Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Die deutsche Minderheit muss auch Spaß machen!“

Auf Einladung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) kamen am vergangenen Wochenende in Bromberg (Bydgoszcz) zahlreiche Vertreter der deutschen Minderheit aus dem Norden des Landes zu einem Koordinationstreffen zusammen. Neben dem Austausch und der Vernetzung standen dabei auch verschiedene Schulungen zum Projektmanagement auf dem Programm.

Es war bereits die sechste Auflage jener vom VdG organisierten Koordinationstreffen, die sich speziell an die Organisationen der deutschen Minderheit im Norden Polens richten. In diesem Jahr fand das Wochenendseminar vom 25. bis zum 27. November statt – und lockte mehr als 30 Vertreter der regionalen deutschen Minderheit in ein Tagungshotel am Bromberger Stadtrand. Gekommen waren sie aus der ganzen (sehr weitläufigen) Gegend, zum Beispiel aus Danzig (Gdańsk), Schneidemühl (Piła), Stolp (Słupsk), Köslin (Koszalin), Graudenz (Grudziądz), Sensburg (Mrągowo), Lauenburg (Lębork) und Elbing (Elbląg). Und natürlich aus Bromberg selbst, dieser geschichtsträchtigen Großstadt in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern, idyllisch gelegen an der Brahe (Brda) und Weichsel.

Die Vertreter der deutschen Minderheit im Norden Polens gemeinsam mit den VdG-Mitarbeitern vor dem Tagungshotel in Bromberg
Foto: Lucas Netter

Wozu das Ganze? „Uns beim VdG ist es wichtig, dass wir uns regelmäßig mit den verschiedenen Organisationen der deutschen Minderheit in Polen treffen und austauschen – auch hier im Norden. Vor allem interessiert uns, vor welchen Herausforderungen die Minderheit in dieser Region steht, welche Probleme sie hat und wie wir ihnen helfen können“, sagt die VdG-Geschäftsführerin Joanna Hassa, die ebenfalls nach Bromberg gereist war. „Außerdem möchten wir den Organisationen aufzeigen, wie sie sich weiterentwickeln können, wo sie Gelder für Projekte beantragen können und wie sie einen korrekten Projektantrag schreiben. Wenn es uns gelingt, sie auf diese Weise dazu zu animieren, in Zukunft beim VdG Anträge für Projekte einzureichen, dann war dies ein erfolgreiches Treffen“, fügt sie hinzu.

Die Teilnehmer beschäftigten sich unter anderem mit der Beantragung von finanziellen Mitteln aus den Töpfen des deutschen Innenministeriums.
Foto: Lucas Netter

Schulungen im Projektmanagement

Den Schwerpunkt des Koordinationstreffens bildeten dementsprechend verschiedene Fortbildungen im Projektmanagement. In Form eines dreistündigen Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer dabei speziell mit der Beantragung von Geldern aus den Töpfen des deutschen Innenministeriums – und „mussten“ mit Unterstützung der erfahrenen VdG-Mitarbeiter eigene Musteranträge ausfüllen.

Beata Sordon (rechts) unterstützt die Teilnehmer beim Ausfüllen der Projektanträge.
Foto: Lucas Netter

Jörg Fahland von Deutschen Generalkonsulat in Danzig gab zudem eine Schulung im Zuwendungsbereich der finanziellen Mittel des Auswärtigen Amts. Er hob dabei hervor, dass die Förderung der deutschen Minderheit immer „im Bewusstsein der Folgen des von Deutschland verursachten Zweiten Weltkrieges und der damit einhergehenden, einschneidenden Zerrüttung des Zusammenlebens verschiedener Volksgruppen“ geschehe.

Schulungen zum Projektmanagement und der Austausch untereinander standen im Mittelpunkt des Koordinationstreffens.
Foto: Lucas Netter

Raum für Austausch und Vernetzung

Neben diesen arbeits- und denkintensiven Einheiten bot das Treffen aber auch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm. So hielt Krzysztof Okoński von der örtlichen Kazimierz-Wielki-Universität einen Vortrag über die (pop)kulturellen Blicke auf die Berliner Mauer und führte die Gruppe durch das vorweihnachtliche Bromberg.

Krzysztof Okoński hielt einen Vortrag über die (pop)kulturellen Blicke auf die Berliner Mauer.
Foto: Lucas Netter

Überhaupt war das gesamte Wochenende eine gute Gelegenheit für die Teilnehmer, sich untereinander besser kennenzulernen und sich auszutauschen. Denn angesichts der großen Entfernungen im Norden Polens sei das Knüpfen enger Partnerschaften zwischen den dortigen Organisationen der deutschen Minderheit mitunter gar nicht so einfach, wie Beata Sordon, die verantwortliche Organisatorin des Koordinationstreffens, betont.

Die ältere Generation ist keineswegs technikscheu.
Foto: Lucas Netter

Der VdG-Vorsitzende Rafał Bartek war in Bromberg natürlich ebenfalls dabei und sprach mit den Anwesenden unter anderem über die derzeit schwierige Lage der deutschen Minderheit in Polen. Er unterstrich dabei im Besonderen die Bedeutung der deutschen Sprache für die Identität ebenjener Minderheit. Man müsse alles daransetzen, das Deutsche weiterhin zu pflegen – zum Beispiel im Rahmen von Bildungszentren, die man in verschiedenen Regionen Polens einrichten könnte.

Auch beim verdienten Feierabendbier wurde noch intensiv diskutiert.
Foto: Lucas Netter

Trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen dürfe man aber eines nie aus dem Blick verlieren: „Die deutsche Minderheit muss auch Spaß machen! Denn wenn unser Engagement nur eine Qual ist, dann schaffen wir es nicht“, so Rafał Bartek.

Lucas Netter

Das Koordinationstreffen in Bromberg wurde finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat.

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