Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wo der Henker sein Werk verrichtete

 

Während unserer Ausflüge haben wir Ziegenhals (Głuchołazy) bereits mehrmals besucht. Diesmal schauen wir aber nicht wie üblich im Kurortsviertel Bad Ziegenhals vorbei – statt dessen geht es in die mittelalterliche Altstadt.

Die Anreise nach Ziegenhals sollte keine Herausforderung darstellen. Aus Neisse (Nysa) oder Neustadt (Prudnik) mit dem Auto oder Bus kommt man meistens schon in einer Viertelstunde dorthin. Das Zentrum bietet auch genügend Parkmöglichkeiten.

Zwischen den Mauern
Über den Gebäuden dominiert vor allem die massive Silhouette der Laurentiuskirche. Das Gotteshaus stammt ursprünglich aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ans Mittelalter erinnern bis heute Mauerteile und das frühgotische Haupteingangsportal. Andere Teile der Kirche werden auf die Zeiten des Wiederaufbaus nach 1428 und eines größeren Umbaus um 1731 datiert.

Die Aussichtsplattform auf dem Galgenberg bietet einen Blick über die Dächer von Ziegenhals. Foto: Łukasz Malkusz

Unser Spaziergang durch die Stadt wird zu einer Zeitreise durch die Epochen. Mit der Korfanty-Straße gelangen wir zum Turm des Oberen Tores. Als einziger der vier ehemaligen Stadttortürme erhalten geblieben, wurde er etwa 100 Jahre nach der Pfarrkirche erbaut. Auch hier ist das Mittelalter jedoch nur die erste Schicht, denn ihr heutiges Aussehen verdankt dieser Bau zwei umfassenden Renovierungen in den Jahren 1631 und 1795. Gleich auf der anderen Straßenseite tauchen wir schon ins 19. Jahrhundert ein. Die Franziskuskirche wurde 1866 errichtet und diente bis 1945 der evangelischen Kirchengemeinde. Ungefähr aus diesem Zeitalter stammt der Großteil der Gebäude der Altstadt.

Über der Dächern
Von hieraus folgen wir eine Viertelstunde lang den roten Zeichen des Hauptwanderweges der Sudeten. Auf diese Weise kommen wir fast bis nach Bad-Ziegenhals, biegen jedoch kurz vorm Kurpark nach rechts ab. Die nächsten 30 Minuten lang markieren die grünen Zeichen den Weg. Es ist ein angenehmes Teilstück, das zwischen dem Ufer der Ziegenhalser Biele und dem Naturschutzgebiet auf dem Holzberg führt. Dabei kommen wir an einigen Orten vorbei, die wir bereits während unserer Ausflüge besucht haben. Neuland erkunden wir, sobald die Route über den Fluss führt. Hier verlassen wir die Wanderroute und steigen eine lange Treppe hoch. Es geht etwa 50 Meter nach oben, was den bedeutendsten Anstieg des Tages ausmacht.

Aus dem Flusstal steigen wir so zur Tuwim-Straße auf. Diese führt uns in wenigen Minuten auf den Gipfel des Galgenberges. Hier soll vor Jahrhunderten der Ziegenhälser Henker sein Werk verrichtet haben. Heute steht hier jedoch kein Galgen, sondern eine Aussichtsplattform. Diese bietet eine Aussicht über die Dächer der Stadt, wobei die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gut zu erkennen sind. Vom Galgenberg herunter führt uns die Brzechwa-Straße. Danach kommen wir mit der Koraszewski-Straße schnurstracks in die Altstadt zurück.

Insgesamt sollte unser Spaziergang durch Ziegenhals etwa 90 Minuten dauern. Dabei geht es auf fünf Kilometern nicht einmal 100 Meter nach oben – die Strecke sollte also für fast jedermann geeignet sein. Wann man dazu einen Besuch in einem Café oder einer Eisdiele einplant, hat man ein fertiges Rezept für einen angenehmen Nachmittag.

Łukasz Malkusz

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