Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vom Schreibtisch der Generalkonsulin

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Danzig (Gdańsk) nehmen immer wieder an den Veranstaltungen der deutschen Minderheit teil. Jetzt haben wir sie im Generalkonsulat besucht – und Generalkonsulin Cornelia Pieper interviewt.

 

Das Generalkonsulat liegt im früheren Stadtteil Langfuhr, nahe der Eisenbahn und dem Bahnhof Gdańsk-Wrzeszcz. Ist das ständige Geräusch der vorbeifahrenden Züge nicht lästig? Und was hat es mit dem Gemälde hinter Ihrem Schreibtisch auf sich?

Das Geräusch höre ich sonst im Hintergrund, denn ich bin viel unterwegs im Amtsbezirk. Der Amtsbezirk des Generalkonsulats in Danzig umfasst ja immerhin viereinhalb Woiwodschaften: im Westen Westpommern, dann kommen Kujawien-Pommern, Pommern mit Danzig sowie Ermland-Masuren – und noch der Zipfel von Großpolen mit Schneidemühl (Piła). Dieses Gemälde von Michael Fischer-Art, einem Künstler der Neuen Kunstschule in Leipzig, ist 3,5 mal 2 Meter groß und zeigt die Szene des früheren Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der Deutschen Botschaft in Prag vor den DDR-Flüchtlingen. Ich finde, sie passt gut hierher nach Danzig als Stadt der Freiheit.

Generalkonsulin Cornelia Pieper am Schreibtisch in ihrem Büro
Foto: Uwe Hahnkamp

Das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig ist nicht gerade geräumig. Wäre etwas mehr Raum nicht praktisch?

Ich weigere mich vehement, aus dieser kleinen alten Villa aus dem Jahre 1914 auszuziehen. Hier war auch schon das DDR-Generalkonsulat ansässig, und wir haben hier sogar einen Mitarbeiter, dessen Vater der Fahrer des DDR-Generalkonsuls war. Hier war ein deutscher Segler-Verein beheimatet, als das Haus gebaut und gegründet wurde; es hat also eine gewisse deutsche Tradition, die wir hier fortsetzen wollen – und es ist im Herzen Danzigs gelegen. Man hat uns empfohlen, wegen des Brandschutzes auszuziehen und in ein moderneres Gebäude, in ein Bürohaus zu gehen. Da würden wir aber unter vielen anderen untergehen. Wer weiß, ob die deutsche und europäische Flagge so klar sichtbar wären wie hier auf der großen Straße nach Zoppot (Sopot) und Gdingen (Gdynia), der Aleja Zwycięstwa.

Das Deutsche Generalkonsulat in Danzig
Foto: Artur Andrzej/wikimedia.org

Die Lage ist sehr gut, ebenso die Erreichbarkeit für Besucher und Gäste. Gibt es häufig auch offizielle Gäste?

Ich hatte zum Dominikanermarkt Mitglieder der DeHoGa, also des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, sowie Vertreter Mittelfrankens als Gäste. Davor hatte ich zwei Ministerpräsidenten zu Gast. Deren Begleitung ist keine lästige Pflicht; es ist für mich vielmehr Hauptaufgabe des Generalkonsulats, die Außenbeziehungen zu den Menschen auszubauen und zu pflegen, insbesondere auch zur deutschen Minderheit. Deshalb nehmen Kollegen wie Jörg Fahland, Iris Wolff oder Birgit von Hellfeld neben mir Außentermine wahr. Das ist uns sehr wichtig, wir sind ein offenes Haus. Mir geht es, seitdem ich hier bin, darum, die deutsch-polnischen Beziehungen auszubauen und zu verstärken.

Auf dem Dominikanermarkt in Danzig: Cornelia Pieper (rechts) erklärt ihre Heimat Sachsen-Anhalt.
Foto: Uwe Hahnkamp

Haben Sie ein Beispiel dafür, was Sie für die deutsche Kultur erreicht haben?

