Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vom Judentum inspiriert

Am Dienstag vergangener Woche (13.06.) lud das in Oppeln angesiedelte Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen (DAZ) zum dritten und vorerst letzten Treffen der interkulturellen Gesprächsreihe „Minderheiten im Dialog“ ein. Zu Gast war die Malerin jüdischer Herkunft Mira Żelechower-Aleksiun.

Mira Żelechower-Aleksiun hat viel Spannendes zu erzählen. Knapp anderthalb Stunden lang gewährt die Breslauer Künstlerin den Zuhörern im DAZ detaillierte Einblicke in die jüdische Lebenswelt – und ist dabei umgeben von einigen ihrer Gemälde, die an den Wänden des Veranstaltungsaals angebracht wurden. „Man kann diese Begegnung mit der Malerin und ihrer Kunst als Anstoß für eine vertiefte Beschäftigung mit der jüdischen Religion und Tradition begreifen“, erklärt die im DAZ tätige Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa), Dr. Maria Stolarzewicz, die die interkulturelle Gesprächsreihe organisiert hat.

Das bewegte Leben von Mira Żelechower-Aleksiun hält viele Geschichten bereit. Geboren wurde sie 1941 in Millerowo, etwa 220 Kilometer nördlich von Rostow am Don im heutigen Russland. Dorthin waren ihre Eltern zu Beginn des Zweiten Weltkrieges geflohen. Nach dem Krieg kehrte die junge Mira mit ihrer Mutter (der Vater war von den Nationalsozialisten ermordet worden) zurück nach Polen und ließ sich in Breslau nieder. Ihr Interesse für die Malerei entwickelte sie an einem Kunstgymnasium und dann während des Studiums an der Staatlichen Kunsthochschule in Breslau, das sie 1966 abschloss. Heute gehört sie zu den markantesten Figuren des künstlerischen Milieus in Breslau.

Mira Żelechower-Aleksiun mit der DAZ-Mitarbeiterin Bogna Piter, die die Veranstaltung moderierte. Im Hintergrund hängen einige Gemälde der Künstlerin.
Foto: Lucas Netter

Zwar wuchs Mira Żelechower-Aleksiun in einem atheistischen Haushalt auf; als Erwachsene trat sie jedoch in die katholische Kirche ein. Erst in den 1980er-Jahren entdeckte sie während einer Reise nach Israel ihre Zugehörigkeit zum Judaismus – und konvertierte. Von den Schriften dieser Religion sind zahlreiche ihrer Gemälde inspiriert. Über ihre Faszination für das Judentum sagt die Malerin: „Im Judentum sind die Bedeutungen so tief, dass sie meine Kreativität immer wieder anregen. Das bezieht sich auf die Inhalte, auf die Beziehungen zur Religion, auf Mythen, Rituale und Schatten der Geschichte sowie auf die menschlichen Erfahrungen.“

Mit Mira Żelechower-Aleksiuns Besuch in Oppeln endet die dreiteilige Veranstaltungsreihe nun erst einmal. Dr. Maria Stolarzewicz zeigt sich mit dem Verlauf des Projekts zufrieden: „Die Persönlichkeiten dieser Treffen brachten uns und den zahlreichen Besuchern unserer Veranstaltungen viel Unbekanntes näher. Nach den Sommerferien soll das das Ganze fortgesetzt werden. Ich für meinen Teil nehme von diesem Projekt die Erfahrung einer guten Teamarbeit im DAZ und Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen und ihren Geschichten mit“, so die Kulturmanagerin.

Lucas Netter

Die Ausstellung einer Auswahl von Mira Żelechower-Aleksiuns Gemälden kann man noch bis zum 31. August 2023 im DAZ (Szpitalna-Straße 11 in Oppeln) sehen. Der Eintritt ist frei.

Die interkulturelle Gesprächsreihe „Minderheiten im Dialog“ wurde gefördert durch das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) aus Mitteln des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland.

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