Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Wir können das Rad nicht erfinden“

„Wir können das Pulver nicht erfinden“

Mit dem neugewählten Senator Henryk Siedlaczek, der in der Oberen Kammer des polnischen Parlaments u.a. den Kreis Ratibor vertreten wird, sprach Rudolf Urban über seine Pläne und seine Unterstützung für die deutsche Minderheit.

Nach acht Jahren kehren Sie nunan die ul. Wiejska zurück. Es ist jetzt aber nicht der Sejm, sondern der Senat. Warum haben Sie sich dazu entschieden, sich zur Wahl zu stellen?

Nach acht Jahren Pause war es notwendig, darüber nachzudenken und diese Entscheidung zu treffen, denn die Situation sowohl im Parlament als auch im Land verlangte, dass die „alte Ordnung“ sich ebenfalls zur Wahl stellte, unabhängig davon, ob sie Sitze gewann oder nicht. Die Idee war, so viele Stimmen wie möglich auf dem Wahlmarkt zu sammeln. In meinem Fall musste ich gegen eine amtierende Senatorin antreten, und es stellte sich heraus, dass dies keine schlechte Wahl war.

 

Indem Sie mit der offiziellen Unterstützung der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen in der Woiwodschaft Schlesien zu den Wahlen antraten, sind Sie nun gewissermaßen zu einem natürlichen Fürsprecher der deutschen Minderheit geworden, die im neuen Parlament keinen Vertreter mehr haben wird.

Das ist sehr schwierig. Während der gesamten zehn Jahre, in denen ich bis 2015 Mitglied der Bürgerplattform war, habe ich die deutsche Minderheit und jede andere nationale und ethnische Minderheit unterstützt. Allerdings war es damals sehr einfach für mich, da es eben den Abgeordneten Ryszard Galla von der Minderheit gab, der sich mit all diesen minderheitenpolitischen Themen auskennt. Jetzt ist es für mich klar, dass ich eine starke Begleitung durch die deutsche Minderheit brauche. Ich nehme diese Verpflichtung an und werde mich wie bisher bemühen, gute Arbeit zu leisten.

Es muss hier aber auch nochmals betont werden, dass es ein großer Verlust ist, Herrn Ryszard Galla nicht mehr im Sejm zu haben.

Henryk Siedlaczek
Foto: Henryk Siedlaczek/facebook.com

Wenn Sie sagen, dass Sie jetzt eine aktive Unterstützung der deutschen Minderheit brauchen, meinen Sie damit eher die SKGD in der Woiwodschaft Schlesien, weil Sie von dort kommen, oder auch den Verband deutscher Gesellschaften als Dachorganisation?

Ich habe nicht so viel Erfahrung in diesen Dingen, denn wir hatten in der Vergangenheit mit Ryszard Galla einen Experten für Minderheitenfragen. Auf der anderen Seite bin ich ein Senator, der von der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien unterstützt wurde, also verstehe ich es so, dass, obwohl die Fragen dieser Woiwodschaft im Vordergrund stehen, meine Arbeit nicht nur auf eine Woiwodschaft beschränkt sein wird, wenn es um Minderheitenfragen geht.

Ich stehe der Minderheit sehr nahe und habe gute Kontakte zu Herrn Martin Lippa und vielen Freunden aus den DFKs. Ich denke, dass die Zusammenarbeit nicht schwierig sein wird. Das Problem ist nur, dass ich jetzt allein bleibe.

Und was wird für Sie persönlich in der nächsten Legislaturperiode am wichtigsten sein?

Wir müssen zum Status quo ante zurückkehren, einfach zu dem zurückkehren, was einmal ausgehandelt wurde und was in Polen, Deutschland und der Europäischen Union funktioniert hat. Es geht um das normale Funktionieren der Kulturvereine der Minderheiten, nicht nur der deutschen Minderheit. Dazu gehört auch die Bildung, also eine Rückkehr zum Unterricht in Deutsch als Minderheitensprache im gleichen Umfang, wie es andere Minderheiten in Polen haben.

Ich denke, wir können das Rad nicht erfinden. Wir müssen zunächst einmal zu dem zurückkehren, was früher war. Dann sehen wir weiter. Ich finde nämlich, dass die Beziehungen zu den Minderheiten, insbesondere zur deutschen Minderheit, im Argen liegen – und deshalb müssen wir für den Anfang zu der Politik von vor acht Jahren zurückkehren.

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