Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Nicht groß, aber mit Tradition

Es wurde ein intensives Wochenende in Warpuhnen (Warpuny) zwischen Sorquitten (Sorkwity) und Sensburg (Mrągowo). Zwei Tage, am 3. und 4. Juni, feierten die Einwohner und ihre Gäste das 650-jährige Bestehen des Ortes. Gefeiert wurde auf Einladung des Dorfs und des Vorstehers der Gemeinde Sorquitten, Józef Maciejewski, mit Vorträgen, Musik und der Enthüllung eines großen Gedenksteins – und einiger kleinerer.

„Wir, Winrich von Kniprode, Hochmeister des Ordens der Brüder vom Deutschen Hospital Sankt Mariens in Jerusalem, verleihen hiermit dem treuen Pruzzen Sanglobe und seinen vier Söhnen Warpune, Medite, Glabune und Permog 120 Hufen Land nach Kulmer Recht“ – so beginnt die Lokationsurkunde des Gebiets vom 25. Januar 1373. Im Laufe der Zeit entstanden dort unter anderem die heutigen Dörfer Warpuhnen (Warpunes Anteil von 40 Hufen) und das benachbarte Sonntag (Zyndaki) (Medites Anteil von ebenfalls 40 Hufen).

„Winrich von Kniprode“ verliest die Lokationsurkunde.
Foto: Uwe Hahnkamp

Lokation, Salut und Hymne

Die neuen Grundbesitzer mussten zwar Abgaben entrichten und den Orden im Kriegsfall mit vier ausgerüsteten Soldaten unterstützen, waren aber erst einmal für 16 Jahre von diesen Belastungen befreit, was einen komfortablen Start ermöglichte. Der Vortrag der Urkunde und deren Bekräftigung mit einem Salutschuss aus einer historischen Kanone durch drei als Deutschordensritter verkleidete Männer war am 4. Juni ein wichtiger Punkt der 650-Jahr-Feier von Warpuhnen.

Ein weiterer Höhepunkt war das Lied „Warpuhnen, Perle dieses Landes“, die neue Hymne des Dorfs, das die Gäste des Festes bereits am Vortag angestimmt hatten und zur Enthüllung des Gedenksteins zum 650-jährigen Bestehen des Orts vom Komponisten Mariusz Garnowski selbst vorgetragen wurde. Unterstützt wurde er dabei von einer jungen Dame, der Enkelin des Stifters des Gedenksteins Alfred Siwik, eines Unternehmers aus Sensburg. Sie übernahm anschließend auch die Enthüllung des Obelisken, der neben den Namen der beiden Hauptakteure von damals die Jahreszahl 1373 und die Inschrift „Zeit vergeht, Erinnerung bleibt“ trägt.

Enthüllung des Gedenksteins durch die Enkelin des Stifters Alfred Siwik
Foto: Uwe Hahnkamp

Große und kleine Steine

Während dieser mannshohe Stein nun im Schatten der evangelischen Kirche von Warpuhnen aus dem Jahr 1882 an die lange Existenz des Dorfes erinnert, liegen gegenüber in der Sonne neben dem Kulturzentrum des Orts ein etwas größerer und viele handgroße Steine, die von Gästen mit Widmungen für das Dorf bunt bemalt wurden. Dort sei am 3. Juni nach Auftritten von Schülern und einem Vortrag zur Dorfgeschichte ausgiebig und lange gefeiert worden, so die Schultheißin von Warpuhnen, Justyna Gałka, die mit ihren aktiven Einwohnern und dem Kreis der Landfrauen das Fest auf die Beine gestellt hatte.

Jubiläum für alle: Ein großer Granitblock und viele kleine Steine
Foto: Uwe Hahnkamp

Offizieller Organisator mit den Warpuhnern zusammen war Józef Maciejewski, der Vorsteher der Gemeinde Sorquitten, in dem der Ort liegt. Er moderierte die Feierlichkeiten am 4. Juni und nutzte die Gelegenheit, einige für Warpuhnen und Sorquitten verdiente Personen mit Medaillen zu ehren. Zwei von ihnen engagieren sich sehr für den Erhalt der evangelischen Kirche in Warpuhnen. Der eine von ihnen ist Alfred Siwik, der inzwischen das Bauwerk zu seiner Rettung übernommen hat.

Der Stifter des Denkmals in Warpuhnen, Alfred Siwik, mit seiner Enkelin sowie der Vizemarschallin der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Sylwia Jaskulska, und dem Gemeindevorsteher von Sorquitten, Józef Maciejewski (v. l.)
Foto: Uwe Hahnkamp

Viele aktive Hände

Der andere ist der evangelische Pfarrer Fryderyk Tegler, der im Nachbardorf geboren wurde und mit Warpuhnen einen großen Teil seines Lebens verbunden war und ist. Mit dem Verein „Freunde Masurens“ aus Scharnebeck in Deutschland setzt er sich für die Kirche ein. Dort klang das Fest zu 650 Jahren Warpuhnen mit einem Orgelkonzert von Professor Neithard Bethke aus Zittau aus, den der Verein eingeladen hatte. Vor der Kirche wurde abschließend noch die Fotoausstellung „Warpuhnen früher und heute“ offiziell eröffnet, die die vielschichtige masurisch-deutsch-polnische Bevölkerung des Ortes widerzuspiegeln versucht.

Ebenso vielfältig sind heute noch die Menschen, die gemeinsam das Dorf weiter in die Zukunft tragen. Die meisten von ihnen dürften am Festwochenende vor Ort gewesen sein.

Uwe Hahnkamp

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