Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Pastor Wojciech Pracki

2. Sonntag vor der Fastenzeit
Lesungen: Jesaja 55,8-12a, Hebräerbrief 4,12-13

“Er sagte: mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.” Markusevangelium 4,26-29

Königreich Gottes, wie ein Samen
Es ist schon originell, das Königreich Gottes mit einem Samen zu vergleichen. Ein Kornsamen ist doch winzig – keinem Königreich ähnlich. Aber es entwickelt sich und wächst. Niemand weiß genau wie.
Es fing auch mit einem kleinen Samen an in der Kirchengeschichte, mit einem von den Römern gekreuzigten Lehrer. Seine Jünger verbreiteten seine Lehre in ihrem Umfeld und weit darüber hinaus. Sogar einige Verfolger der Christen, wie Saulus, wurden zu erfolgreichsten Verkündern des Evangeliums. Der Samen keimte und wuchs. Aus einer unbekannten Gruppe, irgendwo am Rande der Welt, wurden die Christen im Mittelalter zu einer führenden Kraft. Sie spalteten sich auch in miteinander konkurrierende Gruppen. Über die Abweichungen von der Lehre des Meisters in der Geschichte sind viele dicke Bücher geschrieben worden.
In den letzten Jahren scheint die Entwicklung in Europa nicht mehr so stark. Man kann sogar sagen, dass die Frucht ziemlich faul ist. Woran liegt es? Vorwürfe vonseiten der Kirchen gibt es zahlreiche: Die Menschen interessieren sich nicht mehr für Gott, Konsumptionismus statt Gottesdienst und Gebet, sexuelle Revolution in den späten 60ern, die bis heute ihre Früchte bringt usw. Na ja, man kann das Schuldbewusstsein natürlich sehr erfolgreich von sich selbst wegschieben. Aber von Missbrauchsskandalen in der Kirche hören wir doch auch – in den USA, Chile, Kanada, Deutschland, Polen, Irland usw. Da tragen die Christen unterschiedlicher Bekenntnisse besonders viel dazu bei. Wenn wir dazu noch das Engagement der Kirchenmenschen in politische Diskussion berücksichtigen, bekommen wir ein perfektes Rezept für die Vernichtung des Königreiches Gottes durch die Christen selbst.
Trotzdem – es wächst, und wir wissen nicht wie. Es geht nicht um große Zahlen und um die Entwicklung, um Sichtbarkeit und Anerkennung. Das Königreich wächst immer, wenn die Bibel aufgeschlagen und gelesen wird. Wo Hände sich im Gebet zusammenfalten. Wo das „Ich bin dabei” – auf die Frage – „Folge mir nach” – durch unseren Mund ausgesprochen wird. Wo ich auf meinen Komfort verzichte und der Bedürftigkeit anderer Menschen entgegenkomme. Es entwickelt sich – keimt, wächst und bringt Früchte. Im Königreich Gottes handelt es sich nicht um Institutionen und theologischen Streit. Es geht nur um das Jünger-Dasein. Nur dann kann es wachsen und keiner weiß wie. Amen.

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