Die bekannte Einzelhandelskette Galeria Karstadt Kaufhof hat Anfang Januar dieses Jahres zum wiederholten Mal Insolvenz angemeldet. Grund sind die finanziellen Probleme des österreichischen Unternehmens Signa: „Wenn ein Unternehmen innerhalb von drei Jahren drei Mal Insolvenz anmelden muss, stellt sich die Frage, ob dieses Unternehmen noch lebensfähig ist. Und wird es nicht bald ganz verschwinden?“, fragt sich die „Süddeutsche Zeitung“.
Die Anmeldung von drei Insolvenzen in den letzten vier Jahren bedeutet, dass die Insolvenzberater bei zwei bisherigen Sanierungsversuchen gescheitert sind. Wenn sie daran Honorare in zweistelliger Millionenhöhe verdienen konnten, während gering verdienende Verkäuferinnen und Verkäufer entlassen wurden, zeigt dies, dass nicht alles in Ordnung ist. „Dass verschiedene Bundesregierungen das Spiel nicht durchschaut haben, sondern noch mehr Steuergelder versenkt haben, ist übrigens ein Beweis dafür, wie geschickt die Finanztricks funktioniert haben. Ein bisschen mehr Transparenz seitens der Politik hätte freilich auch nicht geschadet“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Und die dritte Bankrotterklärung sei für die Beschäftigten noch schwieriger.
Killer-Mieten
„Der einzige Trost mag sein, dass jetzt dringend Fachleute gesucht werden, aber das ist auch alles“, so die „Süddeutsche Zeitung“. Laut „Handelsblatt“ hängt die Hoffnung hingegen davon ab, ob ein Investor das Risiko eingeht, auf die Zukunft des Kaufhauses zu setzen. Und ob der Mutterkonzern Signa zumindest an einigen Standorten zu Zugeständnissen bei den Mieten bereit ist. Galeria Kaufhof Karstadt steckt in einem großen Dilemma, denn die profilierten Standorte in Düsseldorf, Köln, Hamburg und Frankfurt sind sehr knapp, auch weil die Mieten zu hoch sind. Ohne Zugeständnisse des Eigentümers Signa müsste Galeria Kaufhof Karstadt diese Objekte aufgeben, um überhaupt eine Chance auf Rentabilität zu haben. Eine bundesweit tätige Warenhauskette, die in so wichtigen Städten nicht mehr präsent ist, könnte jedoch in Vergessenheit geraten. „Es war erstaunlich ruhig. Es gab keinen Aufschrei, keine schnellen Solidaritätsbekundungen aus der Politik nach der Bekanntgabe des nächsten Zusammenbruchs der Galeria Karstadt Kaufhof“, schreibt die „Nürnberger Zeitung“. Es reiche aus, sich an die erste Pleite zu erinnern, als die großen Fraktionen im Nürnberger Stadtrat einstimmig für die Weiterführung und den Erhalt des Warenhauses unter der Leitung von Signa waren. Die Stadtverwaltung machte damals Zugeständnisse, nur um den Konzern dafür zu überzeugen, die Karstadt-Filialen in der Innenstadt zu behalten.
Spürbare Erleichterung
In den letzten Monaten ist allen klar geworden, dass Signa weder für die Stadtverwaltung noch für die Beschäftigten ein solider, guter Partner ist. „Selbst die Mitarbeiter von Galeria Kaufhof Karstadt wollen sich nun aus der Umklammerung von Signa befreien, wie es ein Gewerkschaftsvertreter formulierte. Das Ziel ist klar: Ein Eigentümerwechsel muss her“, schreibt die „Nürnberger Tageszeitung“ abschließend. Die „Kölnische Rundschau“ hingegen schreibt: „Es ist ermüdend. Zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren befindet sich Galeria Karstadt Kaufhof (…) im Insolvenzverfahren und man ist fast erleichtert zu hören, dass es anders als im ersten Fall 2020 und im nächsten 2022 keine Hilfe vom Staat gibt. Die Unternehmensleitung hofft, dass im Konkurs die Chance für einen Neuanfang liegt. Zumindest ist die Galeria den Eigentümer von Signa, René Benko, los, dessen Spekulationen gescheitert sind. Allerdings gibt es immer noch kein glaubwürdiges Konzept für die Warenhäuser, um zu bestimmen, wie viele von ihnen nach der nächsten Sanierungsrunde übrigbleiben werden. In welcher Preisklasse sollen sie liegen? Was sollen sie noch anbieten? Und was ist mit dem Online-Handel – ist es nicht schon zu spät? Das sind Fragen, die man gerne vor dem letzten Konkurs geklärt gesehen hätte. Jetzt dulden die Antworten keinen Aufschub“, so die „Kölner Tageszeitung“.
K. Ś.