Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Leuchtturm der Empathie“

Am Dienstag vergangener Woche (29.08.) wurde in Berlin das Eckpunktepapier zum geplanten „Deutsch-Polnischen Haus“ vorgestellt. Das zentrale Anliegen dieses erinnerungspolitischen Projekts ist das Gedenken an die Opfer der deutschen Besatzung Polens während des Zweiten Weltkrieges.

„Die Einrichtung des ‚Deutsch-Polnischen Hauses‘ ist eines der wichtigsten erinnerungs- und kulturpolitischen Projekte Deutschlands. Unser zentrales Anliegen ist es, im Herzen Berlins einen Ort zu schaffen, der den polnischen Opfern des nationalsozialistischen Deutschland gewidmet ist und der die Begegnung und Auseinandersetzung mit unserer Geschichte fördert“, erklärte die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, die gemeinsam mit der Staatsministerin für Europa im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann, sowie Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, und Peter-Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts, das Eckpunktepapier zum geplanten „Deutsch-Polnischen Haus“ präsentierte.

Uwe Neumärker, Claudia Roth, Anna Lührmann und Peter-Oliver Loew (v. l.) bei der Vorstellung des Eckpunktepapiers zum „Deutsch-Polnischen Haus“
Foto: Facebook/Deutsches Polen-Institut

Das Vorhaben geht zurück auf einen Beschluss des Deutschen Bundestages im Jahr 2020. Nach diesem soll in Berlin ein Ort entstehen, der an die polnischen Opfer des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Besatzung Polens erinnert. Nachdem das Auswärtige Amt hierzu ein erstes Konzept erarbeitet hatte, ist seit 2022 die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien federführend für die Umsetzung zuständig – und bat die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, gemeinsam mit dem Deutschen Polen-Institut einen Plan für die Errichtung eines „Deutsch-Polnischen Hauses“ auszuarbeiten.

Laut dem nun vorgelegten Eckpunktepapier soll ebenjenes Haus auf drei Säulen basieren: einem Gedenkzeichen für die Opfer des deutschen Krieges gegen Polen, einem historischen Bereich mit der Zeit von 1939 bis 1945 als Schwerpunkt (inklusive Ausstellungen über die Jahrhunderte währende Nachbarschaft beider Länder) sowie einem Bereich mit Bildungsangeboten und Begegnungsmöglichkeiten.

Das Haus soll in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bundeskanzleramt errichtet werden. Bevorzugter Standort ist das Gelände der früheren Kroll-Oper, in der Adolf Hitler am 1. September 1939 den deutschen Überfall auf Polen verkündete. „Die Verwirklichung des Vorhabens an diesem Standort wäre eine Geste mit hohem Symbolgehalt in Deutschland wie auch in Polen“, heißt es in dem Eckpunktepapier. Im Frühjahr 2024 soll ein Realisierungsvorschlag vorliegen, über den dann der Bundestag entscheiden wird.

Titelblatt des nun veröffentlichten Eckpunktepapiers

Bei der Vorstellung des Konzepts bezeichnete Peter-Oliver Loew das geplante Haus als einen „Leuchtturm der Empathie“: „So wie hier sind Deutsche Polen noch nie gegenübergetreten – mit Gedenken, mit Information und mit einem breit gefächerten Bildungsangebot, symbolisch markant in der Mitte Berlins, nur hundert Kilometer von Polen entfernt“, sagte er. Und Uwe Neumärker betonte: „Kern des ‚Deutsch-Polnischen Hauses‘ ist die Wissensvermittlung über die deutsche Besatzungsherrschaft in Polen und die Würdigung der Opfer. Zugleich wird die über tausendjährige und für zwei Nachbarn, für zwei große Kulturnationen in der Mitte Europas einzigartige Verflechtungsgeschichte bis in die Gegenwart hinein auf vielfältige Weise beleuchtet. Dieser Ort soll ein ‚Labor‘ der Freundschaft, der historischen Bildung und des künstlerischen Austausches, des gegenseitigen Verständnisses und beidseits achtungsvollen Umgangs in einem gemeinsamen Europa sein.“

Kritik an den Plänen kam hingegen von der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Deren Vorsitzender Christoph de Vries erklärte: „Der Fokus des Bundestagsbeschlusses von 2020 und des vom Auswärtigen Amt erarbeiteten Konzeptes lag noch auf dem Gedenken an die polnischen Opfer des Zweiten Weltkrieges. Jetzt hat die Ampel nach dreijähriger Planungszeit lediglich die Idee einer weiteren Einrichtung zur deutsch-polnischen Geschichte mit üppiger Ausstattung aus Veranstaltungsaal, Bibliothek, Buchhandlung, Terrasse, Café und Restaurant vorgelegt.“ Das Eckpunktepapier sei deshalb ein „fataler Rückschritt für das wichtigste erinnerungspolitische Projekt Deutschlands“.

ln

Das Eckpunktepapier zum geplanten „Deutsch-Polnischen Haus“ können Sie auf der Webseite der Bundesregierung einsehen und herunterladen. Es ist sowohl in deutscher als auch in polnischer Sprache verfügbar.

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