Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Geschmäcker ferner Länder

Wer sich auf die Spuren der oberschlesischen Mietshäuser begeben will, der sollte unbedingt einen Stopp in Beuthen einlegen. Dort befindet sich nämlich eines der interessantesten Mietshäuser Oberschlesiens: Das „Hansa Haus“, das vor ein paar Jahren komplett renoviert wurde.


Das „Hansa Haus“ befindet sich im Zentrum der Stadt, in der ul. Stanisława Webera 4. Was sofort ins Auge fällt, ist die Form des Gebäudes. Das hohe, dreistöckige Haus sieht nämlich aus wie ein Stück Torte, als hätte jemand einen Teil mit dem Messer abgeschnitten. Das hängt damit zusammen, dass es auf einem unglaublich schmalen Grundstück gebaut wurde. Die Fenster im ersten Stock reihen sich harmonikaartig gefaltet aneinander an. Von dort aus lockten die Waren eines Kaufhauses, das zwei Stöcke des Gebäudes eingenommen hatte, die Beuthener an.

Auf der Fassade ist die Aufschrift „Hansa Haus“ zu lesen. Es befindet sich dort auch ein Flachrelief, das eine Karavelle darstellt.
Foto: www.bytom.pl

Architekt, Maurermeister und erster Besitzer des Gebäudes war Felix Wieczorek. Das Mietshaus wurde 1925 gebaut. Das Kaufhaus funktionierte in der Zwischenkriegszeit, es wurden hier vor allem Kolonialwaren verkauft. Auf der Fassade ist die Aufschrift „Hansa Haus“ zu lesen. Es befindet sich dort auch ein Flachrelief, das eine Karavelle darstellt. Das ist kein Zufall.

Das Hansa Haus in Beuthen
Foto: Adrian Tync/Wikipedia

 

Die portugiesischen und spanischen Karavellen spielten eine entscheidende Rolle bei den Handelsfahrten entlang der westafrikanischen Küste und nach Amerika. Von dort aus fanden Waren ihren Weg auch zum „Hansa Haus“. Zu den Kolonialwaren gehörten z. B. Zucker, Kaffee, Tabak, Reis, Kakao, Gewürze und Tee. Die Karavallen-Reliefe waren ein beliebtes Motiv für Kolonialwarengeschäfte.

Architekt, Maurermeister und erster Besitzer des Gebäudes war Felix Wieczorek.

Die Nachkommen von Felix Wieczorek haben die Tätigkeit ihres Urgroßvater übrigens nach dem Krieg in Deutschland fortgesetzt. Auf der Internetseite der Klaus Wieczorek Hoch- und Tiefbau GmbH steht: „Als im Jahre 1952 der Bauingenieur Klaus sen. das gleichnamige Bauunternehmen gründete, waren 30 Jahre Firmengeschichte der ersten Generation des Baumeisters Felix Wieczorek in Beuthen, früher Oberschlesien, jetzt Polen, geschrieben“. Den Nachlass von Felix Wieczorek kann man weiterhin in Beuthen bewundern.

A. Durecka

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