Erst vor ein paar Jahren begann die Renovierung der evangelischen Kapelle und Schule in Russdorf (Posada), in der Gemeinde Reichenau (Bogatynia) in Niederschlesien. Im letzten Moment muss man dazu sagen, denn noch ein paar weitere Jahre – und keiner hätte das historische Gebäude vor dem kompletten Verfall retten können.
Die Geschichte der evangelischen protestantischen Kapelle und Schule in Russdorf ist eng mit dem Kloster Marienthal in der sächsischen Oberlausitz verbunden. St. Marienthal liegt südlich der Kleinstadt Ostritz, direkt am linken Ufer der Lausitzer Neiße, die hier seit 1945 die deutsch-polnische Grenze bildet. Russdorf liegt nahe des rechten Ufers, jetzt in Polen. Das Dorf war zuvor immer von dem katholischen Kloster abhängig. Nichtsdestotrotz fanden aber auch die Protestanten hier ihr Zuhause. Die Schule wurde 1898 für die evangelische Gemeinde gebaut. Es befanden sich dort Klassenräume und eine kleine Kapelle. Das Gebäude wurde wahrscheinlich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ununterbrochen genutzt. Angeblich erklang die Glocke im Glockenturm der Kapelle noch im Mai 1945.
Nach dem Krieg gelangte das Gebäude aber in private Hände. Es wurde nicht mehr renoviert und verfiel zu einer Ruine. Im Jahr 2006 ist dann ein Teil des Daches in sich zusammengefallen. 2013 schließlich der erste Lichtblick: Das Gebäude wurde in die Liste der geschützten Denkmäler eingetragen und der neue Eigentümer hat mit ersten Aufräum- und Renovierungsarbeiten begonnen. Die Chancen stehen nun gut, dass die Schule wieder vollkommen aufgebaut wird.
A. Durecka