Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Bestsellerautorin aus Ratibor

Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem

Wenn man Anna Eufemia Carolina Gräfin von Adlersfeld-Ballestrem heißt, dann steht einem die Welt offen. Das dachte sich bestimmt auch die am 18. August 1854 in Ratibor geborene Eufemia, die als eine der ersten Frauen im 19. Jahrhundert ihre Bücher nicht unter einem Pseudonym, wie es für Schriftstellerinnen damals üblich war, veröffentlichte.

 

Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem war eine unglaublich schaffensreiche Autorin. Man könnte sogar sagen, sie war der Remigiusz Mróz der deutschen Unterhaltungsliteratur des 19. Jahrhunderts. Genauso wie der polnische Krimiautor hat sie jedes Jahr ein neues Werk veröffentlicht, manchmal sogar mehrere.

Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem.
Graphik: Krzysztof Stręcioch

Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem wurde als fünftes Kind des Grafen Alexander Karl Wolfgang von Ballestrem di Castellengo, einem Landschaftsdirektor und seiner Frau in Ratibor geboren. Ihre Familie gehörte dem schlesischen Adel an, wobei ihre Vorfahren im 18. Jahrhundert aus dem Piemont nach Schlesien übergesiedelt waren. Ihre Kindheit verbrachte die künftige Bestsellerautorin in Brieg und Hirschberg. Die Liebe zur Literatur hatte der Vater in ihr geweckt. Bereits mit 17 Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Werk unter dem Titel „Die Nichten des Kardinals“. In der Folge schrieb sie Novellen, Humoresken und Gedichte. Darüber hinaus veröffentlichte sie Erzählungen und andere literarische Kleinformate in Zeitschriften. Insgesamt verfasste sie zudem über 40 Romane. Einer ihrer größten Erfolge war die Humoresken-Sammlung „Komtesse Käthe“, die innerhalb von 10 Jahren 30-mal neu aufgelegt wurde. Auch die Fortsetzung war ein regelrechter Verkaufsschlager. „Komtesse Käthe in der Ehe“, erstmals 1899 veröffentlicht, erreichte schon 1907 die 40. Auflage! Wie der bereits erwähnte Remigiusz Mróz war auch Eufemia ein Fan des Krimi-Genres. Fast all ihre Romane beinhalteten Krimi-Motive. Liebesintrigen, fantastische Elemente und geschickt eingesetzter Humor sorgten für die perfekte Mischung. Kurz gesagt: Die Leser waren begeistert und die Bücher verkauften sich wie warme Semmeln. Agatha Christie hatte ihren Hercule Poirot, Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem schrieb eine ganze Reihe mit den Abenteuern des „Gentleman-Detektiv“ Dr. Franz Xaver Windmüller.

Insgesamt besteht Eufemias Nachlass aus 111 Werken. Sie starb im Alter von 87 Jahren in München. Ihre Bücher kann man heute noch im Internet erwerben.

Anna Durecka

 

 

Die Veröffentlichung „Superhelden_innen Schlesiens“ wurde vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit herausgegeben und aus Mitteln des Goethe-Instituts Krakau finanziert. Man kann sie kostenlos unter www.haus.pl runterladen.

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