Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gebt den Kindern die Sprache zurück

Die deutsche Minderheit hat die Kampagne “Gebt den Kindern die Sprache zurück” gestartet. Dies ist eine weitere Reaktion auf die Nichteinhaltung des Versprechens, das der Bildungsminister Przemyslaw Czarnek am 22. Januar 2023 in Oppeln gegeben hat. Er hatte erklärt, dass die Stundenzahl für Deutsch als Minderheitensprache schnell wieder auf das Niveau von vor der Verordnung vom 4. Februar 2022 erhöht werden soll.

 

Zur Erinnerung: Der Minister für Bildung und Wissenschaft, Przemyslaw Czarnek, hat auf Antrag des Abgeordneten Janusz Kowalski mit seiner Verordnung vom 4. Februar 2022 die Anzahl der Stunden für Deutsch als Minderheitensprache von 3 auf 1 pro Woche reduziert. Sowohl Eltern als auch Lehrer und Vertreter der deutschen Minderheit protestierten gegen diese Entscheidung, doch sie trat am 1. September 2022 in Kraft. Erst einige Monate später erklärte Przemysław Czarnek bei einem Treffen mit Vertretern der deutschen Minderheit, dass die Verordnung zur Verringerung der Anzahl der Deutschstunden so bald wie möglich zurückgezogen werden würde. Bis heute wurde im Bildungsministerium jedoch keine solche Entscheidung getroffen.

 

Das Potenzial der Region

Um den Minister an seine Versprechen zu erinnern, hat die deutsche Minderheit die Kampagne “Gebt den Kindern die Sprache zurück” gestartet. Auf einer Pressekonferenz am Montag sagte Rafał Bartek, Vorsitzender des Verbands der deutschen Gesellschaften in Polen: „Seit dem Treffen mit Minister Czarnek in Oppeln sind sechs Monate vergangen und nichts hat sich geändert. Wir sind als Gemeinschaft und als polnische Bürger entsetzt über das Verhalten der Politiker der Regierungspartei, insbesondere aus unserer Region, was die Förderung des Sprachunterrichts für unsere Kinder betrifft. Es wird die Zeit kommen, in der jeder von uns vor sich selbst und an der Wahlurne die Frage beantworten muss, ob wir durch die erneute Wahl von Politikern wie Janusz Kowalski nicht die Zukunft der Region gefährden? Eine Region, die sich ja bisher unter anderem durch die sprachliche und kulturelle Kompetenz ihrer Bewohner auszeichnete. Es kann uns nicht gleichgültig sein, was mit den Kindern geschieht. Unsere regionale Identität, unser Schlesischsein, Deutschsein und Polnischsein sind etwas, das hier eine Art Kapital schafft, um das uns andere beneiden. Heute ist es an der Zeit, gemeinsam zu sagen: Nehmt dieses Kapital unseren Kindern nicht weg! Sprachenlernen ist keine Politik!

 

 

Bildungschancen

Der Abgeordnete der deutschen Minderheit, Ryszard Galla, erinnerte daran, dass die Entscheidung, die Zahl der Unterrichtsstunden für Deutsch als Minderheitensprache zu reduzieren, mehr als 56 000 Kinder und Jugendliche in ganz Polen betrifft. „Die Streichung von Deutschstunden für Kinder ist nicht nur ein Schlag für die Kinder selbst, sondern auch für die lokalen Gemeinschaften, die sich bisher am effektivsten für den Aufbau der Bürgerrechte in Polen eingesetzt haben. Es sind diese schlesischen Gemeinden, die dank des Erlernens der deutschen Sprache und der entsprechenden Subventionen in der Lage waren, durch die Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben, Integrationsreisen und ähnlichen Initiativen ein stabiles Bildungssystem und mehr Chancengleichheit für die Kinder zu schaffen, sowohl was die Sprachkenntnisse als auch die zwischenmenschlichen Fähigkeiten angeht”, betonte Ryszard Galla.

Die Entscheidung von Minister Czarnek traf jedoch nicht nur die Schüler selbst, sondern auch die Lehrer, wie Maria Sikora, Deutschlehrerin aus der Gemeinde Dambrau, auf der Pressekonferenz sagte. Dort hat die Gemeinde, eine von 37 in der Woiwodschaft Oppeln, aus ihrem eigenen Haushalt dazu beigetragen, die Zahl der Deutschstunden aufrechtzuerhalten, aber in vielen anderen Fällen im Land bedeutete die Kürzung der Deutschstunden auch für die Lehrer dramatische Entscheidungen. „Für einige Lehrer hieß es, dass sie ihren Beruf aufgeben mussten, während andere nach Möglichkeiten für eine Umschulung suchten, um die Stunden auf eine Vollzeitstelle “aufzuholen”, sagte Maria Sikora und betonte: „Da wir seit Generationen in Schlesien zusammenleben, wissen wir um die Notwendigkeit von Gesprächen und Dialogen in der Sprache der Menschen, die uns umgeben, und dies ist oft die Annahme, die Eltern aller Kinder in der Gemeinschaft machen, wenn sie ihre Kinder zum Deutschlernen schicken. Wir appellieren daher erneut an die Regierung, die Zahl der Deutschstunden wiederherzustellen. Gleichzeitig appellieren wir an die Menschen in unserer Region: Geben wir nicht auf, kämpfen wir für die bestmögliche Bildung und gleiche Entwicklungschancen für unsere Kinder“.

 

 

Billboardkampagne

Im Rahmen der PR-Kampagne wurden die ersten Billboards im öffentlichen Raum u. a. in Oppeln und Kandrzin aufgestellt. Geplant sind außerdem Banner und Grafiken im Internet. Ziel der Kampagne ist es, die Politiker daran zu erinnern, dass “Politik nicht auf Kosten von Kindern gemacht werden sollte”. Die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien hat auch eine Spendenbox (den Link zur Spendenseite gibt es hier) für die Kampagne eingerichtet, in die die einzahlen können, um weitere Plakate und andere Informationsmaterialien zu finanzieren.

 

 

Auch auf dem diesjährigen Schlesischen Autonomiemarsch in Kattowitz wurde mit einem Transparent an die Reduzierung der Stundenzahl für Deutsch als Minderheitensprache erinnert. Junge Angehörige der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien trugen ein Transparent mit der Aufschrift: „Diskriminierung ist keine Lösung. Gebt uns den Deutschunterricht zurück!“ „Wir wollten durch unsere Teilnahme zwei Dinge zum Ausdruck bringen: erstens, dass Oberschlesien für uns Deutsche unsere Heimat war, ist und immer sein wird. Und zweitens, dass wir angesichts der Diskriminierung zehntausender junger Oberschlesierinnen und Oberschlesier beim Erlernen von Deutsch als Minderheitensprache nicht aufhören werden, unsere Rechte einzufordern”, sagte Markus Tylikowski von der SKGD in der Woiwodschaft Schlesien.

Auch Rafal Bartek, der Vorsitzende des Verbandes deutscher Gesellschaften, betont: “Unterstützen wir die Kampagne „Gebt den Kindern die Sprache zurück“, um zu zeigen, dass die Diskriminierung von Kindern aufgrund ihrer Herkunft und der Sprache, die sie lernen wollen, nicht akzeptiert wird.”

Rudolf Urban

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