Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Sie fehlen noch immer

Bedeutende Worte und eine bedeutende Geste in Ungarn: In der Kleinstadt Nagymányok (deutsch Großmanok) enthüllte man Ende März eine Gedenktafel zur Erinnerung der vertriebenen Deutschen. Dabei kam auch die große Politik zu Wort.

Das bewegende Denkmal erinnert an die mehr als 220.000 ungarischen Staatsbürger deutscher Herkunft, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Land vertrieben oder umgesiedelt wurden. Gestaltet wurde das Denkmal von der örtlichen deutschen Gemeinde und zeigt einen Teil eines traditionellen schwäbischen Hauses mit einer halb geöffneten Tür. Vor der Tür steht ein Koffer mit einem Hut darauf. Diese Symbole erinnern an das Leid und die Vertreibung, die viele Deutsche in Ungarn erlebten. Dies ist eine Symbolik, die man nicht oft erlebt. Mit dieser besonderen Form ist das Denkmal eine künstlerische Art und Weise, an die Geschichte zu erinnern sowie das Leid der verlorenen Heimat der Ungarndeutschen darzustellen.

Potápi: „Ohne ihr Wirken im Laufe der Geschichte wäre das heutige Bild Ungarns unvorstellbar“.

Obwohl die Gedenktafel eine Initiative der Gemeinde war, hat auch die hohe Politik bei der Einweihung nicht gefehlt. Der Staatssekretär für Nationale Politik, Árpád János Potápi, der auch als Fidesz-Abgeordneter für die Region fungiert, betonte bei dieser Zeremonie die bleibende Lücke, die die deutsche Gemeinschaft in der ungarischen Nation hinterlassen hat. Tatsächlich waren die Vertreibungen in vielerlei Hinsicht eine Katastrophe. Mit den vertriebenen Menschen verloren die Region und das Land wirtschaftliches und kulturelles Potenzial, das Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg dringend gebrauchen konnte.

Potápi hob die bedeutende Rolle der vertriebenen Deutschen hervor, die im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen Bereichen wie Industrie, Landwirtschaft, Kunst und Architektur Spuren hinterlassen haben. Ohne ihr Wirken im Laufe der Geschichte wäre das heutige Bild Ungarns unvorstellbar, betonte der Staatssekretär.

Tiefe Symbolik bei der Gedenktafel in Großmanok. Foto: Potápi Árpád János.

Während seiner Ansprache erinnerte Potápi an die tragischen Schicksale einzelner Familien, wie die 41 Familien aus Großmanok, die vertrieben wurden, und die 197 Menschen, die zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt wurden, von denen viele nie zurückkehrten. Diese Ereignisse haben tiefe Wunden in den Gemeinschaften hinterlassen und zeigen die Notwendigkeit der deutsch-ungarischen Versöhnung. Diese Versöhnung soll nun durch Gesten wie die Gedenktafel in ganz Europa vorangetrieben werden.

Potápi wies ebenfalls darauf hin, dass trotz der Assimilation 26 % der Bevölkerung in Großmanok sich als Deutsche bezeichnen, was auf die anhaltenden Auswirkungen der Vertreibung hinweist. Ohne die Vertreibungen wären es wahrscheinlich viel mehr. Er unterstrich auch die Bedeutung des 2011 verabschiedeten Grundgesetzes Ungarns, das die Nationalitäten als konstituierendes Element des Staates definiert und sprach die Hoffnung aus, dass die Deutschen gemeinsam mit anderen nationalen und ethischen Minderheiten ihre Sprache und Kultur in Ungarn auf beste Art und Weise bewahren können.

Łukasz Biły

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