Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Stück Holland

Im Jahr 1585 wurde zwei niederländischen Mennoniten in Elbing das Bürgerrecht zugesprochen. Einer von ihnen war der Kaufmann Jost von Kampen, der in seinem Mietshaus eine Mennonitenkirche errichten ließ. Das Mietshaus in der ul. Garbary 12 steht bis heute. Doch in Elbing und Umgebung gibt es noch andere Spuren der ehemals ziemlich großen Mennonitengemeinschaft.


Wie kamen holländische Protestanten überhaupt nach Elbing? Nach 1555 erlebten die Mennoniten in ihrer Heimat Niederlande wegen ihrer Religion zunehmend Verfolgung, bis sie gezwungen waren, das Land zu verlassen. Im Elbinger Werder dagegen wurden Siedler gebraucht, die bereit waren, das sumpfige Gebiet zu bewirtschaften. Die Mennoniten erwiesen sich als sehr arbeitstüchtig und besonders geschickt, was die Entwässerung der Sümpfe betrifft. Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die meisten Ländereien im Elbinger Werder und Großen Marienburger Werder den Mennoniten.

Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die meisten Ländereien im Elbinger Werder den Mennoniten.

Im Elbinger Werder und Elbing selbst gibt es bis heute viele Spuren der Mennoniten, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Region komplett verlassen haben. Es sind vor allem alte Mennonitenwohnhäuser, Siedlungswerke, Friedhöfe, Kirchen, Kapellen und Schulen. Im Weichsel-Werder liegen heute noch über 40 Friedhöfe der Mennoniten.

Auch in Elbing selbst sind noch einige Mennonitenwohnhäuser erhalten geblieben.
Foto: A. Durecka

Der größte, mit 84 erhaltenen Grabmalen, befindet sich in Heubuden (Gemeinde Marienburg). Am Elbinger Kanal gibt es noch zwei gemauerte Mennonitenkirchen, eine im Dorf Thiensdorf (Jezioro) in der Gemeinde Markushof und die andere in Preußisch Rosengart (Rozgart) in der Gemeinde Grunau.

Die Mennonitenkirche in Elbing das weltweit zweitälteste noch bestehende mennonitische Kirchengebäude.
Foto: A. Durecka

Mit den Mennoniten verschwand aus der Region leider auch die reichhaltige holländische Küche. Gleichwohl werden diese Traditionen seit einigen Jahren im Gebiet des Weichsel-Werders wiederbelebt. Die Mennoniten waren hauptsächlich Landwirte. Sie stellten hervorragende Käsesorten her und verkauften Gouda sowie Butter, Quark und andere Erzeugnisse auf den Märkten in Danzig und Umgebung.

Die Mennonitenkirche in Elbing ist das weltweit zweitälteste noch bestehende mennonitische Kirchengebäude. An ihre Geschichte erinnert eine Gedenktafel in polnischer, deutscher, niederländischer und englischer Sprache.

Anna Durecka

 

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