Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vom Italien-Versteher zum Polen-Versteher?

Seit September ist Viktor Elbling der neue Deutsche Botschafter in Polen – nun auch ganz offiziell, denn am vergangenen Freitag (29.09.) überreichte er Staatspräsident Andrzej Duda sein Beglaubigungsschreiben. Elbling tritt damit die Nachfolge von Thomas Bagger an, der zum 1. August als Staatssekretär in die Zentrale des Auswärtigen Amts nach Berlin wechselte.

„Ich kann [jetzt] auch offiziell damit beginnen, mit unseren polnischen Freunden an unseren Beziehungen zu arbeiten, die für die Europäische Union so wichtig sind. Es ist eine große Freude“, schrieb Viktor Elbling im Anschluss an seine Akkreditierung auf Twitter – und vollzog nach der Ernennungszeremonie gleich seine erste Amtshandlung als Deutscher Botschafter in Polen: eine Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten in Warschau.

Viktor Elbling mit Staatspräsident Andrzej Duda während der Ernennungszeremonie im Schloss Belvedere in Warschau
Foto: Igor Smirnow/KPRP

Polen ist Neuland für Elbling, in der Welt der Diplomatie kennt sich der 64-Jährige aber bestens aus. Eine Karriere auf internationalem Parkett scheint ihm ohnehin in die Wiege gelegt worden zu sein, schließlich stammt er aus einer Diplomatenfamilie, wird 1959 in Karatschi (Pakistan) geboren, wo sein Vater damals auf Posten ist. Elblings Mutter ist Italienerin. Dort, in Italien, genauer gesagt in Forlì und Mailand, absolviert er Teile seiner Schulausbildung, später macht er das Abitur an der Deutschen Schule Bilbao.

Nach einem Studium der Rechtswissenschaften, Politikwissenschaften sowie der Romanistik an der Universität Bonn tritt Elbling 1988 in den höheren Auswärtigen Dienst ein. Seine ersten Auslandsposten führen ihn 1990 nach Südkorea und 1999 – nach einer zwischenzeitlichen Verwendung im Ministerbüro des Auswärtigen Amts – nach Spanien. Danach ist er mehrere Jahre in der Berliner Zentrale des Außenministeriums tätig, zuletzt als Leiter der Abteilung für Wirtschaft und Nachhaltige Entwicklung. 2014 wird er zum Deutschen Botschafter in Mexiko ernannt, 2018 geht es – ebenfalls als Botschafter – in das Heimatland seiner Mutter. In Rom kann sich der „Italien-Versteher“ („Tagesspiegel“) fünf Jahre lang seiner „Herzensangelegenheit“, den deutsch-italienischen Beziehungen, widmen.

Staatspräsident Andrzej Duda gratuliert dem neuen Deutschen Botschafter in Polen, Viktor Elbling 
Foto: Igor Smirnow/KPRP

Nun also Polen. Angesichts der aktuell überhitzten deutsch-polnischen Beziehungen wartet auf den erfahrenen Diplomaten hier wohl eine alles andere als leichte Aufgabe. Auf der anderen Seite könnte der Halb-Italiener, der zum ersten Mal in offizieller Mission im östlichen Europa fungiert, aber auch neuen Schwung in das bilaterale Verhältnis bringen – schließlich bietet sein bisheriger Werdegang erstmal keine (offensichtliche) Angriffsfläche für die hiesigen Kritiker deutscher Außen- und Sicherheitspolitik.

„Für enge, partnerschaftliche Beziehungen auf Augenhöhe, für gegenseitige Solidarität und gegenseitige Verantwortung, für eine einige EU möchte ich mich einsetzen. Denn nur gemeinsam sind wir stark. Das ist angesichts des russischen Angriffskrieges und der zunehmenden globalen Spannungen für uns alle lebenswichtig“, fasst Viktor Elbling seine ambitionierten Ziele auf der Webseite der Deutschen Vertretungen in Polen zusammen. Ob er diese Herausforderung(en) stemmen und vom Italien-Versteher zum Polen-Versteher mutieren kann, wird sich in den kommenden Monaten und Jahren zeigen.

Lucas Netter

Titelfoto: Igor Smirnow/KPRP

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