Die meisten Dörfer in den Sudeten wurden in einem charakteristischen, lokalen Stil errichtet. Dieser ist besonders in Ortsteilen sichtbar, die überwiegend vor 1945 gebaut wurden. In dieser Hinsicht ist das im Schatten des Glatzer Schneeberges liegende Wölfelsgrund (Międzygórze) einzigartig. Hier fühlt man sich, als ob man einen Abstecher nach Tirol oder gar Norwegen machen würde.
Am einfachsten ist Wölfelsgrund mit dem Auto zu erreichen, die Anreise aus Glatz (Kłodzko) sollte nur ein wenig über 30 Minuten in Anspruch nehmen. Möglich ist es auch, mit dem Bus aus Habelschwerdt (Bystrzyca Kłodzka) hierher zu kommen. Der kleine Ort bietet relativ viele Parkmöglichkeiten, oft sind diese jedoch privat und kostenpflichtig. Eine gute Alternative dazu bietet der Parkplatz, der sich kurz vor dem Dorf gegenüber des Friedhofes befindet.
Eine Perle der Architektur
Gleich daneben ist schon als Vorgeschmack auf die Architektur des Dorfes die Friedhofskapelle aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu sehen. Entlang der Straße sollten auch die Zeichen des grünen Wanderweges zu finden sein. Diese führen uns innerhalb von etwa 10 Minuten ins Dorfzentrum.
Hier ist bereits erkennbar, was Wölfelsgrund einzigartig macht. Dicht nebeneinander befinden sich die Pfarrkirche St. Joseph aus dem 18. Jahrhundert, die ehemalige evangelische Kirche (heute Filialkirche Heilig Kreuz) aus dem Jahre 1911 sowie mehrere Pensionen, Hotels und Privathäuser. Die meisten davon sind Holzbauten, von denen jede aussieht, als ob sie eigentlich in den Alpen oder an einem Fjord stehen würde.
Wie viele Orte in der Region hat auch Wölfelsgrund besonders viel Marianne von Oranien-Nassau zu verdanken. Die Gemahlin von Prinz Albrecht von Preußen war in der Mitte des 19. Jahrhunderts die größte Gutsherrin der Gegend, die sich durch etliche Stiftungen bekannt machte. Auf ihre Initiative hin wurden hier die ersten Ferienhäuser und 1871 die Berghütte Schweizerei am Schneeberg errichtet.
Am Wölfelsbach entlang
Das Dorfzentrum bietet Ausflugsmöglichkeiten in mehrere Richtungen. Wir suchen zunächst nach den roten Zeichen. Diese führen uns nach links, entlang des Wölfelsbaches, der durch das ganze Dorf fließt. Wer in den nächsten Minuten den Strom beobachtet, wird erkennen, dass das Wasser immer schneller und heftiger fließt. Immer lauter wird auch der Lärm, den das Wasser macht. Auf diese Weise gibt sich der Wölfelsfall zu erkennen. Es ist ein 22 Meter hoher Wasserfall, der seit 200 Jahren ein Reiseziel von Ausflügen aus der Region ist. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er sogar künstlich auf 27 Meter erhöht und gehörte bis zur Flut im Jahre 1997 zu den höchsten Wasserfällen in den Sudeten. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde über dem Wasserfall ein Park mit einem Springbrunnen errichtet. Die Brüder Negler installierten rund um den Wölfelsfall Treppen, Geländer, Stege und Aussichtsplattformen, die überwiegend noch bis heute genutzt werden.
Gleich nachdem wir den Wasserfall besichtigt haben, biegt der rote Wanderweg rechts ab. Eine lange Steintreppe wird uns fast 60 Meter nach oben führen. Dieser erste Anstieg des Tages ist eine Vorbereitung auf die eigentliche Wanderung durch das Massiv des Glatzer Schneeberges.
Fortsetzung folgt
Łukasz Malkusz