Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vielfältig-praktische Heimatkunde

„Döhringen an der Dölewka. Lebendiges Wasser, lebendige Erinnerung“ – unter diesem Motto war die Freiluftwerkstatt im Programm der Europäischen Tage des kulturellen Erbes angekündigt. 25 Personen, der größte Teil davon Schüler der Grundschule des „Polnischen Soldaten“ in Döhringen (Durąg) (Woiwodschaft Ermland-Masuren), tauchten am 22. September engagiert in die verschiedenen Aspekte der Geschichte des Dorfs, seiner ehemaligen Einwohner und seines besonderen Parks ein.

Startpunkt war an der Kreuzung des Dorfs, an der ein besonderer Stein, ein eiszeitlicher Granitfindling aus dem schwedischen Småland, der Heimat von Astrid Lindgren, liegt. Die Geologin Alicja Szarzyńska vom Ermländisch-Masurischen Zentrum für Lehrerfortbildung und Wiesław Skrobot, der Beauftragte für Fragen des kulturellen Erbes der Gemeinde Osterode (Ostróda), in der Döhringen liegt, haben ihn nach der Familie, der früher das Herrenhaus im Dorf gehörte, Weissermel-Stein getauft.

Kampf mit dem Unterholz
Foto: Uwe Hahnkamp

Von Gräbern und Pflanzen

Die beiden Leiter der Werkstatt hatten als ersten Programmpunkt das Freilegen und Säubern des Grabs von Alfred Weissermel, einer wichtigen Figur der Geschichte des Dorfs, vorgesehen. Dieses war aber im Unterholz des älteren Teils des Dorffriedhofs nicht zu finden, weshalb die Schülerinnen und Schüler den Grabstein von Major Justus Druschki nahe der Überreste einer Krypta freilegten und anschließend auch den Weissermel-Stein von dem umgebenden Bewuchs befreiten. Alicja Szarzyńska erklärte den Teilnehmern die verschiedenen, für Friedhöfe typischen Pflanzen wie Efeu, Schneebeeren, Linden, Thujen und Brennnesseln. Vor der Wanderung durch den Park in Döhringen hatte sie außerdem für die Teilnehmer ein Pflanzenmemory vorbereitet, nachdem diese die dort dargestellten Pflanzen suchen mussten.

Freilegen des Weissermel-Steins
Foto: Uwe Hahnkamp
Pflanzenmemory
Foto: Uwe Hahnkamp

Von einem Mäzen und einem Deutschordensritter

Unter anderem die Familie Weissermel war dann Thema der historischen Erklärungen von Wiesław Skrobot. Die früheren Pächter der Familie von Finckenstein hatten etwa zwei Kilometer von Döhringen entfernt eine Landwirtschaft, den Katharinenhof. Benannt wurde er nach einer Tochter der Familie, die in den pommerschen Adel einheiratete, wodurch die Familie Weissermel zu Geld kam und 1791 das Gut in Döhringen übernehmen konnte. Alfred Weissermel beschäftigte sich Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Verbesserung der Landwirtschaft. 1871 beauftragte er den bekannten Landschaftsarchitekten Johann Larass mit der Gestaltung des Parks des Herrenhauses in Döhringen, der als ein Meisterwerk von Larass gilt.

Die Gruppe um die Schülerinnen und Schüler aus Döhringen bei dem Grabstein von Major Justus Druschki
Foto: Uwe Hahnkamp

Wesentlich früher jedoch war ein anderer Döhringer, je nach Blickwinkel, zu einem Helden oder Verräter geworden. Nikolaus von Döhringen (Mikołaj z Durąga) kämpfte als Ritter des Komturs Konrad von Pienzenau auf Seiten des Deutschen Ordens in der Schlacht bei Grunwald im Jahr 1410. Dieser fiel, Nikolaus wechselte die Seite und lieferte den Polen Osterode aus. Am Fluss Dölewka erinnert noch ein Stein an ihn. Dort soll er dem Vernehmen nach manchmal als schwarzer Hund erscheinen, wenn jemand den Schatz unter diesem Grenzstein heben will.

Vom Herrenhaus in die Wildnis

Auf der Suche nach diesem Stein und einer mittelalterlichen Siedlung aus den Zeiten von Nikolaus von Döhringen machten sich die Schüler und anderen Teilnehmer vom Standort des Weissermel‘schen Herrenhauses auf. Das existiert nicht mehr, lediglich einige Steine deuten die Treppe an, die von dort in den ersten französisch-geometrischen Teil des Parks hinabführte. Noch heute ist am Eingang des Parks die Formgestaltung zu erahnen. Die vor wenigen Jahren erfolgte Revitalisierung des Geländes durch die Gemeinde umfasste auch den zweiten Teil, den englischen Landschaftspark, der mit Laternen, Bänken, verschiedenen erzieherischen Stationen und zwei Findlingen namens „Freundschaft“ und „Liebe“ aufwarten kann. Und mit einem Wegenetz, das sich nicht von ungefähr an dem von Johann Larass orientiert.

Eingangsbereich des Parks in Döhringen — der französische Garten
Foto: Uwe Hahnkamp
Der Landschaftspark im englischen Stil
Foto: Uwe Hahnkamp

Ihre Spurensuche führte die jungen Menschen aber noch weiter, in den Wald hinter dem Park, an die Dölewka, in wilderes und feuchtes Terrain. Am Ende des anstrengenden Tags wartete ein Picknick am Parkeingang auf sie – und die Erkenntnis, wie viel sie an diesem einen Tag erfahren haben. Und dazu unterschwellig zwei Aufträge: sich um das zu kümmern, was in ihrem Dorf die Erinnerung erhält, und auf dem Friedhof für Ordnung zu sorgen – und das Grab von Alfred Weissermel wieder zu entdecken.

Übergang in die Wildnis
Foto: Uwe Hahnkamp

Uwe Hahnkamp

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