Im laufenden Schuljahr 2023/2024 besuchen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren exakt 2.111 Schülerinnen und Schüler den Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache – fünf weniger als noch vor einem Jahr.
Die 2.111 Schülerinnen und Schüler verteilen sich dabei auf 41 Schulen in ganz Ermland und Masuren. Zum zweiten Mal seit der Einführung dieses Minderheitensprachenunterrichts im Jahr 2005 hat die Teilnehmerzahl abgenommen. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr ist mit 0,2 Prozent jedoch recht moderat (im Schuljahr 2022/2023 besuchten in der Region noch 2.116 Kinder und Jugendliche den Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache, siehe Tabelle).
Auch die Anzahl der Bildungseinrichtungen, die Deutsch als Minderheitensprache anbieten, hat sich verringert – um zwei. In diesem Schuljahr bieten die Grundschulen in Borken (Borki) und in Freudenberg (Radostowo) im Kreis Allenstein (Olsztyn) keinen Unterricht in Deutsch als Minderheitensprache mehr an. Eine neue Schule ist nicht hinzugekommen.
In den Grundschulen in Deutschendorf (Wilczęta) und Schlobitten (Słobity) im Kreis Braunsberg (Braniewo) lernen die Kinder und Jugendlichen parallel eine weitere Sprache einer nationalen Minderheit, nämlich Ukrainisch.
Unter den 41 Einrichtungen, die Deutsch als Minderheitensprache anbieten, sind 25 öffentliche Schulen, die von der Gemeinde oder einer Stadt mit den Rechten eines Landkreises, also Allenstein und Elbing (Elbląg), geführt werden; zwei sind private Schulen, 14 werden von Vereinen betrieben.
Deutsch als Minderheitensprache wird in 15 Landgemeinden beziehungsweise Stadt-und-Land-Gemeinden, zwei kreisfreien Städten (Allenstein und Elbing) sowie in fünf Landkreisen unterrichtet. (In der Woiwodschaft Ermland-Masuren gibt es insgesamt 19 Landkreise und zwei kreisfreie Städte. Die Landkreise bestehen aus 116 Gemeinden. Insgesamt wohnen etwa 1,4 Millionen Menschen in Ermland und Masuren.)
Die (in absoluten Zahlen) meisten Kinder lernen im Kreis Allenstein Deutsch als Muttersprache, was nicht verwunderlich ist, da er der bevölkerungsreichste Landkreis in der Woiwodschaft ist.
Anerkennung gebührt einmal mehr den Eltern in den Kreisen Neidenburg (Nidzica) und Sensburg (Mrągowo). Im Verhältnis zur Zahl der Einwohner dieser Landkreise lernen dort die meisten Kinder Deutsch als Minderheitensprache. Was zudem generell auffällt: In der Stadt Allenstein erhöht sich die Zahl der minderheitensprachlichen Deutschlernenden von Jahr zu Jahr.
Weiterhin befindet sich die große Mehrheit der Schulen in kleinen Dörfern. Allerdings: Dort, wo es die meisten Angehörigen der deutschen Minderheit gibt, zum Beispiel in den Städten Osterode (Ostróda), Lötzen (Giżycko), Mohrungen (Morąg), Lyck (Ełk), Bartenstein (Bartoszyce), Heilsberg (Lidzbark Warmiński), Ortelsburg (Szczytno) oder Deutsch Eylau (Iława), lernen keine Kinder Deutsch als Muttersprache.
Eine beunruhigende Erscheinung ist zudem das Verschwinden der deutschen Sprache aus den Vorschulen. Dieses Phänomen ist bereits das siebte Schuljahr in Folge zu beobachten. Ein Jahr lang haben die Vorschulkinder in Bredinken (Bredynki) Deutsch gelernt, aber diese erfreuliche Entwicklung gehört schon wieder der Vergangenheit an.
Bei alledem wird deutlich: Die kuriose Entscheidung des ehemaligen Bildungsministers über die Verringerung der wöchentlichen Unterrichtsstunden von Deutsch als Minderheitensprache hat die langjährige steigende Tendenz in Ermland und Masuren ausgebremst. Schon das zweite Jahr in Folge sieht man einen Rückgang der Zahlen. Vielleicht aber führt die Rückkehr zu den drei Wochenstunden, die die neue Ministerin für Bildung und Wissenschaft angekündigt hat, wieder zu einer größeren Zahl an Interessenten.
Lech Kryszałowicz
In Ermland und Masuren begann der Unterricht in Deutsch als Minderheitensprache im Jahr 2005 an drei Schulen: in Lahna (Łyna), Skottau (Szkotowo) und Neidenburg. Etwas mehr als 100 Kinder nahmen damals dieses Angebot wahr. Initiator des Unterrichts war der bereits verstorbene Albert Wylengowski, damals Vorsitzender der deutschen Minderheit in Neidenburg.