Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Das Phänomen Daisy

Sie ist seit Kurzem die Namenspatronin einer Schule, hat einige Jahre alte Namensvetterinnen, über ihr Leben wurde ein Musical geschrieben und ihre Memoiren sowie ein historischer Roman über ihr Leben sind veröffentlicht worden. Wäre Prinzessin Daisy von Pless hundert Jahre später auf die Welt gekommen, wäre sie heute wahrscheinlich eine weltberühmte Celebrity wie Prinzessin Diana. Eine „Daisymania“ ist aber ohnehin in vollem Gange, zumindest in Schlesien. Am 28. Juni jährt sich der runde Geburtstag von Mary Theresa Olivia Hochberg von Pless.

Daisys Schicksal klingt wie eine Synthese aus allen Disney-Märchen über Prinzessinnen und Königstöchter. Es gibt einen reichen und hübschen Prinzen, eine schöne Prinzessin, eine wunderschöne Hochzeit, aber auch Lebenstragödien, Krankheit, Krieg und Tod. Kein Wunder, dass Daisy von Pless auch heute noch die Menschen fasziniert.

Die Schlossherrin

Mary Theresa Olivia Hochberg von Pless wurde am 28. Juni 1873 in Denbighshire, Wales, auf Schloss Ruthin geboren. Sie gehörte zu einem verarmten alten englischen Adelsgeschlecht, der Familie Cornwallis-West. Daisys Mutter, Mary Adelaide „Patsy“ Cornwallis-West, warb um eine gute Partie für ihre Tochter. Und in der Tat: Ihre Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Daisy heiratete einen der reichsten deutschen Aristokraten der damaligen Zeit: den Herzog von Pless Hans Heinrich XV. aus der Familie Hochberg. Die Hochzeit des Paares fand am 8. Dezember 1891 in der St. Margaret’s Church in London statt. Trauzeuge war übrigens der spätere König Edward VII. und die Hochzeit selbst ein großes gesellschaftliches Ereignis. Nach der Hochzeit ließen sich die jungen Hochbergs auf Schloss Fürstenstein nieder, wo Daisy die nächsten 30 Jahre ihres Lebens verbrachte. Hier begann ihre Legende als Herrin des Schlosses, als liebliche Prinzessin mit einem großen Herzen, als echte englische Rose.

Prinzessin Daisy war unter anderem für ihre außergewöhnliche Schönheit bekannt.
Foto: James Lafayette /wikimedia.org

Kontroversen im Leben und nach dem Tod

Daisys Ehe mit Hans Heinrich war nicht besonders glücklich. Daisy war erst 17 Jahre alt, als sie heiratete. Ihr Ehemann verschaffte ihr Reichtum, Bedienstete und eine gesellschaftliche Stellung, aber er erwies sich nicht als die Liebe ihres Lebens, was 1922 zur Scheidung des Paares führte. Dies erwähnte Daisy in ihren Memoiren, die sie fast ihr ganzes Leben lang schrieb. Die polnische Ausgabe von Daisys Memoiren, die mehr als 600 Seiten umfasst, wurde im vergangenen Jahr unter dem Titel „Daisy, księżna von Pless o sobie czyli taniec na wulkanie” veröffentlicht und war Anlass für die Eröffnung des Jubiläumsjahres von Daisy von Pless in Waldenburg und Pless.

Prinzessin Daisy mit ihren beiden Söhnen
Foto: Silar/wikimedia.org

Daisys Tagebücher wurden erstmals noch zu ihren Lebzeiten im Druck veröffentlicht und lösten eine heftige Kontroverse aus. Heute würde der Inhalt der Tagebücher keinen moralischen Skandal auslösen, wohl aber die Figur der Daisy von Pless selbst. Vor nicht allzu langer Zeit waren die Zeitungen voll von Kontroversen über den Vorschlag, den Schul- und Kindergartenkomplex Nr. 5 in Waldenburg nach Prinzessin Daisy zu benennen. Bei der Wahl hatte Daisy, für die die Eltern und Schüler der Schule stimmten, Johannes Paul II. selbst und die heilige Faustina Kowalska ausgestochen. Piotr Sosiński, Sekretär der Waldenburger Strukturen der PiS, sagte, dass „die Wahl dieser Person als Schulpatronin eine Bestätigung des Trends zur Identitätssuche in der deutschen Geschichte der Stadt ist“ (Wpolityce.pl). Der deutschen Identität, obwohl Daisy ihre deutsche Staatsbürgerschaft durch die Scheidung von Hans Heinrich verlor, während sie die polnische Staatsbürgerschaft, die sie 1922 infolge der Teilung Oberschlesiens zwischen Polen und Deutschland erlangte, beibehielt. Sie war übrigens nicht die Einzige, die sie damals erhielt, sondern auch ihr damaliger Ehemann und ihre drei Söhne.

