Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der „Oppelner Kaiser“ Miroslav Klose

Fußball ist der beliebteste Sport der Welt. Nach Meinung vieler auch der größte. Deshalb träumen weltweit Millionen von Fans – und nicht nur sie – davon, dass ein Fußballstar in ihrer Region geboren wird, damit sie sich damit brüsten, sich mit ihm identifizieren und manchmal auch Geld verdienen können (so sind nun mal die Zeiten, Anm. d. Red.). Idealerweise sollte es auch ein Weltmeister oder WM-Torschützenkönig sein!

Dies ist jedoch nicht vielen Regionen der Welt vergönnt. Nicht einmal in Fußballländern wie Argentinien, Italien, Spanien oder sogar in den Ländern, die die meisten Weltmeisterschaften gewonnen haben – Deutschland oder Brasilien. Deshalb haben wir beschlossen, zum Auftakt einer Reihe von Texten, die Persönlichkeiten aus der Woiwodschaft Oppeln gewidmet sind, ein Bild von Miroslav Klose zu zeichnen. Einem in Oppeln geborenen Megastar, der seine gesamte Profifußballkarriere in Deutschland verbracht hat. Miroslav Klose ist unter anderem Weltmeister 2014 in Brasilien, WM-Silbermedaillengewinner 2002 und zweifacher WM-Bronzemedaillengewinner 2006 und 2010. Darüber hinaus hat er zwei Mal eine EM-Medaille gewonnen: 2008 (Silber) und 2012 (Bronze).

 

 

 

Der Erfolgreichste aller Zeiten!

Doch das sind noch nicht alle Erfolge von Miroslav Klose, der auch Torschützenkönig der WM 2006 war und mit insgesamt 16 Toren der erfolgreichste Fußballer der gesamten WM-Geschichte ist! In dieser Wertung liegt er einen Treffer vor dem Brasilianer Ronaldo und ist gleichzeitig der größte Star in der Geschichte des Fußballs, vom gleichen Format wie Maradona, Messi oder Pelé. Miroslav Klose erzielte insgesamt 71 Tore in 137 Spielen für die deutsche Nationalmannschaft! Er wurde damit zum erfolgreichsten deutschen Nationalspieler in der Geschichte der Mannschaft. Sogar erfolgreicher als der legendäre verstorbene Gerd Müller, der es auf 68 Treffer gebracht hat. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass „Miro“ an 24 WM-Spielen teilgenommen hat und in dieser Hinsicht in der ewigen Bestenliste mit 25 Einsätzen an zweiter Stelle hinter Lothar Matthäus steht. Aber das ist noch nicht alles. Miroslav Klose, der von den Fans oft als „Oppelner Kaiser“ bezeichnet wird, hat auch im Vereinsfußball nach den höchsten Lorbeeren gegriffen.

Während der feierlichen Verleihung des Titels „Ehrenbürger der Stadt Oppeln“ erhielt Miroslav Klose auch ein Glückwunschschreiben des Vorsitzenden der Oppelner SKGD, Rafał Bartek.
Foto: Archiv

Weitere Leistungen

Unter anderem gewann er 2008 und 2010 die deutsche Meisterschaft, 2007, 2008, 2000 und 2010 den DFB-Pokal, 2011 den DFL-Supercup und 2006 den deutschen Ligapokal. In der Saison 2012/2013 gewann er mit Lazio Rom den italienischen Landespokal. Darüber hinaus war er in der Saison 2005/2006 Torschützenkönig der 1. Bundesliga (25 Tore) und wurde nach Abschluss des Wettbewerbs zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Es ist daher nicht verwunderlich und erfüllt uns mit Stolz, dass Miroslav Klose am 28. Februar 2018 der Titel eines Ehrenbürgers der Stadt Oppeln verliehen wurde. In einem Interview nach Erhalt dieser Auszeichnung sagte er unserem Wochenblatt.pl: „Mir ist eine große Ehre zuteilgeworden. Es ist etwas Wunderbares, dass die Stadt, in der ich geboren wurde, mich auf so besondere Weise geehrt und ausgezeichnet hat, das ist fantastisch. Ich bin sehr dankbar.“ Drei Jahre später (2021) wurde „Miro“ in die Deutsche Fußball-Ruhmeshalle aufgenommen!

