Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Gedanken sind frei

Wattenmeer

Schon zum zweiten Mal organisierte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) mit der Unterstützung des Bundesinnenministeriums eine Jugendgruppenschulung für die Jugendlichen, die sich in unseren Mitgliedsorganisationen engagieren. Vor einem Jahr fand sie in Sachsen, nicht weit von der Elbschleife statt, und dieses Jahr in Cuxhaven an der Nordsee. Obwohl es dieses Mal viel weiter von Schlesien entfernt ist, wollte ich doch als Sprecher der AGDM auch dorthin kommen, um die Möglichkeit zu nutzen, mich mit den jungen Menschen aus Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Georgien, Lettland, der Ukraine, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Polen zu treffen.

Am Rande der von der DJO professionell organisierten Schulung haben wir über die gefühlten Identitäten, den Reichtum der Vielfalt, die Unterschiede und Ähnlichkeiten unter den jeweiligen Volksgruppen sowie auch über die Motivationen zum Engagement gesprochen. Ganz interessant war die Erwähnung, was uns von dem gegenwärtigen Deutschland unterscheidet und wie weit gerade das zu bewahren ist.

Man sagt, Reisen lehren. Die Reise nach Cuxhaven hatte auch einige interessante Konnotationen. Vor Kurzem habe ich bei Facebook gelesen, dass in der föderalen Struktur der Weimarer Reichsverfassung (1919 bis 1933) die Länder alleine für den überörtlichen Straßenbau zuständig gewesen seien. Aus der SPD-Reichstagsfraktion kam 1926 die Überlegung, für wichtige Fernstraßenverbindungen einheitliche Bezeichnungen zu finden. Erst 1932 kam es zu einem Fernstraßennetz, wobei die wichtigsten Straßen mit einer einstelligen Ziffer bezeichnet wurden. Durch Sachsen führte die F6 von Cuxhaven über Leipzig, Oschatz, Meißen, Dresden, Görlitz nach Breslau“ (Albert Pfeilsticker).

Zwar führten mich heute das Autobahnnetz und die Navigation anders von Breslau nach Cuxhaven, aber dieser Gedanke über die F6 hat mich aus Schlesien bis an den Nordseestrand begleitet. Ein kurzer Spaziergang war auch im Programm und so habe ich das Wattenmeer gesehen, das zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gehört. Ich konnte das Wattenmeer-Zentrum besuchen und eine kleine Überraschung erleben. Weil das Wattenmeer auf der Liste des UNESCO-Weltnaturerbes steht, zeigt man an der Wand eine Collage mit unterschiedlichen Objekten auch von der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Man sieht dort die Pyramiden, die Chinesische Mauer, den Eifelturm … und nur ein bisschen versteckt den Kölner Dom. Nichts mehr von den 51 deutschen Berühmtheiten. Ich kann mir so eine Collage in Polen ohne die Altstadt von Krakau, die Salzgrube in Wieliczka, die Marienburg und ein paar weiteren Denkmälern von den 17 auf der UNESCO-Liste nicht vorstellen. Ein wesentlicher Unterschied!

Bernard Gaida

Titelfoto: Bernard Gaida (rechts) mit den Jugendlichen in Cuxhaven (Foto: AGDM)

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