine Heimatstube mit vielen Gebrauchsgegenständen aus vergangenen Zeiten, die heute kaum mehr bekannt sind.
Wer sich im DFK Goslawitz engagieren oder die Heimatstube besichtigen möchte, privat oder mit einer Schulklasse, findet mehr Informationen auf der DFK-eigenen Internetseite, die regelmäßig mit Informationen sowie Fotos und Videos aktueller Veranstaltungen bestückt wird. Die Adresse lautet www.dfkgoslawice.opole.pl.
Marie Baumgarten
Foto: Marie Baumgarten
BU: Ein Besuch beim DFK Goslawitz lohnt sich immer. Dort gibt es auch eine kleine Heimatstube mit vielen Gebrauchsgegenständen aus vergangenen Zeiten, die heute kaum mehr bekannt sind.