Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein unbekanntes Kapitel

Zum Auftakt der 20. Deutschen Kulturtage im Oppelner Schlesien lud das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen (DAZ) zu einem Vortrag ein. Das Thema: Die Beziehung von Alexander und Wilhelm von Humboldt zu Oberschlesien. Als Referent war Matthias Lempart von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen zu Gast in Oppeln.

Obwohl am vergangenen Montag (02.10.) über Oppeln die vielleicht letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres niedergingen, war der Veranstaltungssaal des DAZ recht gut besucht. Immerhin beschäftigte sich der vielversprechende Vortrag, der im Rahmen der 20. Deutschen Kulturtage im Oppelner Schlesien gehalten wurde, mit zwei zentralen Persönlichkeiten der deutschen Geschichte: mit Wilhelm von Humboldt (1767–1835) und seinem jüngeren Bruder Alexander von Humboldt (1769–1859).

Matthias Lempart während seines Vortrags
Foto: Lucas Netter
Matthias Lempart mit Krzysztof Wysdak, Vorstandsmitglied des Kreises Oppeln
Foto: Lucas Netter

Der Historiker und Humboldt-Experte Matthias Lempart führte durch das außergewöhnliche Leben der beiden Gelehrten und ging dabei besonders auf ihre Beziehung zu Oberschlesien ein. So schilderte er dem Publikum, dass der Naturforscher und Forschungsreisende Alexander von Humboldt drei Mal zu Gast in Oberschlesien war, wobei seine erste Reise im Jahr 1792 die mit Abstand bedeutungsvollste gewesen sei. Damals, zu Beginn von Alexanders Karriere im Staatsdienst, als er als Bergassessor tätig war, reiste er zu Studienzwecken nach Tarnowitz und verbrachte etwa einen Monat bei der Königlichen Friedrichsgrube – wo schon zwei Dampfmaschinen in Betrieb waren. Von Tarnowitz zog er dann weiter nach Malapane und besuchte am 17. und 18. Dezember 1792 das dortige Eisenhüttenwerk – das älteste der Welt, wie Lempart betonte. Erst viele Jahre später, 1830 und 1846, kehrte Alexander von Humboldt nochmal für jeweils einige Tage nach Schlesien zurück – und wanderte am 7. Oktober 1846, mit 77 Jahren, auf die Schneekoppe.

Matthias Lempart
Foto: Lucas Netter
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Im Gegensatz zu Alexander hat der Staatsmann und Diplomat Wilhelm von Humboldt Oberschlesien nicht „nur“ besucht, sondern auch dort gelebt. „Das war nochmals eine andere Stufe der Verbundenheit mit der Region“, hob Lempart hervor. 1820 erhielt Wilhelm, der 1819 aus dem preußischen Staatsdienst ausgeschieden war, nämlich die Burg Ottmachau sowie die dazugehörigen Güter von König Friedrich Wilhelm III. als Schenkung für seine Verdienste um den preußischen Staat – und konnte mit einem jährlichen Ertrag von 5.000 Talern rechnen. In den folgenden Jahren (bis 1829/30) kam er oft im Sommer mit seiner Familie nach Ottmachau. Insgesamt verbrachte er hier etwa zehn Monate seines Lebens, erklärte Matthias Lempart.

Lucas Netter

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