Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Anspruchsvoller Weg

Zum Abschluss der diesjährigen Wandersaison begeben wir uns ins Reichensteiner Gebirge. Vor uns liegt ein besonders aufregender Spaziergang, bei dem Sehenswertes an jeder Ecke wartet.

Vom Gipfel des Dreieckers geht es erst einmal etwa 70 Meter herunter. Es ist ein steiler Abstieg, denn den ganzen Höhenunterschied bewältigen wir auf einem Teilstück, das nur 600 Meter lang ist. Man sollte vorsichtig sein, umso mehr, da immer wieder etwas Interessantes in unser Blickfeld gerät.

Vom Dorf Karpenstein…

Zuerst geht es durch die sogenannte Höllenschlucht, eine Rinne in einem 10 Meter hohen Felsen hindurch. Gleich danach sehen wir auf der linken Seite die Felsenwand, eine 100 Meter lange und 10 bis 14 Meter hohe Gesteinsformation. Wenige Minuten später geht es an den Drei Basteien vorbei, die am Eingang zum Felsentor stehen. Es handelt sich um eine 27 Meter lange Schlucht mit Wänden, die bis zu 30 Meter hoch sind. Diese Kletterei durchs Felsenlabyrinth dauert eine Viertelstunde, danach kommen wir an der Burgkreuzung an.
Hier verlassen wir kurz die blaue Wanderroute. Wir biegen links ab und spazieren 15 Minuten auf einer angenehmen Waldstraße den grünen Wanderweg entlang. Plötzlich sehen wir wie aus dem Nichts, in der Mitte des Waldes, ein weißes Gotteshaus. Falls man in der Gegend durchs Gebüsch stöbern würde, könnte man auf Mauerreste, Keller und Ziegelsteine stoßen.

Das Felsentor ist der interessanteste der zahlreichen Felsen im Massiv des Dreieckers. Foto: Łukasz Malkusz

Seit dem 17. Jahrhundert befand sich hier das Dorf Karpenstein. Im 19. Jahrhundert wurde es zu einem beliebten Wanderziel, mit zwei Gästehäusern und 19 bewohnten Bauernhäusern. Nach 1945 war es eine der ersten Ortschaften, die von der deutschen Bevölkerung verlassen wurde. Heute ist nur noch die Kapelle Unserer Lieben Frau der Verlorenen übrig. 1872 errichtet, wurde sie nach 1945 zur Ruine, hatte aber Glück und wurde in den Achtzigern wiederaufgebaut.

 

…zur Burg Karpenstein

Nachdem wir zurück zur Burgkreuzung gekommen sind, betreten wir ein letztes Mal den blauen Wanderweg. Es geht nach links und steil nach oben. In etwa 20 Minuten sind wir am höchsten Punkt unserer Wanderung angekommen. Mit 782 Metern ist die Spitze des Karpensteins gleichzeitig Standort einer gleichnamigen Burgruine. Wahrscheinlich im 14. Jahrhundert errichtet, hatte die Burg nie besonderes Glück. Sie wurde nie zum stabilen Eigentum einer Familie und wechselte oft den Besitzer, bis sie 1428 durch die Hussiten niedergebrannt wurde. Danach war sie 80 Jahre lang Sitz von Raubrittern. Es bedurfte mehrerer Militärexpeditionen, bis 1513 die Gegend endlich sicher gemacht wurde.
Wiederentdeckt wurde Karpenstein im 19. Jahrhundert, als die Kurgäste aus Bad Landeck sie zum Hauptziel ihrer Spaziergänge machten. Die einst 12 Meter hohen Mauern wurden weitgehend freigegraben und nebenan entstand ein Aussichtsturm. Heute kann man von hier keine Ausblicke mehr genießen, aber trotzdem ist es ein romantischer Ort, ideal, um sich nach einer über zwei Stunden langen Wanderung auszuruhen.

 

Fortsetzung folgt
Łukasz Malkusz

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