Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gutes Deutsch = korrektes Deutsch

Wie schreibt man „Orthografie“ und wozu braucht man sie? Dieser Frage widmete sich Ende Oktober die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Deutsche Sprache der Germanistik der Universität Ermland-Masuren (UWM) in Allenstein (Olsztyn). Neben einem Wettbewerb zur Rechtschreibung mit dem Titel „Gutes Deutsch = korrektes Deutsch“ ging es um Jugendsprache und Sprachanimation.

„Mein erster Test im Studium, ein Diktat, war nicht sehr gelungen“, gestand Krzysztof Świątek vor den 21 Teilnehmern des Wettbewerbs, die im Blauen Saal im Haus Kopernikus, dem Sitz der AGDM, bang auf ihren ersten Text warteten. „Damals gab es die Änderung mit zwei oder drei Konsonanten, wie etwa bei dem Wort ‚Schifffahrt‘.“ Inzwischen ist Krzysztof Świątek Deutschlehrer und Vorsitzender der regionalen Abteilung des Polnischen Deutschlehrerverbands. Im Alltag ist er konfrontiert mit der Haltung der Schüler „Rechtschreibung? Wozu? Hauptsache schreiben!“. Deshalb fand er die Idee des Wettbewerbs sehr gut; außerdem soll Lernen auch Spaß machen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs
Foto: Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM)

Es muss Spaß machen

Genau so sieht es auch Dawid Kazański von der AGDM. Auch er ist Deutschlehrer und blickt mit Sorge auf die Rechtschreibung von Schülern im Deutschen und im Polnischen. „Das hängt mit der durchaus sinnvollen Konzentration auf mündliche Fähigkeiten zusammen. Daher wollten wir mit dem Diktat und dem Wettbewerb etwas altmodisch zum Deutschlernen motivieren“, erklärt er. „Aber das soll auch gemeinsam geschehen und Freude bereiten.“ Aus diesem Grund hatten die Organisatoren Edyta Gładkowska eingeladen, die sich mit der Erziehung zu deutsch-polnischer Zweisprachigkeit befasst, um mit den Teilnehmern während der Korrektur des ersten Texts eine Sprachanimation zu gestalten.

Spannung im Blauen Saal der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit
Foto: Uwe Hahnkamp

Die fröhlichen Laute drangen durch das Treppenhaus bis zu den Lehrern, die das Diktat korrigierten. Neben Krzysztof Świątek waren das Damian Wierzchowski, der auch die Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein repräsentiert, und Martyna Chrzanowska vom Projekt „LernRAUM.pl“. Da auch die Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) beim Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM), Chantal Stannik, vor Ort war, waren alle örtlichen Vertreter der deutschen Minderheit, die mit jungen Menschen arbeiten, bei dem Wettbewerb dabei.

Grammatische Feinheiten und Jugendsprache

Interesse an den jungen Menschen, die zu einem nicht unerheblichen Teil ihre Zukunft in und mit der deutschen Sprache sehen, hat auch die Germanistik an der UWM. Prof. Anna Dargiewicz vom Lehrstuhl für Deutsche Sprache sieht die Veranstaltung als Werbung für ihr Institut. „Wir wollten die Schüler für Rechtschreibung sensibilisieren, aber als Bonbon auch ins Thema Jugendsprache einführen“, erklärt sie den Plan. In ihrer Einführung vor dem Diktat machte sie einen Durchmarsch von Groß- und Kleinschreibung, Silbentrennung, S-Lauten und Bindestrichen bis zu ihrem Lieblingsthema Kommaregeln: „Da gibt es sicher großen Einfluss von der englischen Sprache, bei manchen Kommasetzungen im Deutschen – und Polnischen – kann man sich nur noch schütteln.“

Bei der Kontrolle der Diktate
Foto: Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM)

Jugendsprache hat dagegen eher den Nachteil, dass sie sich schon geändert hat, bevor die Germanistik sie untersuchen kann. Selbst die Teilnehmer im Alter von etwa 16 bis 21 Jahren sprechen schon anders als ihre jüngeren Kollegen. Das Alter war übrigens eine wohlüberlegte Frage: Jüngere Schüler bis zur 7. oder 8. Klasse haben oft noch zu wenig lernen können; mit 21 erfasst man noch die Abiturienten aus den Technischen Schulen. Und man gewinnt – so die Hoffnung der Organisatoren der AGDM – junge Aktive für die Reihen der deutschen Minderheit. „Vor allem wollten wir die deutsche Sprache und Kultur fördern, aber auch uns als offene Organisation und offenes Haus präsentieren“, beschreibt Dawid Kazański die Motivation.

Bleibt zum Schluss daran zu erinnern, dass die in fröhlicher und angenehmer Atmosphäre verlaufene abwechslungsreiche Veranstaltung auch ein Wettbewerb war – und es Gewinner gab. Im Finale der besten sechs Teilnehmer schafften Marika Cichocka, Kinga Rynkiewicz und Aleksandra Witalska den Sprung aufs Podium. Eine Gratulation an sie, aber auch an alle anderen tapferen Teilnehmer mit Mut zum Diktatschreiben.

Uwe Hahnkamp

Die Organisatoren und Teilnehmer danken dem Ministerium des Innern und für Heimat der Bundesrepublik Deutschland für die finanzielle Unterstützung des Wettbewerbs unter Vermittlung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG).

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