Mit Ryszard Galla sprach Krzysztof Świerc
Es ist schon über einen Monat her, dass die Parlamentswahlen stattgefunden haben und dass bekannt wurde, dass die Deutsche Minderheit ihren Abgeordneten im Sejm verloren hat. Was sind Ihre Überlegungen nach der Wahl? Hätte man im Wahlkampf etwas anders machen können?
Man könnte sagen, ein jeder ist im Nachhinein klug. Ja, wir hätten sicherlich mehr, besser und effizienter agieren können, aber wir haben, was wir haben. Ich glaube dennoch, dass wir einen Wahlkampf durchgeführt haben, der für uns maßgeschneidert war. Einen Wahlkampf, der aus unserer Sicht, aber auch aus der Sicht externer Beobachter, gut beurteilt wurde. Das reichte allerdings nicht, denn die Wähler haben bei dieser nahezu plebiszitären Abstimmung nun einmal andere Prioritäten gesetzt. Hinzu kam, dass viele Wähler davon überzeugt waren, dass die Deutsche Minderheit einen garantierten Parlamentssitz hat. Deshalb haben sie sich in voller Verantwortung dafür entschieden, entweder für die politische Option zu stimmen, die ihnen 500+, das dreizehnte und vierzehnte Monatsgehalt gab, oder für die andere, die für die Demokratie und die EU ist.
Sie waren 18 Jahre lang Abgeordneter. Sie haben hart gearbeitet und die Interessen der deutschen Minderheit und anderer nationaler und ethnischer Minderheiten in Polen vertreten. Und plötzlich ist alles vorbei – bum, auf einmal herrscht Stille! Wie kommen Sie damit zurecht?
Ich versuche, mich damit abzufinden. Aber es ist nicht leicht, denn ich habe fast zwei Jahrzehnte lang als Abgeordneter gearbeitet. Andererseits weiß ich, dass ich die vergangenen 18 Jahre nun schnell ordnen muss. Das heißt, ich muss in Warschau und hier in der Woiwodschaft Oppeln, wo ich mein Büro hatte, abrechnen. Ich habe also eine Menge Arbeit vor mir, eine schwierige Arbeit, die ich noch nie gemacht habe.
Wir kennen uns schon sehr lange und ich weiß, dass dies nicht das politische Ende von Ryszard Galla ist. Ihre langjährige Erfahrung, Ihr politisches Wissen und Ihre Kontakte müssen jetzt für die deutsche Minderheit genutzt werden. Da stellt sich die Frage: Was sind Ihre Pläne für die nächsten Monate und Jahre? Und welche Pläne hat die deutsche Minderheit für Sie?
Ich kann nicht sagen, dass ich schon alles gründlich durchdacht habe und einen klaren Plan habe. Im Moment versuche ich, die Dinge vernünftig zu ordnen, daher meine häufigen Reisen nach Warschau und Gespräche auf regionaler Ebene. Ich bin mir jedoch bewusst, dass ich in den letzten Jahren sehr viel Erfahrung gesammelt habe. Ich möchte nun das Beste daraus machen, denn ich war nicht nur Abgeordneter, sondern auch als Kommunalpolitiker tätig. Meine politische Laufbahn hat in der Tat in der Kommunalverwaltung begonnen. Ich setze nun alles daran, diese Erfahrung und insbesondere die Kontakte, die ich noch zu ehemaligen und aktuellen Abgeordneten, Ministern und Ministerialbeamten habe, für die Region Oppeln und die Minderheit zu nutzen. Ich glaube, dass nach den jüngsten Turbulenzen, die wir als deutsche Minderheit erlebt haben, jede Hand, auch die meine, von Nutzen sein wird. In dieser Frage habe ich übrigens bereits an verschiedenen Stellen Gespräche geführt, darunter auch mit Vertretern der deutschen Minderheit.
Glauben Sie, dass es für die Deutsche Minderheit möglich ist, in vier Jahren wieder im Parlament vertreten zu sein? Wenn ja, was sollte getan werden?
Es ist vor allem einen Versuch wert. Es fragt sich aber, nach welcher Formel. Wir haben bereits einige Diskussionen zu diesem Thema angestoßen, auch wenn sie derzeit eher auf die nächsten Kommunalwahlen ausgerichtet sind, die im Frühjahr 2024 stattfinden werden. Ich weiß aus Erfahrung, dass auch Abgeordnete anderer Minderheiten eine Pause von einer Legislaturperiode gemacht haben und dann in den Sejm zurückgekehrt sind. Deshalb bin ich der Meinung, dass es sich lohnt, es zu versuchen, denn es gibt ja eine Chance. Aber man muss eben darauf hinarbeiten, und zwar seit gestern! Denn ich glaube, dass wir einen großen Nachholbedarf haben.
Ryszard Galla: „Ich möchte das Beste aus meinen Erfahrungen machen, die ich nicht nur als Abgeordneter, sondern auch als Kommunalpolitiker gesammelt habe.“
Bei welchen Themen hat die Deutsche Minderheit konkret „gesündigt“?
Wir haben eine Menge interessanter und nützlicher Kultur- und Bildungsprojekte und allerlei interessante Veranstaltungen durchgeführt, die nicht nur der deutschen Minderheit, sondern auch der Mehrheit zugutegekommen sind. Andererseits haben wir nicht zu viel Zeit auf die Politik verwendet. Das heißt auf Gespräche darüber, wie die politische Situation in Polen tatsächlich ist und wie die Situation der deutschen Minderheit mit dieser Politik zusammenhängt.
Werden Sie noch einmal für den Sejm kandidieren oder entscheiden Sie sich für eine Kandidatur für den Senat, um das sprichwörtliche i-Tüpfelchen auf Ihre politische Karriere zu setzen?
Für mich kommt diese Frage zu früh. Ich bin noch nicht bereit, sie zu beantworten. Ich bin noch in der Phase, nach den Geschehnissen der letzten Parlamentswahlen wieder einen kühlen Kopf zu bekommen, Schlussfolgerungen zu ziehen und mich mit Themen zu befassen, die mir wichtig sind. Erst dann werde ich die Zeit finden, über meine politische Zukunft nachzudenken. Fairerweise möchte ich jedoch hinzufügen, dass dies weitgehend von den Vertretern unserer Strukturen abhängen wird.