Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Zehn Jahre Volkstanz für junge Menschen

Vom 3. bis zum 5. November trafen sich auf Einladung der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) Kinder und Jugendliche aus den Reihen der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren zwischen sieben und 18 Jahren zur Volkstanzwerkstatt in Heilsberg (Lidzbark Warmiński). In diesem Jahr beging die sportliche und integrierende Veranstaltung endlich ihr wegen Corona verschobenes 10. Jubiläum.

Die Atmosphäre der Veranstaltung, die Lebendigkeit der vielen jungen Menschen ist stets sofort zu spüren, wenn man während der Übungseinheiten in die Räumlichkeiten des Hotels „Górecki“, dem traditionellen Austragungsort des Seminars, kommt. In diesem Jahr verwiesen die Damen an der Rezeption auch gleich zu den zwei Sälen im unteren Stockwerk, aus dem bereits die Rhythmen zur Gymnastik drangen. Anfänger und Fortgeschrittene trainierten so zwar auf unterschiedlichen Levels ihres Könnens, aber räumlich doch auf ein und derselben Ebene.

Fördern und Fordern

„Diejenigen, die noch nicht so gut tanzen, sollen ja nicht abgeschreckt werden, sondern im kommenden Jahr wiederkommen“ – diese Bedenken zur Schwierigkeit der Schritte und Tänze beschlossen den Artikel im „Wochenblatt.pl“ zum letztjährigen Tanzseminar. Es zeigte sich: Abgeschreckt wurde niemand, im Gegenteil. „Bei den Anmeldungen dieses Jahr habe ich von Eltern und Lehrern immer wieder positive Rückmeldungen bekommen. Daher wollten noch mehr als im letzten Jahr teilnehmen“, berichtet Damian Wierzchowski, Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein (Olsztyn) und Organisator der Veranstaltung. „Doch leider hatten wir nicht mehr als 50 Plätze, die dann auch schnell vergeben waren.“ Ohnehin mussten bei dem von der Landsmannschaft Ostpreußen auch finanzierten Wochenende die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt werden.

Schreittanz mit Danuta Niewęgłowska (hinten links)
Foto: Uwe Hahnkamp

Außerdem schien es nach Damian Wierzchowski fast nicht möglich zu sein, die Teilnehmer zu überfordern. „Wir haben beim Integrationsabend gesehen, wie viel Kraft die Kinder und Jugendlichen haben und wie sie sich dehnen können. Sie schaffen das locker“, sagte er und beobachtete gelassen die Übungen, die Julia Świder anleitete. Sie tanzt selbst in der Gesangs- und Tanzgruppe „Kortowo“ der Universität Ermland-Masuren in Allenstein und bereitet sich auf ihren Abschluss als Kulturanimateurin vor.

Trainerin Julia Świder beobachtet Marcelina von der Tanzgruppe SAGA
Foto: Uwe Hahnkamp

Handhaltung und Körperspannung

„Und eins, und zwei – die Kalorien vom Mittagessen müssen wieder weg“, drang ihre Stimme durch die rhythmische Begleitmusik. Übungen zu Körperspannung, zu richtiger Hand-, Arm- und Beinhaltung einschließlich Positionen aus dem Ballett und Figuren wie der Meerjungfrau hielten die Jungen und Mädchen auf Trab. Dennoch spielten sie in den Pausen auch noch Fangen auf dem Parkett.

Die Teilnehmer der Tanzwerkstatt bei der Einübung der Figur „Meerjungfrau“
Foto: Uwe Hahnkamp

Die Disziplin litt jedoch nicht. Selbst wenn sich der erfahrene Tänzer Paweł Urbański von der Tanzgruppe SAGA aus Bartenstein (Bartoszyce) nach einer Schreitübung scherzhaft beschwerte, er fühle sich „wie ein Storch“, oder sein jüngster Kollege Mikołaj Komarzewski mit anderen Neuen einem mit einem Schnurrbart bemalten Luftballon mit dem Namen Wojtek hinterherjagte – sobald es wieder losging, waren sie alle voll konzentriert bei der Sache. Bei so viel überschüssiger Energie blieb dem Autor dieser Zeilen nur die Flucht in den zweiten Saal zu Danuta Niewęgłowska, die die Anfängergruppe unter sich hatte.

Die Beine hoch, wie ein Storch
Foto: Uwe Hahnkamp

Gemeinsame Bewegung als Gruppe

Hier ging es mehr um gemeinsame erste Schritte und integrative Tänze – um das Miteinander. Und auch hier waren die Kinder mit Feuereifer bei der Sache und hatten trotz aller Bemühungen der Trainerin zu viel Energie. Das färbte bei den Kindern aus der Grundschule in Lemkendorf (Lamkowo) mit Unterricht in Deutsch als Muttersprache sogar auf die Lehrerin ab. „Sie ist immer dabei, nimmt von morgens bis abends aktiv teil und tanzt mit. Sie braucht das – und ihren Schülern und den anderen Teilnehmern gefällt das“, beobachtete Damian Wierzchowski lächelnd. Die Kinder hatten sogar noch die Energie, zur Erweiterung des Programms der Werkstatt ein ermländisches Lied zu präsentieren.

Die Gruppe aus Lemkendorf gibt ein ermländisches Lied zum Besten.
Foto: Uwe Hahnkamp

Nach zögerlichen Anfängen in den ersten Ausgaben hat sich das Volkstanzseminar also zu einer festen Größe im Jahresplan vieler Gesellschaften gemausert. „Bartenstein mit der Tanzgruppe SAGA, die zweite Partnerschule in Bischofstein (Bisztynek), weitere Vereine der deutschen Minderheit aus Allenstein, Ortelsburg (Szczytno), Neidenburg (Nidzica) und Heilsberg: Wir hatten junge Menschen aus vielen Ecken der Region dabei“, freut sich in diesem Sinne auch Damian Wierzchowski. Und das soll nach Möglichkeit noch mindestens ein weiteres Jahrzehnt so bleiben, hoffen alle, die am Volkstanzseminar beteiligt sind.

Uwe Hahnkamp

Das Projekt wurde gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien über das Kulturreferat am Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg.

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