Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Nicht nur zum Arbeiten da

Mit Zuzanna Donath-Kasiura, der Vizemarschallin der Woiwodschaft Oppeln, sprachvRudolf Urban über Frauen in der deutschen Minderheit und die bevorstehenden Parlamentswahlen.

Sie waren eine der Unterzeichnerinnen des Appells an die Delegierten der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien, dass mehr Frauen in verschiedene Gremien der deutschen Minderheit gewählt werden sollten. Nach den Wahlen vom 3. Juni steht fest, dass im Woiwodschaftsvorstand der SKGD selbst, abgesehen vom Vorsitzenden, Frauen und Männer in gleicher Zahl vertreten sind. Das Ziel ist also erreicht?

Ja, ich freue mich, dass es uns zum zweiten Mal gelungen ist, weibliche und männliche Delegierte so zu ermutigen, dass sie sich in den Vorstand haben wählen lassen. Ich freue mich auch, dass es immer mehr Frauen unter den Delegierten gibt, und dass es immer mehr weibliche Vorsitzende in unseren Kreis-, Stadt- und DFK-Vorständen gibt. Seit den Anfängen der Deutschen Minderheit haben sich Frauen sehr engagiert, aber sie haben oft gesagt: „Wir sind zum Arbeiten da und überlassen lieber den Männern die repräsentativen Funktionen“. Mir ist es aber sehr wichtig, dass die Frauen mitentscheiden, was wir in der Minderheit brauchen, dass wir beide Denkweisen bei der Zielsetzung und dann bei der Umsetzung berücksichtigen, dass Männer und Frauen miteinander diskutieren und im Dialog erarbeiten, was für unsere Gemeinschaft und unsere Organisation das Beste ist.

Ich freue mich sehr, dass wir zum zweiten Mal ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis im SKGD-Woiwodschaftsvorstand haben. Dies ist eine ideale Situation und ich hoffe, dass es in Zukunft in allen Gremien unserer Organisation ähnlich sein wird.

Kommen wir nun zu den bevorstehenden Parlamentswahlen. Der Abgeordnete Ryszard Galla hat erklärt, dass die Wahlliste der Minderheit historisch gesehen die stärkste sein wird und dass es eine vollständige Parität geben wird, was bedeutet, dass 12 Frauen und 12 Männer auf der Liste stehen werden. Es wird erwartet, dass Sie auf dem dritten Platz stehen werden. Wer sind die anderen männlichen und weiblichen Kandidaten und welche Plätze werden sie einnehmen?

Wir geben die Namen noch nicht bekannt, aber Frauen sind in der Minderheit und bisher waren sie bei jeder Parlamentswahl, bei der wir als Minderheit antraten, ebenfalls auf den Wahllisten vertreten. Das wird auch jetzt der Fall sein. Es war und ist wichtig, dass auf der Liste erkennbare Menschen stehen, für die die Minderheit sehr wichtig ist, die sich am politischen und gesellschaftlichen Leben beteiligen wollen. Gleichzeitig ist zu betonen, dass es nicht nur um Parität geht, also um die Anzahl der Personen des einen oder anderen Geschlechts, sondern auch darum, dass wir uns miteinander vernetzen sollten. Ich hoffe, dass nach den ersten beiden Kandidaten und mir an dritter Stelle ein solcher „Reißverschluss“ zum Einsatz kommt. Wir müssen uns und unseren Wählerinnen und Wählern jedoch klar machen, dass der bloße Listenplatz, so wichtig er auch sein mag, keine Garantie für Erfolg ist. Letztendlich zählt die Anzahl der für einen bestimmten Kandidaten abgegebenen Stimmen – die Person oder die Personen auf unserer Liste, die die meisten Stimmen erhalten, ziehen in den Sejm ein. Das muss nicht immer der Spitzenreiter der Liste sein, das beste Beispiel dafür ist Herr Galla, der vor einigen Legislaturperioden nicht vom ersten Platz aus in den Sejm eingezogen ist.

Das Wichtigste ist, dass die Menschen diejenigen Personen wählen, die sie für die besten halten und die sie gerne auf den Parlamentsbänken sehen würden.