Oberschlesische Ehrlichkeit

Miroslav Klose hat auch bei vielen Gelegenheiten gezeigt, dass er nicht nur über große fußballerische Fähigkeiten verfügt, sondern sich auch an die Fairplay-Regeln hält. Am 26. September 2012 trug er sich in einem Ligaspiel der italienischen Serie A zwischen Lazio Rom und dem SSC Neapel (0:3) bereits in der dritten Spielminute in die Torschützenliste ein. Der Schiedsrichter erkannte das Tor an und zeigte auf die Mitte des Spielfelds. Doch Miro appellierte an ihn, seine Entscheidung zu ändern, weil er den Ball mit der Hand berührt hatte. Mit diesem Verhalten beeindruckte er nicht nur die Fans und Medien in Italien, sondern auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), der ihn 2012 mit einem Fairplay-Preis auszeichnete. Er hatte diesen auch schon sieben Jahre zuvor erhalten, als er für Werder Bremen spielte. Damals entschied der Schiedsrichter auf Strafstoß für seine Mannschaft, aber der Oppelner gab zu, dass er nicht gefoult worden war. Der Schiedsrichter widerrief daraufhin seine Entscheidung und hob die gelbe Karte für den Torwart auf! Seinen Respekt vor den Gegnern, seinen Mitmenschen und seiner Umgebung sowie Ehrlichkeit brachte Miroslav Klose aus einem Elternhaus mit oberschlesischen Traditionen mit, und obwohl er den Sprung in die große Welt geschafft und enormen Ruhm und Geld erlangt hat, hat er sich bis heute nicht verändert. Seine Spielerkollegen erwähnen, dass Miro ein Symbol für Ehrlichkeit ist, und ein Beispiel dafür, dass man nicht über die sprichwörtlichen Leichen gehen muss, um an die Spitze zu kommen! Das Ergebnis …

Miroslav Klose ist für viele Kinder und Jugendliche bis heute ein Vorbild.
Foto: Archiv

„Für mich eine treffende Idee“

Auf Initiative der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Oppeln wurden die ersten Miro Deutsche Fußballschulen in Polen gegründet. Sie lehren die deutsche Sprache durch den Fußball und die talentiertesten Fußballer können ihre Träume verwirklichen und in die Fußstapfen ihres großen Idols treten und sich auch in der 1. Bundesliga versuchen. Bei einem Besuch in Oppeln bezog sich Klose darauf, dass die Miro-Schulen mit seinem Namen und seinem Image firmiert werden: „Ich halte das für eine absolut treffende Idee, von der mir viele Leute, auch meine Eltern, erzählt haben. Es war sogar nach einem Gespräch mit meinen Eltern, dass ich mich damit einverstanden erklärte, einen Teil meines Namens – Miro – zur Verfügung zu stellen. Einen Teil, denn ich wollte mir die Idee erst einmal genauer ansehen, die Initiatoren treffen und mit ihnen sprechen, um herauszufinden, was ihre Vision war und wofür genau diese Fußballschulen gedacht waren und wie sie funktionierten. Jetzt weiß ich, dass dieses Projekt mit viel Gefühl und Herzblut durchgeführt wird, was mir sehr wichtig ist, und so kann ich mich jetzt mehr auf das Thema einlassen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich, wenn ich in etwas involviert bin, versuche, meine Arbeit professionell zu machen, und das wird auch hier der Fall sein.“

Miro ist super

Bei dieser Gelegenheit und auf Wunsch vieler Nachwuchs-Fußballer aus den Miro-Schulen haben wir unseren Helden zu dem Ereignis vom 26. September 2012 befragt. Insbesondere, wie die Spieler von Lazio Rom in der Umkleidekabine reagierten, als Miroslav Klose während des denkwürdigen Spiels gegen den SSC Neapel dem Schiedsrichter mitteilte, dass er das Tor mit der Hand erzielt hatte. Der Schiedsrichter erkannte das zuvor anerkannte Tor daraufhin doch nicht an und die Römer verloren das Spiel sogar mit 0:3: „Die Reaktionen meiner Kollegen bei Lazio waren unterschiedlich. Aber in diesem Moment war das für mich ohne Bedeutung. Wichtig waren vor allem die Kinder, die den Vorfall sahen und später, Jahre später, auf mich zukamen und sagten, ich hätte mich super verhalten! Sie sagten, dass ihre Eltern ihnen den ganzen Vorfall und meine Reaktion erklärt hätten. Wenn man auf einem so hohen Niveau spielt, ist es sehr wichtig, sich fair zu verhalten und sich bewusst zu sein, dass die jungen Leute uns beobachten. Wir sind oft Vorbilder für Kinder und prägen, ob wir wollen oder nicht, ihre Einstellung zur Gesellschaft“, sagte Miroslav Klose, der nicht nur im Fußball zum Gesicht der Fairness geworden ist, sondern auch zu einem Vorbild für junge Menschen. Mögen nur solche aus den Miro Deutschen Fußballschulen hervorgehen und dem Weg ihres Idols folgen!

 

 

 

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