Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Naturrevier im Grenzeck

Um einen ruhigen, verborgenen Ort zu finden, sind nicht immer stundenlange Wanderungen nötig. Wir laden auf einen kurzen Spaziergang ein, der uns durch ein wenig bekanntes Naturreservat führt.

Von Olbersdorf (Město Albrechtice) bis nach Troppau (Opava) verläuft die Grenze zwischen der Tschechischen Republik und dem Landkreis Leobschütz (Głubczyce) fast genau entlang der Goldenen Oppa. Davon gibt es nur zwei Abweichungen, eine davon ist ein nördlich von Jägerndorf (Krnov).

Es ist ein unauffälliger Landfleck, den wir während unserer Reisen schon mehrmals passiert haben. Fährt man mit der Straße Nr. 45 von Leobschütz ins Niedere Gesenke, wird man hier tatsächlich nicht auf die nähere Umgebung aufmerksam gemacht. Am Horizont sieht man schon die Spitzen des Burgberges, die eher den Blick anziehen. Manchmal muss man eben die Landkarte erforschen, um etwas Interessantes zu entdecken.

Verborgen vorm Blick

Unser Ziel ist ausschließlich mit dem Auto zu erreichen. Die Anfahrt aus Leobschütz dauert etwa 15 Minuten. Nachdem wir die Staatsgrenze überqueren, halten wir Ausschau nach einer Möglichkeit, rechts abzubiegen. Diese bietet sich nach etwa 1,2 Kilometern und ist die einzige Straße auf der rechten Seite, bevor man Jägerndorf erreicht. Weiter geht es etwa 350 Meter entlang einer schmalen Landstraße. Auf diese Weise kommen wir an zwei Gebäuden an – einem neuen Firmenpavillon und einem Wohnhaus aus Ziegelstein.

Man befindet sich eigentlich zwischen Feldern, fühlt sich aber wie in einer kleinen Berglandschaft.

Hier finden wir auch ein wenig Platz, um zu parken. Um Konkurrenz müssen wir uns dabei keine Sorgen machen, da die Ecke nicht zu den populärsten gehört. Das Ziegelhaus ist eine der letzten Erinnerungen an die Bahnstrecke 177, mit der man ab 1873 von Ratibor (Racibórz) nach Jägerndorf kommen konnte. Ab 1945 war dann Endstation vor der Grenze in Peterwitz (Pietrowice). An die Linie erinnert heute noch ein Feldweg, der ihrem alten Verlauf entspricht und dabei Gräben und Bäche auf Brücken überquert, die für den Zweck viel zu stabil scheinen.

Postindustrieller Zufluchtsort

Im vergessenen Naturreservat verbirgt sich ein geheimnisvoller Wanderweg. Foto: Łukasz Malkusz

Während unseres Spaziergangs richten wir uns nach einem Spazierweg. Dieser führt uns in ein kleines Wäldchen, das sich wenige Minuten weiter befindet. Untypisch für Naturreviere, die wir besuchen, handelt sich es hier um keine historische Ecke. Wirft man einen Blick auf Landkarten aus dem 19. Jahrhundert, sieht man hier nur Felder. Später entstand hier eine Lehmgrube, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlassen wurde.

Der Ort wurde zum Refugium für bedrohte Tierarten, darunter Erd-, Berg- und Kohlmolche, Erdkröten, Laubfrösche und die extrem gefährdete Bergkröte. 1989 wurde hier ein Naturreservat eingerichtet. Der Charakter der alten Lehmgrube ist noch heute zu spüren. Immer wieder trifft man auf Holztreppen, die mehrere Meter hinauf- und hinabführen. Man befindet sich eigentlich zwischen Feldern, fühlt sich aber wie in einer kleinen Berglandschaft.

Insgesamt lassen wir eine Strecke von etwa 800 Metern hinter uns. Wer sich Zeit lässt und es genießt, sollte dafür etwa eine halbe Stunde einplanen – ideal für einen kurzen Abstecher und eine Verschnaufpause, wenn man auf der Durchreise ist. Es besteht auch die Möglichkeit, an einer Führung durch das Reservat teilzunehmen. Diese sollte man vorher im Ökologischen Edukationszentrum in Jägerndorf buchen.

Łukasz Malkusz

 

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