Und warum sollten die Wähler in der Woiwodschaft Oppeln diese Kandidatinnen und Kandidaten ausgerechnet auf der Liste der deutschen Minderheit suchen?

Die deutsche Minderheit ist eine Gruppe, die in erster Linie die Region im Blick hat, für die die Menschen in unserer Region als eigentliche Schwerpunktsetzer am wichtigsten sind. Wir haben uns in der Kommunalverwaltung bewährt und sind in der Lage, konkrete Aufgaben anpacken zu können. So verantwortungsvoll wir in der Kommunalverwaltung sind, so verantwortungsvoll sind wir auch in der Politik. Herr Galla hat in den letzten Jahren bewiesen, dass er fleißig arbeitet, und ich hoffe, dass wir genügend Stimmen gewinnen können, um jetzt zwei Abgeordnete ins Parlament zu bekommen.

Zuzanna Donath-Kasiura bildet zusammen mit Rafał Bartek (li.) und Ryszard Galla die Spitze der Sejmkandidaten der Deutschen Minderheit.
Foto: Rudolf Urban

Und was ist für Sie das Wichtigste im bevorstehenden Wahlprogramm der Minderheit?

Als Marschallin der Woiwodschaft bin ich unter anderem für Bildung und Gesundheit zuständig und da mir die deutsche Minderheit am Herzen liegt und ich eine Frau bin, sind das Themen, die mir natürlich nahe sind. Daher ist es eine Priorität, den Unterricht der deutschen Sprache in gleichem Maße wie bei anderen Minderheiten in Polen wiederherzustellen. Ebenso wichtig ist mir das Thema Bildung im weiteren Sinne, denn ich sehe, dass das System geändert werden muss, damit die Kinder und Jugendlichen ihre Schulzeit besser nutzen können. Tatsächlich geht es oft nicht um zusätzliches Geld, sondern darum, die Prioritäten anders zu setzen und darüber nachzudenken, wie das Potenzial der Kinder freigesetzt werden kann und wie man darauf hinwirken kann, dass die Schule den Wunsch, etwas über die Welt zu lernen, nicht zerstört.

Das Gleiche gilt für die Gesundheitsversorgung. Unser heutiges System ist auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet, und wir müssen den Menschen beibringen, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen, wir müssen mit der Prävention beginnen, über die heute kaum gesprochen wird. Wir müssen das System so gestalten, dass wir im positiven Sinne möglichst viel aus den Menschen, die darin arbeiten, schöpfen können. Auch bei der Gleichbehandlung von Frauen gibt es noch viel zu tun. Vieles kann und muss verändert werden, aber wir müssen offen und ehrlich darüber reden, was wir haben, was wir wollen und wie wir es erreichen können. Das Schlüsselwort heißt Dialog und deshalb geht die deutsche Minderheit mit dem Wahlspruch „Oppeln: Region des Dialogs“ in den Wahlkampf.

Und diese Ziele wollen Sie nun verfolgen, nicht als stellvertretende Marschallin der Woiwodschaft Oppeln, sondern als Abgeordnete im Warschauer Parlament.

Ich denke, es ist klar, dass jeder, der bei den Parlamentswahlen kandidiert, in den Sejm einziehen möchte. Ich werde mein Bestes tun, um die Einwohner der Woiwodschaft zu überzeugen.

In einer Reihe von Gesprächen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass eine Menge fantastischer Menschen in unserer Gesellschaft leben, die hervorragende Ideen haben. Alles, was wir tun müssen, ist, ihre Machbarkeit zu analysieren und mit der Umsetzung zu beginnen. Aber dazu muss der Wille und die Bereitschaft auf Regierungs- und Parlamentsebene vorhanden sein. Jede Veränderung ist schwierig, aber die Welt zeigt uns, dass Situationen eintreten, an die wir nicht gedacht hätten. Deshalb darf man keine Angst vor Veränderungen haben, sondern muss sie als Herausforderung sehen. Im Sejm möchte ich eine noch bessere Entwicklung unserer Region ermöglichen und Polen – unseren Staat– einfach zum Besseren verändern.

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