Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Triathlon mit einer Weinkönigin

Zum Tag der Deutschen Einheit organisiert das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig (Gdańsk) traditionell einen Empfang, zu dem neben den Honoratioren der Stadt und dem Diplomatischen Corps auch Vertreter der deutschen Minderheit aus dem Amtsbezirk des Konsulats eingeladen sind. In diesem Jahr fand das Ganze am 2. Oktober in der Polnischen Ostseephilharmonie in Danzig statt – und bot besondere musikalische und kulinarische Genüsse.

Der Triathlon des offiziellen, des musikalischen und des kulinarischen Teils, aus denen sich die Veranstaltung zusammensetzt, erhielt in diesem Jahr zwei besondere Noten. Das Bundesland Rheinland-Pfalz, das als Mitorganisator gewonnen werden konnte, hatte seine Weinkönigin Marie-Sophie Schwarz mit Pfälzer Wein nach Danzig geschickt. Und dank einiger hervorragender Künstler konnte im dafür bestens geeigneten Saal der Ostseephilharmonie ein ausgezeichnetes Programm klassischer Musik dargeboten werden.

Eine anfänglich trockene Grundnote …

Mit Schwimmen, Radfahren und Laufen auf langen Strecken wie bei einem echten Triathlon hatten die Gäste des Empfangs zum Tag der Deutschen Einheit in Danzig nicht viel im Sinn. Ihnen stand der Sinn nach Feiern. Doch vor Genuss und Gesprächen hatten die Organisatoren zwei andere Disziplinen gesetzt.

Die erste waren die Ansprachen. Generalkonsulin Cornelia Pieper zitierte angesichts des wartenden Moselweins den großen deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der selbst gern viel Wein getrunken haben soll: „Im Wein steckt die Kraft, die den Menschen produktiv macht. Dafür war Goethe selbst ein sehr gutes Beispiel“, so Pieper.

Generalkonsulin Cornelia Pieper bei ihrer Ansprache
Foto: Uwe Hahnkamp

Nachdenkliche Töne schlug hingegen der Marschall der Woiwodschaft Pommern, Mieczysław Struk, angesichts der aktuellen Situation in der Welt, in Polen und zwischen Polen und Deutschland, an.

Verhalten optimistischer äußerte sich die Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, Daniela Schmitt. „Die Vereinigung Deutschlands wäre nicht möglich gewesen ohne die mutigen Polinnen und Polen, die […] für die Freiheit gestreikt, gestritten und demonstriert haben“, erinnerte sie. Dieser Einsatz habe, so die Ministerin, auch europaweit Früchte getragen: „Es ist ein riesiger Binnenmarkt entstanden – ohne Zölle, mit völliger Reisefreiheit und integrierten Märkten.“

… breites musikalisches Aroma …

Als zweite Passage hatten die Zuhörer nach den Hymnen Deutschlands, Polens und Europas mehrere Stücke klassischer Musik zu „bewältigen“. Nach drei kurzen Kompositionen von Johannes Brahms wagten sich Susanne Szambelan am Cello und Krzysztof Książek am Flügel an die Cello-Sonate von Frédéric Chopin, das letzte zu seinen Lebzeiten veröffentlichte Werk – und ein sehr schwieriges obendrein.

Susanne Szambelan am Cello und Krzysztof Książek am Flügel
Foto: Uwe Hahnkamp

Anschließend bot Łukasz Długosz den aufmerksam lauschenden Gästen Flötentöne in höchster Qualität, unter anderem mit Vogelstimmen, dar und bewies an einem besonderen Instrument, dass es möglich ist, gleichzeitig zu sprechen und Flöte zu spielen.

Łukasz Długosz mit seiner besonderen Flöte
Foto: Uwe Hahnkamp

Den Abschluss machte das „Tansman Trio“ mit energisch vorgetragener, moderner klassischer Musik von Aleksander Tansman und Krzysztof Penderecki.

Das „Tansman Trio“
Foto: Uwe Hahnkamp

… und feucht und lecker im Abgang

Es folgte der kulinarische Ausklang, zu dem die, wie sie selbst sagte, „einzige Ministerin für Weinbau in Deutschland“, Daniela Schmitt, Pfälzer Wein vor allem jenen von der Mosel beisteuerte. Die Wandelhalle in der Polnischen Ostseephilharmonie hallte wider von den Geräuschen der fröhlichen Stimmen und Gespräche, die mit dem Klirren von Besteck und Gläsern genussvolle Harmonien bildeten.

Gruppenfoto unter anderem mit Cornelia Pieper (Mitte), Daniela Schmitt und Henryk Hoch, dem Vorsitzenden des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) (links)
Foto: Uwe Hahnkamp

Die Gäste lobten den Wein in den höchsten Tönen, um im musikalischen Bild zu bleiben, und für die Autofahrer, die sich mit dem Alkohol zurückhalten mussten, gab es eine Flasche Wein zum Mitnehmen.

Auch wenn die Zeiten gerade wahrlich nicht einfach sind: An diesem Abend gelang es den Gastgebern, die Menschen aus dem Alltag zu holen und ihn, wenn nicht vergessen, so doch leichter zu machen.

Uwe Hahnkamp

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