Wir hatten jetzt gerade das erste Mal nach hundert Jahren eine Premiere Richard Wagners, des „Fliegenden Holländers“, in der Zoppoter Waldoper. Es war das erste Baltische Opernfestival, auch von der polnischen Regierung unterstützt und von unseren beiden Präsidenten als Schirmherren getragen. Natürlich machen wir noch sehr viel mehr. Wir fördern Wettbewerbe zur deutschen Sprache in den Schulen; wir versuchen auch, die Kontakte zu ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Stutthof zu halten. Ich habe selbst die Schirmherrschaft für die Ausstellung über die Häftlinge mit dem rosa Dreieck – der homosexuellen Häftlinge des Lagers – übernommen.

Was ist die wichtigste Aufgabe des Generalkonsulats? Wie viele Menschen arbeiten dort?

Die wichtigste Aufgabe, die das Generalkonsulat wahrnimmt, ist natürlich der Konsularbereich. Wir haben sehr viele Anfragen von Deutschen, die Dokumente beantragen, aber auch von Touristen, die ein Dokument verlieren. Oder es muss ein Pass neu ausgestellt werden, weil er abgelaufen ist, auch Beglaubigungen – daher sind die Kolleginnen in diesem Bereich am meisten gefordert. Insgesamt sind wir 27 Kolleginnen und Kollegen hier im Haus, 18 davon sind lokal Beschäftigte, und die anderen, die Entsandten, rotieren und wechseln alle fünf Jahre. Ich gehöre zu den eher Privilegierten und darf jetzt schon neun Jahre hier sein.

Ein weiterer Bereich ist die Anbahnung und Vermittlung von wirtschaftlichen Kontakten. Wie gelingt das grundsätzlich?

Seitdem ich hier bin, habe ich mich sehr darum gekümmert, dass die deutsch-polnische Außenhandelskammer nicht nur in Warschau oder Posen aktiv ist, sondern auch nach Danzig kommt. Wir haben hier eine Repräsentanz im Olivia Business Centre und gute Möglichkeiten, Kooperationen zwischen deutschen und polnischen Firmen zu organisieren. Schon 2016 hatte ich die Idee, die „Frauen im Weimarer Dreieck“ zu gründen. Wir haben dann gemeinsam mit Französinnen – auch dank der polnisch-französischen Außenhandelskammer – diesen Kreis gegründet. Wir haben sehr viele Wirtschaftsthemen und versuchen damit, neue Netzwerke zwischen unseren drei Ländern aufzubauen.

Bleibt noch eine Frage für die Mitglieder der deutschen Minderheit in der Region: Wer ist denn im Generalkonsulat für die Minderheit zuständig?

Natürlich muss die Generalkonsulin sehr viele Aufgaben wahrnehmen, aber ich gehe selbst auch sehr gern zur deutschen Minderheit. Der direkte Ansprechpartner hier ist allerdings Jörg Fahland, der Kollege im Generalkonsulat, der die deutschen Minderheiten betreut und sehr viel reist. Er war in der letzten Woche in Schneidemühl, das nimmt schon zwei Tage für Gespräche in Anspruch. Er hat die Kontakte sehr gut aufgebaut, alle kennen ihn schon, das ist immer wichtig.

Vor dem Gebäude des Generalkonsulats steht übrigens neben den für die Sicherheit Verantwortlichen noch ein besonderer Wächter …

Ja, der Extrawächter ist unser Berliner Bär als Friedensbotschafter der Auslandsvertretungen in der Welt. Die etwa zwei Meter hohe Figur ist, wenn sie irgendwo ankommt, vollkommen weiß, und man muss sie für eine optimistische Botschaft bunt gestalten. Wir haben uns etwas ausgedacht und in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule in Danzig einen Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich 23 Studenten beteiligt haben. Gewonnen hat eine Studentin, die den Bären mit Bändern in den Farben unserer Flaggen gekleidet hat. Diese Bänder wehen im Wind, und das sieht so aus, als ob der Bär einem zuwinkt. Die Idee, den Bären als Günter Grass zu verkleiden, haben wir wegen des Nichtraucherschutzes verworfen, denn er sollte wie Grass eine Pfeife in der Hand halten. Außerdem brauchte der Bär noch einen Namen. Wir haben mit Radio Danzig eine Umfrage gestartet. Der Bär heißt jetzt Poldek nach Lukas Podolski, ist also ein richtiges deutsch-polnisches Kind. Bei uns in Danzig, aber auch weltweit ist der Bär ein Symbol für deutsche Diplomatie, für Frieden und Völkerverständigung.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Uwe Hahnkamp.

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