Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vielseitig und sprudelnd vor Ideen

Seit Anfang September hat der Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren VdGEM eine neue Kulturmanagerin. Vom Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart ifa kam Julia Herzog ins südliche Ostpreußen.

 

Julia Herzog – Neue Kulturmanagerin beim VdGEM

Was haben Sie bisher gemacht?
Ich komme gebürtig aus Hildesheim in Niedersachsen, bin dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Vor zehn Jahren bin ich nach Mainz gezogen, um Buchwissenschaft und Polonistik zu studieren. Derzeit promoviere ich über ein Thema aus der polnischen Literatur.

 

Was muss man sich denn unter Buchwissenschaft vorstellen?
Buchwissenschaft umfasst den ganzen Bereich des Buches vom Lektorat über den Verlag und die konkrete Entstehung eines Buchs bis hin zu wissenschaftlichen Untersuchungen, was etwa das Lesen bewirken kann – es ist ein vielfältiges Studium.

 

Ist Polnisch Ihre einzige Fremdsprache?
Nein, ich habe in der Schule Englisch, Französisch und Spanisch gehabt und auf Französisch mein Abitur geschrieben. Danach habe ich unter anderem in Spanien als Jugendreiseleiterin gearbeitet, das war konkrete Jugendarbeit, oft auch in Verbindung mit Sport. Ich habe mir die Konzepte für die Freizeit überlegt und geplant, aber auch traditionelle Aufgaben eines Reiseleiters, wie Erklärungen bei Städtereisen, gehörten dazu. Das habe ich ein Jahr vor dem Studium gemacht.

 

Wie kamen Sie dann auf die Arbeit als Kulturmanagerin beim ifa?
Durch mein Hauptstudium der Polonistik war ich natürlich immer daran interessiert, mich für die deutsch-polnischen Beziehungen einzusetzen, zum Frieden in Europa beizutragen durch die deutsch-polnische Zusammenarbeit. Das gelingt mir im Rahmen dieser Arbeit.

 

Hatten Sie schon früher Kontakte zu Polen oder/und familiäre Wurzeln hier?
Ich wollte immer mal in Polen arbeiten und hatte schon längere Aufenthalte dort. So war ich zum Beispiel in Breslau, habe dank der Universitätspartnerschaft mit Mainz in Warschau studiert und habe Deutsch als Fremdsprache in Ostrolenka unterrichtet. Bei einem Arbeitsaufenthalt in der Stadtbibliothek in Oppeln hatte ich auch Kontakte zu dortigen Deutschen. Außerdem habe ich vor einiger Zeit ein Praktikum in der polnischen Botschaft in Berlin absolviert.
Ich habe auch familiäre Wurzeln. Meine Vorfahren kommen hier aus der weiteren Region, das heißt, meine Oma ist in Posen geboren, meine Eltern in Thorn. Daher kommt das Interesse, gerade hier zu arbeiten.

 

Bisher war die Kulturmanagerin hier nur beim VdGEM angesiedelt. Sie sind die erste, die auch für die deutsche Minderheit in Allenstein und Neidenburg zuständig ist. Ist das nicht ein bisschen schwierig, alles unter einen Hut zu kriegen?
Das Wort „schwierig“ würde ich nicht gebrauchen. Ich will nicht die Arbeit mit dem Blick auf Schwierigkeiten beginnen und lieber so herangehen: möglich ist alles. Kommunikation ist das Wichtigste; wenn wir kommunizieren, zusammenarbeiten, die gleichen Ziele verfolgen – und dessen sind sich die Gesellschaften bewusst – dann können wir mehr bewirken. Es ist natürlich eine Herausforderung, die nehme ich aber gerne an und der stelle ich mich.

 

Haben Sie schon Ideen für Ihre Tätigkeit hier in Ermland und Masuren?
Oh ja, ich habe ganz viele Ideen, die ich mitbringe, die aber noch mit und unter den Gesellschaften abgestimmt werden müssen. Dazu sind wir noch nicht gekommen, es ist ja gerade meine erste Woche hier. Ich spiele zum Beispiel schon seit 23 Jahren Volleyball, bin auch Trainerin und war in der Sportjugend aktiv. Diesen sportlichen Hintergrund will ich nutzen, um vor allem junge Menschen zu mobilisieren und zusammenzubringen. Aber es gibt auch Impulse aus dem Studium der Buchwissenschaften, die ich aufgreife – Lesen verbindet, sagt man ja. Es sprudelt so vieles in mir, das ich in neue Projekten umsetzen will, die den Menschen Spaß machen. Dabei geht es nicht nur um den Schwerpunkt der wichtigen jungen Generation, sondern auch darum, Jung und Alt zu verbinden und die ältere Generation nicht außer acht zu lassen.

 

 

Uwe Hahnkamp

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