Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Es kommt etwas Neues

Heute (13.12.) stellten die Deutsche Minderheit in der Oppelner Region und der Schlesische Selbstverwaltungsverein ein neues Projekt vor. Unter dem Namen „Schlesische Regionalpolitiker“ will man gemeinsam als neue, selbstbewusste und offene Kraft in die Selbstverwaltungswahlen 2024 gehen. Darüber sprechen wir mit Łukasz Jastrzembski, dem Vorsitzenden des Schlesischen Selbstverwaltungsvereins, und Rafał Bartek, dem Vorsitzenden der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien.

 


Der Schlesische Selbstverwaltungsverein plant, bei den kommenden Kommunalwahlen im Frühjahr 2024 mit einem eigenen Wahlkomitee anzutreten. Warum?

Łukasz Jastrzembski: Im Rahmen des Schlesischen Selbstverwaltungsvereins haben wir in den letzten Monaten konsequent mehrstufige Konsultationen mit Bürgermeistern, Landräten und Ratsmitgliedern auf verschiedenen Ebenen geführt, die gezeigt haben, mit welch hoher „Energie“ insbesondere unsere jüngere Repräsentanz bereit ist, in einen breiten politischen Dialog einzutreten und bei künftigen Kommunalwahlen in einer neueren und regional offeneren Struktur zu kandidieren.

Der übergeordnete Wert, der sich in den Diskussionen herauskristallisierte, war der Erhalt der Freiheit sowie der Selbstverwaltung der schlesischen Gemeinschaft in der regionalen Politik mit besonderem Augenmerk auf die Multikulturalität der Region.

Die Entscheidung des Vorstands der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien, ihre kulturellen und sozialen Aktivitäten von ihren politischen Aktivitäten zu trennen, war gewissermaßen der Katalysator für den Schlesischen Selbstverwaltungsverein, weitere Schritte zur Schaffung des kommunalpolitischen Projekts „Schlesische Regionalpolitiker“ zu unternehmen.

Dieses neue Projekt bezieht sich direkt auf den Namen des Vereins, der seit mehr als 30 Jahren aktiv ist, zeigt aber auch die Richtung, in die wir gehen wollen.

 

Łukasz Jastrzembski, Bürgermeister von Leschnitz
Foto: privat

 

Und in welche Richtung wollen Sie gehen?

Der Name „Schlesische Regionalpolitiker“ sagt alles: In unserem Projekt sehen wir Menschen, die mit Schlesien verbunden sind und die Verantwortung für lokale, selbstverwaltete Angelegenheiten übernehmen wollen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob ein solcher Mensch seit fünf, zwei Generationen oder nur seit ein paar oder ein Dutzend Jahre in unserer Woiwodschaft lebt, wichtig ist, dass er sich um das Wohl unserer gemeinsamen Region sorgt.

Wir wollen auch Menschen zusammenbringen, die sich als Schlesier fühlen, unabhängig von ihrer schlesischen, polnischen oder deutschen Identität. Unser Projekt soll eine breite, offene Bewegung sein, denn das ist die Besonderheit von Schlesien und der Woiwodschaft Oppeln, wo wir eine Mischung aus Kulturen, Sprachen und Herkunft haben. Das macht unsere Stärke und die Einzigartigkeit der Region aus.

Wenn wir von Schlesiertum sprechen, beschränken wir uns nicht auf ethnische Schlesier, denn in unserer Region leben viele Menschen, die aus verschiedenen Teilen Polens stammen, sich aber als Schlesier fühlen. Sie sind Teil der schlesischen Gemeinschaft und wollen mitbestimmen, wie sich dieses Schlesien, die Woiwodschaft Oppeln, entwickeln wird, wobei sie gleichzeitig den einzigartigen Wert erkennen, der in der Multikulturalität und der Verschmelzung der Traditionen liegt, die wir hier erleben.

 

Und wo steht die Deutsche Minderheit in diesem Projekt?

Ich möchte betonen, dass nicht wenige Mitglieder des Schlesischen Selbstverwaltungsvereins und darunter auch potenzielle Kandidaten der „Schlesischen Regionalpolitiker“ sich offen zu ihren Wurzeln in der deutschen Minderheit bekennen. Viele unserer Mitglieder haben in der Vergangenheit mit dem Wahlkomitee Deutsche Minderheit kandidiert, doch nun schaffen wir ein neues, breiteres Projekt, in dem wir viele Gemeinschaften und Menschen, denen unsere Heimat am Herzen liegt, zusammenbringen wollen.

