Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Brücken bauen durch sprachliche Vielfalt

Am vergangenen Donnerstag fand das lang erwartete Finale des jährlichen Deutschwettbewerbs für Grundschulen statt. Für die teilnehmenden Schüler war das Sprachspektakel eine besondere Möglichkeit, die Leidenschaft für die deutsche Sprache unter Beweis zu stellen.

Insgesamt 34 Finalisten aus der gesamten Woiwodschaft Oppeln hatten sich auf Schul- und dann auf Gemeindeebene gegen ihre Mitbewerber durchgesetzt und bekamen nun im letzten Durchgang die Gelegenheit, den begehrten Sieg davonzutragen. Während auf den ersten beiden Ebenen nur schriftliche Tests zu absolvieren waren, mussten sich die Schüler abschließend auch einer 15-minütigen mündlichen Befragung stellen, um das Prüfungskonsortium von ihrer sprachlichen Brillanz zu überzeugen.

Wer 90 Prozent oder mehr der zu vergebenen Punkte erreicht, hat die Abschlussprüfung der 8. Klasse automatisch mit Bestnote bestanden.
Foto: Manuela Leibig

Anreiz für die Schüler

Doch nicht nur die Aussicht darauf, in diesem prestigeträchtigen Wettstreit zu gewinnen, motiviert die Teilnehmer zu Höchstleistungen: Wer 90 Prozent oder mehr der zu vergebenen Punkte erreicht, hat die Abschlussprüfung der 8. Klasse automatisch mit Bestnote bestanden. Neben der Ehre, ihre Schule repräsentieren zu dürfen, liegt darin ein weiterer Anreiz für die Schüler, sich mit der Sprache des Nachbarlandes zu beschäftigen. So können auch diejenigen, die keinen Platz auf dem Podium erreicht haben, bei einem guten Ergebnis trotzdem mit dem Gefühl der Anerkennung nach Hause gehen.

Insgesamt 34 Finalisten aus der gesamten Woiwodschaft Oppeln hatten sich auf Schul- und dann auf Gemeindeebene gegen ihre Mitbewerber durchgesetzt.
Foto: Manuela Leibig

Dabei kann gerade für junge Schüler die Teilnahme an einem großen Wettbewerb eine enorme Herausforderung darstellen und mit mentaler Belastung verbunden sein. Um sich also gut vorbereitet zu fühlen, engagierten sich die Schüler auch außerhalb des Unterrichts und bildeten mit ihren Lehrern effiziente Teams für einen nachhaltigen Lernerfolg. „Meiner Schülerin habe ich zusätzliche Materialien nach Hause gegeben, die sie dann selbstständig gelöst hat. Nach der Korrektur der Aufgaben haben wir uns dann gemeinsam in der Pause oder nach dem Unterricht hingesetzt und sind die Fehler durchgegangen“, verriet Melita Cichoń, Lehrerin an der Grundschule in Włodary. Ähnliches berichtete Aneta Skiba, die an der Montessori-Grundschule in Goslawitz lehrt: „Für eine ausreichende Vorbereitung haben wir sowohl während als auch nach dem Unterricht Übungen gemacht. Auch die veröffentlichten Aufgaben der letzten Jahre haben wir uns zusammen angesehen.“

Gelungene Verständigung

Die Lehrer betonen dabei deutlich, dass der Stellenwert der deutschen Sprache für die berufliche Zukunft der Kinder kaum überschätzt werden kann. „Gerade in unserer Region ist Deutsch ziemlich wichtig, da wir hier nicht nur viele deutsche Unternehmen haben, sondern auch Firmen mit guten Kontakten zur deutschen Wirtschaft. Dasselbe gilt für einen Schüleraustausch oder wenn man mit dem Gedanken spielt, in Deutschland studieren zu wollen“, erläutert Agnieszka Kostka von der Grundschule Broschütz.

Aber auch dass das Lernen von Fremdsprachen als Voraussetzung gelungener Verständigung Menschen verbindet, ist den Lehrern besonders bewusst. Schließlich erfährt man durch das Erlernen der deutschen Sprache auch viel über die kulturellen Traditionen und Bräuche. Ein anschauliches Beispiel dafür nennt Daniela Biela, Lehrerin an der Grundschule Przechod, als sie erklärt, dass der Muttertag in Polen und Deutschland an unterschiedlichen Tagen gefeiert wird. „Wenn nun zwei Schüler nicht dieselbe Sprache sprechen, können schnell Missverständnisse entstehen. So aber können sie sich über diese Unterschiede gegenseitig aufklären.“ Das gemeinsame Sprechen einer Sprache kann also gewissermaßen als eine Möglichkeit gesehen werden, Brücken zwischen den Menschen beider Länder zu schlagen.

Anlass zur Sorge

Trotz der euphorischen Stimmung gibt es jedoch auch Anlass zur Sorge. „Leider werden es mit der Zeit immer weniger Teilnehmer. Noch vor zehn, 15 Jahren hatten wir hier über 100 Teilnehmer – jetzt sind es nicht mal mehr die Hälfte“, bedauert Herbert Teichmann, Lehrer an der Grundschule in Zülz.

Rafał Bartek erkennt ebenfalls die Problematik und liefert eine Erklärung, welche die Befürchtungen ein wenig abmildern dürfte: „Das hat vor allem den Hintergrund, da die diesjährige achte Klasse ein Jahrgang ist, der in vielen Schulen ausgefallen ist. Grund dafür ist die Regelung vor eben acht Jahren, dass die Eltern entscheiden konnten, ob sie ihre Kinder mit sechs oder sieben Jahren in die Schule schicken – und viele haben es mit sechs getan. Diese Mehrheit ist jetzt schon im ersten Jahr der Oberschule, während die deutliche Minderheit jetzt erst in der 8. Klasse ist.“

So gibt es Grund zur Hoffnung, dass man bei der Olympiade im kommenden Jahr wieder mehr Finalisten begrüßen darf.

Felix Werner

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