Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Neisse hat viele Reize

Mit Alina Dittman, Dozentin an der Staatlichen Akademie für angewandte Wissenschaften, sprach Manuela Leibig über die Angebote für Schulklassen an der Fakultät für Neophilologie.


An der Fakultät für Neophilologie wurden vor Kurzem die Tage des Übersetzers organisiert. Melden durften sich Schulklassen und alle Interessierten. Gibt es noch Bedarf nach Übersetzern, wenn die Künstliche Intelligenz auch dolmetschen kann?
Uns ist es bewusst, dass Chat gpt und Deepl einige Sachen können. Wir probieren diese Werkzeuge immer wieder aus. Die Instrumente sind fortschrittlich, aber wir erhalten nicht die Ergebnisse, die wir uns erhoffen. Es gibt nach wie vor einen großen Markt, auch für beeidigte und mündliche Überset-zungen. Bei schriftlichen Übersetzungen geht es auch darum, dass man ein wenig das Thema kennt, sich mit dem Thema auseinandersetzt, es geht nicht um das Übersetzen 1:1.

Bis Ende Januar sind an der Staatlichen Akademie für angewandte Wissenschaften zwei Wanderaus-stellungen zu sehen.
Die Ausstellungen haben wir aus dem Haus Schlesien in Königswinter geliehen bekommen. Die erste Ausstellung betrifft Joseph von Eichendorff, dessen Grab hier in Neisse ist. Wir bieten Schülergruppen Workshops an, bei denen wir uns genauer mit der Persönlichkeit und dem Schaffen Eichendorffs be-schäftigen. Hier in Neisse wurden vor einigen Jahren sog. Didaktische Pfade erarbeitet. Sie entstanden dank der Zusammenarbeit der Stadt Neisse mit an Eichendorff interessierten Anwohnern. Die Ober-schüler kommen zuerst zu uns, zu der Ausstellung und den Workshops und dann bewegen sie sich weiter auf dem Pfad, bis zur Eichendorff-Laube und dem Grab.


Bei den Übersetzerworkshops an der Fakultät für Neophilologie der Staatlichen Akademie für ange-wandte Wissenschaften probierten sich die Oberschüler sich auch im Simultanübersetzen.
Foto: Staatliche Akademie für angewandte Wissenschaften

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Haus Schlesien?
Wir haben schon seit 20 Jahren eine rege Zusammenarbeit mit dem Haus Schlesien. Jedes Jahr haben unsere Studenten die Möglichkeit, eine Woche lang an den Schlesischen Begegnungen in Königswin-ter teilzunehmen. Nun kam das Angebot mit den Ausstellungen, für das wir sehr dankbar sind. Es ist möglich, dass, wenn die Ausstellung zu Eichendorff gut besucht wird, sie länger in Neisse bleiben kann.

Die zweite Ausstellung trägt den Titel „Typisch Schlesisch?“ Bieten Sie da auch Workshops an?
Ja, die sind auf schlesische Besonderheiten fokussiert. Zum Beispiel arbeiten wir mit Fragestellungen wie: Wer ist ein Schlesier? Was unterscheidet Oberschlesien von Niederschlesien? Welche histori-schen Phänomene haben hier stattgefunden. Und nicht zuletzt wird auch die schlesische Literatur an-gesprochen, insbesondere die barocke Literatur. Und das Alltagsleben der Schlesier. Wir basieren so-wohl auf unseren Materialien als auch auf den Publikationen „Typisch Schlesisch“ in beiden Bänden. Außerdem gibt es auch WebQuest-Aufgaben für die Schüler, also online Aufgaben, die direkt mit der Ausstellung zu tun haben. Die Schüler müssen in den Ausstellungstexten besondere Phänomene fin-den.

Können auch Grundschulklassen diese Angebote wahrnehmen?
Gerne können ältere Klassen der Grundschule diese Workshops besuchen, nur müssen wir uns vorher absprechen, um die Aufgaben an die Altersgruppe anzupassen. Man kann als Lehrer wirklich den gan-zen Tag mit seiner Schulklasse einplanen, es gibt so viele historische Elemente zu sehen.

Brauchen die Teilnehmer der Workshops Deutschkenntnisse?
Es wäre gut, wenn man Grundkenntnisse mitbringt oder zumindest ein starkes Interesse, daraus kann man auch etwas machen.

Wenn jemand aber ein Germanistikstudium an der Staatlichen Akademie für angewandte Wissen-schaften anstreben möchte, muss die deutsche Sprache vorhanden sein, oder?
Zurzeit gibt es ein Studium für Kandidaten, die schon Vorkenntnisse in der deutschen Sprache haben. Nächstes Jahr möchten wir gerne ein Angebot vorbereiten. Unser Studium ist praktisch orientiert, denn im Lehrplan sind sechs Monate Praktika vorgesehen, auch Auslandspraktika. Wir haben etwa 150 Partnerhochschulen in der ganzen Welt. Die Studenten können sich frei entscheiden, ob sie die gan-zen drei Jahre in Neisse studieren möchten, denn es gibt auch die Möglichkeit, ein Jahr im Ausland zu verbringen. Aber Neisse hat auch seine Reize, es gibt hier Spuren der Österreicher und auch von der deutschen Kultur sind wir selbstverständlich umgeben. Wir sind zudem gut vernetzt mit ehemaligen Bewohnern dieser Stadt, die auch ein Stipendium für unsere Praktikanten hier aus Neisse stiften. Dar-über hinaus haben wir immer wieder Professoren aus Deutschland zu Gast, die hier das wissenschaft-liche Leben, die Lehre und die Forschung unterstützen.

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