Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Über Minderheiten und Mehrheiten

Ende April kamen die Mitglieder der deutsch-polnischen Kopernikus-Gruppe in Oppeln zusammen und diskutierten über die Lage der Minderheiten. Vor Kurzem stellten sie als Ergebnis dieses Treffens ihr Arbeitspapier vor.

Bei dem Treffen in Oppeln diskutierten die Teilnehmer nicht nur untereinander. Um die Lage und die Perspektiven der deutschen Minderheit besser kennenzulernen, sprachen sie auch mit deren Vertretern, sowie dem Oppelner Marschall Andrzej Buła und Vertretern des Oppelner Bischofs. Nach den Beratungen veröffentlichte die Gruppe nun ein Arbeitspapier unter dem Titel „Zivilgesellschaft stärken. Minderheiten und Mehrheiten als Akteure der deutsch-polnischen Nachbarschaft“.

Instrumentalisierung
Darin betonen sie u.a. die Bedeutung des vor einem halben Jahr in Oppeln eröffneten Dokumentations- und Ausstellungszentrums der Deutschen in Polen. „Es zeigt, wie der kulturelle und historische Beitrag von ethnischen Minderheiten konstruktiv in der Gegenwart nutzbar gemacht werden kann. (…) Damitdokumentiert die Minderheit, welchen Weg sie in den letzten Jahrzehnten gegangen ist: Sie zeigt sich nicht mehr aus einer einseitigen Opferperspektive, sondern ist bereit zur selbstkritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte“, heißt es in dem Dokument, das gleichzeitig dazu aufruft, für die in Deutschland lebenden Polen ein ähnliches Dokumentationszentrum aufzubauen.

Foto: Teilnehmer des Treffen der Kopernikus-Gruppe in Oppeln im Gespräch mit Marschall Andrzej Buła. Foto: Kopernikus-Gruppe

Die Kopernikus-Gruppe unterstreicht auch, dass sowohl die Polonia in Deutschland als auch die deutsche Minderheit in Polen Spiegelbilder der Veränderungen der Gesellschaften sind und sie zeigen die neue Normalität in Europa. „Aus diesem Grund beobachten wir mit Sorge die Versuche, die deutsche Minderheit in Polen politisch auszunutzen. Wir stellen gleichzeitig fest, dass die Polonia in Deutschland lange Zeit nicht in dem Umfang unterstützt worden ist, wie es der Nachbarschaftsvertrag festgelegt hat. Wir warnen davor, die Minderheiten politisch zu instrumentalisieren oder gegeneinander auszuspielen. Denn dadurch verlieren alle, die Minderheiten und die Mehrheitsgesellschaften“, lesen wir in dem Arbeitspapier.

Deutschunterricht
Schließlich, neben einigen Vorschlägen für mehr Unterstützung für die Minderheiten, geht die Gruppe auch auf den Deutschunterricht in Polen ein. „Wir erwarten nicht nur, dass die Diskriminierung der Kinder der deutschen Minderheit beendet und der Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache in einem Umfang von drei Wochenstunden wiederhergestellt wird, sondern wir erwarten auch die Erweiterung des Angebots auf Klassen oberhalb von Klassenstufe 6“, heißt es im Arbeitspapier.
Den gesamten Wortlaut des Dokumentes lesen Sie auf der Internetseite des Deutschen Poleninstituts.

Rudolf Urban

Die Kopernikus-Gruppe ist ein Projekt des Deutschen Polen-Instituts und der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung und wurde im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Mitlieder sind Wissenschaftler und Personen des öffentlichen Lebens aus Polen und Deutschland.

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