Nachkriegs-Daisys

Für die Eltern der heute sechsjährigen Daisy Maria Markowska spielte die Frage nach der Nationalität von Daisy wahrscheinlich keine große Rolle, als sie ihre Tochter nach der Prinzessin benannten. „Wir haben unseren Kindern Namen mit dem Buchstaben ‚D‘ gegeben. Wir besuchten oft das Schloss Fürstenstein. Wir lieben die Gegend. Wir kannten auch die Geschichte der Prinzessin und kamen schnell zu dem Schluss, dass unsere Tochter Daisy, unsere Prinzessin, heißen würde“, sagte Mutter Kamila Markowska dem Portal „Wałbrzych. Nasze miasto“ („Waldenburg. Unsere Stadt“). Im Jahr 2022 gab es in ganz Polen bereits 117 Mädchen mit dem Namen Daisy. Und in diesem Jahr werden es sicher noch mehr werden, denn anlässlich des Jubiläumsjahres erhalten die ersten 15 Mädchen, die nach der Prinzessin benannt werden, eine besondere Säuglingsausstattung und lebenslange Freikarten für das Schloss Fürstenstein.

Anlässlich des Daisy-Jahres hat die Firma „ZPC Śnieżka S.A.“ ein spezielles Angebot an Schokoladen und Bonbons „Księżna Daisy“ vorbereitet.
Foto: ZPC Śnieżka S.A.

„Daisy Days“

Der Name Daisy wird übrigens auch von einer bestimmten Rosenart mit weißen Blütenblättern und einer zartrosa Mitte getragen. Die Sorte gibt es seit 112 Jahren, als ein Rosenzüchter aus Trier, Peter Lampert, den ersten Schössling züchtete und nach der Prinzessin benannte. Seit 2007 wächst in Pless, am Eingang des Schlossmuseums, ein Schössling der Prinzessin-Daisy-Rose. Sie blüht auch auf den Terrassen in Fürstenstein. In diesem Jahr fanden in Pless, dem zweiten Sitz der Familie Hochberg, zum zehnten Mal die „Daisy Days“ statt, ein kulturelles, historisches und gärtnerisches Ereignis. Blumen und Gärten waren eine große Leidenschaft der Prinzessin. Die Stadtverwaltung von Pless nutzte diese Tatsache, um für die Stadt zu werben, indem sie im Mai eine dreitägige Veranstaltung organisierte, die sich auf das Leben und die Person der Prinzessin Daisy bezog.

Auf dem Marktplatz in Pless wurde 2009 eine Sitzbank der Prinzessin Daisy enthüllt.
Foto: Zorro2212/wikimedia.org

Prinzessin Daisy ist in den letzten Jahren zur Heldin mehrerer Veröffentlichungen geworden. Neben den bereits erwähnten Memoiren entstand auch ein Roman mit dem Titel „Ławeczka księżnej Daisy” von Gabriela Anna Kantor. Ihre Premiere hatten in diesem Jahr auch eine Biografie der Prinzessin mit dem Titel „Księżna Daisy. Pani na zamkach w Książu i Pszczynie”, geschrieben von Iwona Kienzler, und das an junge Leser gerichtete, wunderschön illustrierte Buch „Być jak księżna Daisy”, das vom Vorsitzenden der Prinzessin-Daisy-Stiftung, Mateusz Mykytyszyn, und Kamila Świerczyńska verfasst wurde.

Anlässlich des Geburtstags von Prinzessin Daisy findet am 28. Juni um 18:30 Uhr im Schloss Fürstenstein ein Galakonzert des Herzoglichen Salonorchesters statt.

Anna Durecka

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