Vom 17. bis 19. April war das Haus für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit in Oppeln mit zwei Veranstaltungen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren unterwegs. Es stellte Lehrern für Deutsch als Minderheitensprache sein Lehrwerk zu Geschichte und Kultur der deutschen Minderheit vor und organisierte eine Werkstatt für junge Menschen zum Projekt e-historie.
An Lehrer, die an Schulen Deutsch als Minderheitensprachen unterrichten, richtet sich eine neue Veröffentlichung des Hauses für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit. In vier kurzen Bänden werden 15 Themen zu „Geschichte und Kultur der deutschen Minderheit“, so der Titel des Lehrwerks, von Autorin Dr. Katarzyna Michalak abgehandelt und didaktisiert.
Deutsch als Minderheitensprache in Ermland-Masuren
Zwar liegt der Schwerpunkt des Unterrichts in Deutsch als Minderheitensprache in Schlesien, doch auch in der Woiwodschaft Ermland-Masuren lernen inzwischen immerhin 1850 Kinder die Sprache in dieser Unterrichtsform. Grund genug für die Projektkoordinatorin des Lehrwerks Julianna Klick vom Haus für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit, es den Lehrern der Region vor Ort vorzustellen. 15 Interessierte kamen am 17. April ins „Haus Kopernikus“ der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit, ähnlich viele einen Tag später nach Neidenburg zum Sitz der dortigen Gesellschaft der deutschen Minderheit. Die verschiedenen Übungsformen und Quellentexte in den einzelnen Kapiteln böten ihnen, so die Teilnehmer, viele Möglichkeiten, den Schülern, von denen die meisten deutsche Wurzeln haben, neben der Sprache auch ihre Kultur und Geschichte greifbar näher zu bringen.
Archiv der erzählten Geschichte
Um die Vermittlung der regionalen Geschichte ging es auch in einer weiteren Veranstaltung des Hauses für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit in Allenstein. Das Archiv der erzählten Geschichte oder e-historie, in dem seit neun Jahren über 500 Tonaufnahmen von Zeitzeugen aus Oberschlesien (Woiwodschaften Oppeln und Schlesien) gesammelt wurden, wurde in seiner zehnten Ausgabe als Pilotprojekt auf die Woiwodschaft Ermland-Masuren ausgeweitet. Die Projektleiterin Izabela Waloszek und die regionale Verantwortliche Anna Czajkowska hatten junge Menschen dazu eingeladen, nach einer zweitägigen Schulung Vertreter der älteren Generation zu interviewen und so deren Erinnerungen für die Nachwelt zu bewahren.
Geschichte und journalistische Praxis
Am 18. und 19. April kamen 17 Personen, überwiegend Schüler des II. Allgemeinbildenden Lyzeums in Allenstein, zur historisch-journalistischen Schulung in Allenstein. Im Hotel Warmiński ging es zum einen um die Geschichte Ostpreußens und später Ermland-Masurens, zum anderen darum, wie man an ein Interview mit Zeitzeugen herangeht, damit es als historische Quelle nutzbar ist. Neben Erfahrungen von Journalisten gab es eine intensive Werkstatt, die von Marek Lewiński von Radio Olsztyn geleitet und am zweiten Tag mit praktischen Übungen im Sendezentrum des Radios fortgesetzt wurde. So gerüstet werden die jungen Menschen ihre Interviews durchführen und bereits bearbeitet im Juni abliefern. Dann werden sie auf der Internetseite www.e-historie.pl nachzuhören sein. Eine Fortsetzung des vom deutschen Innenministerium geförderten Projekts ist geplant, so dass noch viele weitere Zeitzeugenberichte aus Ermland und Masuren dem Archiv hinzugefügt werden können.
Uwe Hahnkamp