Mit Sybilla Dzumla, der Koordinatorin des landesweiten Projekts „Deutsch AG“ sprach Anna Durecka über das neue Deutsch-AG-Semester.
Im neuen Schuljahr startete das Projekt „Deutsch AG“ zum ersten Mal in einer erweiterten Form. Nun können nicht nur Schüler der siebten und achten Klassen am zusätzlichen Deutschunterricht teilnehmen, sondern auch Viert-, Fünf- und Sechstklässler. Wieso wurde das Projekt erweitert?
Ursprünglich wurde das nicht angestrebt. Doch damals hätten wir nicht in unseren schlimmsten Albträumen vermutet, dass die Deutschstunden in den Schulen von drei auf eine Stunde reduziert werden, was den Minderheitensprachunterricht betrifft. Die Projekterweiterung ist eine natürliche Folge dieser Diskriminierung der Schüler aus der deutschen Minderheit. Zwar finanzieren einige Selbstverwaltungen diese von der polnischen Regierung gestrichenen Deutschstunden, aber nicht alle. Deswegen haben wir uns entschlossen, das Projekt um die Klassen vier bis sechs zu erweitern. Damit wir das Deutschniveau trotz der Diskriminierung auf einem hohen Niveau halten können und möglichst viele Schüler Zugang zu zusätzlichem Deutschunterricht haben.
Das Interesse an dem Projekt war immer sehr groß. Wie hat sieht das jetzt aus, wenn weitere Jahrgänge von Schülern als potenzielle Teilnehmer dazugekommen sind?
Anfang des Jahres, als wir die Erweiterung geplant haben, haben wir eine Steigerung der Zahlen um 60 Prozent vorgesehen. Letztendlich haben wir eine Steigerung um fast 100 Prozent erreicht. Vor den Sommerferien hatten wir 220 Gruppen und jetzt sind es 420 mit 3.600 Schülern. Sehr oft sind das dieselben Schulen, die wir schon im Projekt haben. Es sind aber auch viele Schulen ins Projekt zurückgekehrt, die wir im Jahr 2020 oder 2021 hatten, eben aus diesem Grund, weil wir die „Deutsch AG“ jetzt auch den jüngeren Jahrgängen anbieten.
Gibt es mehr Deutsch AG-Gruppen auch in anderen Woiwodschaften, nicht nur in der Woiwodschaft Oppeln?
Ja, die Steigerung fand überall statt. In der Woiwodschaft Oppeln haben wir 266 Gruppen, in der Woiwodschaft Schlesien 106, 24 in Ermland, Masuren und Pommern, 23 in der Woiwodschaft Lebus und eine in Niederschlesien. Damit sind wir natürlich mehr als zufrieden.
Hat sich auch inhaltlich etwas geändert, wenn jetzt jüngere Schüler am Projekt teilnehmen?
Wir haben uns schon seit einem Jahr auf diese Veränderung vorbereitet. Für jüngere Schüler wurde ein völlig neues „Curriculum Junior“ entworfen. Es wurden dann auch Arbeitsblätter dazu entwickelt, Übungen und Sprachtests wurden angepasst. Die jüngeren Schüler bekommen von uns eine neues didaktisches Produkt. Deswegen darf man auch nicht die jüngeren Schüler mit den älteren in einer Gruppe vermischen. Wir haben einfach ein völlig unterschiedliches Angebot für beide Gruppen.
Das klingt alles nach einer ziemlich großen Herausforderung.
Das stimmt, aber wir bereiten uns schon seit Wochen darauf vor. Die Kurse sind bereits am 5. September gestartet. Für die ersten Wochen haben die Lehrer alle Materialien schon erhalten. Diese Woche bekommen sie Zugang zu allen vorbereiteten Arbeitsmaterialien.
Das Projekt „Deutsch AG“ wird gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) aus dem Bereich Sprachförderung.