Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Von Erstbesuchern und alten Hasen

Traditionell ist das Wochenende zum 1. Advent jedes Jahr für das Adventstreffen des Bundes Junges Ostpreußen (BJO) in Osterode reserviert. Wie seit vielen Jahren fand es auch 2023 im Hotel Sajmino in Buchwalde (Kajkowo) statt, wo sich vom 30. November bis zum 3. Dezember 90 Gäste unterschiedlichen Alters gemeinsam auf die Adventszeit einstimmten.

Angefangen hatte es mit jungen Menschen aus Deutschland und der heutigen Woiwodschaft Ermland-Masuren, deren Eltern oder Großeltern aus Ostpreußen stammten oder dort noch zu Hause waren. Diese kleine Gruppe traf sich anfangs noch in Allenstein (Olsztyn); später kristallisierte sich Osterode als Ort der Begegnung heraus. Die Idee war nicht nur, sich zu treffen und Kontakte zu knüpfen, sondern auch in der Atmosphäre des beginnenden Advents mehr über das eigene Land und seine Besonderheiten zu erfahren sowie seine Kultur und Sprache zu pflegen und zu erhalten.

Arbeit am Tischschmuck
Foto: Uwe Hahnkamp

Historische Karten, moderne Technik

Gerade die Landeskunde bekam in diesem Jahr einen neuen Anstrich, eine Alternative zur traditionellen Stadtführung. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dank einer App mit einem historischen Stadtplan Osterode erkundet und an bestimmten Orten Fotos von der heutigen Situation gemacht“, schildert die im Oktober frisch gebackene Vorsitzende des Bundes Junges Ostpreußen, Ingrun Renker. Daraus ergibt sich ein reizvoller Vergleich der damaligen und heutigen Stadtgeschichte.

Ingrun Renker, die Vorsitzende des BJO
Foto: Uwe Hahnkamp

Gleichzeitig war erstmals im großen Veranstaltungssaal des Hotels Sajmino, dem die parallel laufenden verschiedenen Werkstätten im Basteln, Backen, Singen und Tanzen fröhliches Leben einhauchten, eine Kamera aufgestellt, die die Eindrücke einfing und quasi live in die Welt berichtete. „Ostpreußen lebt, sagt der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat, sehr gern. Wir wollen, dass es weiterlebt, und daher junge Menschen erreichen und für dieses Land interessieren“, erklärt Ingrun Renker. „Deshalb sind wir vor allem auf Facebook, aber auch auf anderen Social-Media-Kanälen aktiv.“

Der Adventskranz wird vorbereitet.
Foto: Uwe Hahnkamp

Es gibt bereits kurze Filme vom Sommerlager in Masuren mit Aufnahmen der landschaftsprägenden Natur, und auch vom Adventstreffen sind schon Materialien zu finden.

In originalen Trachten: Tänzerinnen und Tänzer von SAGA aus Bartenstein (Bartoszyce)
Foto: Uwe Hahnkamp

Junge und alte Anfänger …

Als Vorsitzende des BJO war Ingrun Renker das erste Mal dabei, aber sie war auch schon als Kind mit ihrem Vater René Nehring, damals BJO-Vorsitzender und heute Chefredakteur der „Preußischen Allgemeinen Zeitung“, in Osterode – und als Erwachsene ebenfalls. „Zuletzt war das Adventstreffen fast nur von Jugendlichen besucht. Es wird langsam wieder zu einem Jugend- und Familientreffen – und das ist gut so“, fasst sie zusammen.

Die jüngsten Tänzerinnen mit Müttern und Orangen
Foto: Uwe Hahnkamp
Kräftiges Mischen
Foto: Uwe Hahnkamp

Einer, der noch in seiner späten Jugend den Weg nach Osterode fand, war der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat. „Ich bin zwar immer eingeladen, habe es aber bis jetzt in meiner bereits 13-jährigen Amtszeit als Sprecher wegen anderer Termine nicht geschafft zu kommen“, lachte er, war aber bewusst bei keiner Werkstatt aktiv dabei: „Das ist eine Begegnung für die jüngeren Generationen. Ich beobachte, schaue sehr gern zu, aber es ist besser, wenn wir Älteren uns zurückhalten.“

Gäste der Feier um Stephan Grigat, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen (Mitte)
Foto: Uwe Hahnkamp
Der Journalist Lech Kryszałowicz (rechts) auf der Suche nach Rezepten und Interviewpartnern
Foto: Uwe Hahnkamp

Viele junge Kinder waren ebenfalls erstmals auf dem Treffen, die nächste Generation wagt an den Händen ihrer Eltern die ersten Schritte auf dieser für sie großen Bühne. Denn viele einstige Aktive waren mit Kindern angereist, klebten ebenso begeistert wie sie Nikoläuse und die längste Papierschlange der Welt und rührten bis über die Ellenbogen in Zuckerguss und Pfefferkuchenteig.

Auch ein Nikolaus fängt mal klein an.
Foto: Uwe Hahnkamp
Fachmännische Diskussion über den Zuckerguss
Foto: Uwe Hahnkamp

… und alte Hasen

Ein entsprechend mit dem Säubern seiner Kinder beschäftigter Vater war Michał Schlueter vom Vorstand der deutschen Minderheit in Polen. „Hier bin ich nur ich“, korrigierte er sofort. „Hier treffen wir uns wieder; hier habe ich meine Frau kennengelernt, hierher kommen neue Freunde, und inzwischen sind auch unsere Kinder dabei, die die Idee weitertragen.“ Sprachs und ging mit den Kindern Plätzchen ausstechen.

Die ersten Plätzchen zum Verzieren
Foto: Uwe Hahnkamp

Zentraler Höhepunkt ist stets am Samstagabend das Einläuten des Advents. Die Menschen heißen noch genauso, sind aber in ihrer festlichen Kleidung nicht mehr wiederzuerkennen. Die geübten Weihnachtslieder werden gesungen, auf den Tischen strahlt der selbst hergestellte weihnachtliche Schmuck, es gibt ein ökumenisches geistliches Wort, die trainierten Tänze werden vorgeführt, es wird andächtig und ruhig. Bis wieder einmal das Plappern eines Kinds den Zauber durchbricht und um eine weitere schöne Note ergänzt.

Die jungen Tänzer mit Kerzen
Foto: Uwe Hahnkamp
Die erste Kerze am Adventskranz wird entzündet.
Foto: Uwe Hahnkamp

Still, aber begeistert waren die Kinder vor allem beim Zuschauen, als der Glühwein zur Feuerzangenbowle wurde. Mit dem Ausschenken von Bowle und alkoholfreiem Kinderpunsch begann wie immer der gesellige Teil, die Plätzchen wollten schließlich auch gegessen werden, und mit Gesprächen, weiteren Tänzen und Spielen ging es noch weit in die Nacht hinein – bis zum 1. Advent.

Die Feuerzangenbowle wird entzündet
Foto: Uwe Hahnkamp

Uwe Hahnkamp

Das Adventstreffen wird veranstaltet von der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen – Landesgruppe Bayern und organisiert vom Bund Junges Ostpreußen. Finanzielle Unterstützung gibt es vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.

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