Bei der Auswahl der Kandidaten in den einzelnen Gemeinden werden wir auch intensiv mit der deutschen Minderheit zusammenarbeiten, da uns die Stimme ihrer Mitglieder sehr wichtig ist. Die endgültige Entscheidung über die Auswahl der Kandidaten liegt dabei jedoch beim Selbstverwaltungsverein und dem späteren Wahlkomitee. Die deutsche Minderheit ist eine Gemeinschaft, die in der Zeit der Entstehung der Demokratie als eine der ersten die Bedeutung des Regionalismus und den Reichtum, den wir in der Region haben, entdeckt hat. Aus dieser Erfahrung schöpfen wir und wollen aufbauen, nicht zerstören. Wir wollen auf Hoffnungen bauen und nicht auf Angst, wie wir es bei früheren Regierungen immer wieder erlebt haben.

 

Die Kommunalwahlen sind nur noch wenige Monate entfernt. Haben Sie bereits Kandidaten außerhalb Ihres eigenen Kreises des Schlesischen Selbstverwaltungsvereins?

 Ja, es gibt inzwischen bereitwillige Kandidaten außerhalb unserer Mitglieder. Wir haben Gespräche mit mehr als einem Dutzend Gemeindevorstehern und Bürgermeistern geführt, die mit uns unter dem neuen Namen „Schlesische Regionalpolitiker“ antreten werden. Und wir sind auch mit weiteren im Gespräch, die wir aber nicht gleich am Start alle bekanntgeben wollen. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass es interessante Namen in unserem Komitee und dabei auch so manche Überraschung geben wird.

 

Das neue Logo der politischen Bewegung.
Quelle: Schlesischer Selbstverwaltungsverein

 

Hat das neue Komitee bereits in groben Zügen ein politisches Programm?

Wir stehen erst am Anfang unseres Weges, am Mittwoch haben wir unser Projekt zum ersten Mal in der Öffentlichkeit präsentiert und bis zu den Wahlen selbst bleiben uns noch drei Monate. In dieser Zeit werden wir unser Programm, das mittlerweile Gestalt annimmt, veröffentlichen. Wir werden auch die Kandidaten vorstellen, die mit uns in die Wahlen gehen wollen. Wir werden also in den kommenden Wochen über all diese nächsten Schritte berichten.

 

Das Komitee, das Sie für die Kommunalwahlen gründen, wird nur die Woiwodschaft Oppeln abdecken, oder denken Sie auch an die benachbarte Woiwodschaft Schlesien?

Im Moment wollen wir uns auf die Woiwodschaft Oppeln konzentrieren, auch wenn der Name das Potenzial hat, ebenso in der Woiwodschaft Schlesien aktiv zu werden, zum Beispiel in der Gegend von Ratibor oder Lublinitz. Wir sind davon überzeugt, dass unser Potenzial und unsere Erfahrung in der gesamten Region, aber auch darüber hinaus, auf große Resonanz stoßen werden.

 


 

Rafał Bartek
Foto: R.Urban

 

Die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien hat entschieden, ihre politische Aktivität zu verlagern. Dazu entstand ein neues Projekt, und zwar die „Schlesischen Regionalpolitiker“. Rafał Bartek, Vorsitzender der SKGD, kommentiert die Entscheidung.

 

Das ist eine große Veränderung, denn wir haben uns alle daran gewöhnt, dass die Deutsche Minderheit mit ihrem eigenen Komitee bei den Selbstverwaltungswahlen auftritt. Man muss aber sagen, dass es seit Jahren interne Diskussionen gab, ob diese Benennung nach einer konkreten Gruppe richtig sei vor dem Hintergrund, dass wir letzten Endes eine regionale Kraft sind und wir uns vor allem auf die Region konzentrieren. Es gibt ja auch europäische Beispiele bei den Minderheiten, die sich sowohl politisch als auch regional aufstellen. Zu nennen ist z. B. der Südschleswigsche Wählerbund, der aus der dänisch-friesischen Minderheit hervorging, aber der Name deutet auf die Region hin und nicht auf die Minderheit. Bei uns ist es selbstverständlich, dass dieser Hinweis auf Schlesien fällt, weil wir alle Schlesier sind, auch wenn es manchmal ein wenig untergeht.

Gleichzeitig muss man sagen, was sich positiv in den letzten Jahren verändert hatte, sind Menschen aus der polnischen Mehrheit, die uns klar unterstützen, aber sagen, dass sie unter das eindeutige Schild der Minderheit nicht passen. Deshalb haben wir uns für die Öffnung nach außen entschieden. Wir wollen uns neu und selbstbewusst aufstellen, auf das Regionale hinweisen, ohne die eigene Herkunft zu vergessen.

Notiert von Rudolf Urban

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