Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Erheblicher Schaden für die Interessen des polnischen Staates?

Die in Warschau ansässige Union Christlicher Familien (Zjednoczenie Chrześcijańskich Rodzin, ZChR) hat eine Petition an den Sejmik der Woiwodschaft Oppeln gerichtet, in der sie die Abwahl von Rafał Bartek (Deutsche Minderheit) aus dem Amt des Vorsitzenden dieses Gremiums fordert. Der Grund dafür ist seine Abwesenheit beim Neujahrstreffen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda am 25. Januar.

 

Der Grund für die Petition war jedoch nicht so sehr die Abwesenheit von Rafał Bartek und Bernard Gaida bei dem Treffen im Präsidentenpalast. Die ZChR, die in diesem Fall von ihrem Vorstandsmitglied Paweł Czyż vertreten wird, ist der Ansicht, dass das Hervorheben der Diskriminierung von Kindern der deutschen Minderheit aufgrund einer Verringerung der Stundenzahl gerade für Deutsch als Minderheitensprache dem öffentlichen Interesse des polnischen Staates erheblichen Schaden zufügt. Außerdem, so heißt es in der Petition: “Es ist schwer nicht zu bemerken, dass Arroganz und der Wille, das Amt des Präsidenten der Republik Polen absichtlich zu beleidigen, aus dem Schreiben des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen an Herrn Präsidenten der Republik Polen Dr. Andrzej Duda vom 19. Januar 2023 durchscheinen.”

 

Mehr zum Neujahrstreffen des Präsidenten lesen Sie HIER.

 

Historische Vergleiche

Nach Ansicht der ZChR haben die deutsche Minderheit in Polen und insbesondere Rafał Bartek, der Vorsitzende des Oppelner Sejmiks, nicht das Recht, von einer Diskriminierung dieser Gemeinschaft zu sprechen, da es vor und während des Zweiten Weltkriegs die Polen in Deutschland waren, die Opfer deutscher Diskriminierung und vielfacher Verbrechen wurden. In ihrer Petition verweist die ZChR sogar auf die Zeit des Zweiten Deutschen Reiches und den von Reichskanzler Bismarck geführten “Kulturkampf”, dessen Spuren noch heute sichtbar seien, wie Paweł Czyż betont. “Der Bismarckturm in Neiße ist ein Symbol für den Versuch, die Auswirkungen des deutschen Staates auszulöschen, die Diskriminierung nicht nur aufgrund der Nationalität, sondern auch aufgrund des Glaubensbekenntnisses. Es ist daher angebracht, Herrn Rafal Bartek eine klare Botschaft zu übermitteln: NON POSSUMUS!”, heißt es am Ende der Petition.

 

Rafał Bartek
Foto: Rudolf Urban

 

Entscheidung

Das Oppelner Regionalparlament hat nun bis zu drei Monate Zeit, um die Petition zu prüfen. Die Ratsmitglieder werden dann in einer der nächsten Sitzungen über einen Beschluss zur Petition abstimmen. Ohne dem vorzugreifen, kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Petition abgewiesen werden wird.

Dennoch haben wir Rafal Bartek gebeten, zum Inhalt der Petition Stellung zu nehmen. “Es tut mir leid, dass eine Organisation, die das Wort ‘christlich’ in ihrem Namen trägt, kein Problem in der Diskriminierung von 50.000 Kindern sieht, sondern ein Problem darin sieht, dass zwei Vertreter der deutschen Minderheit nicht zum Treffen mit dem Präsidenten erschienen sind”, sagte Rafał Bartek kurz.

ru

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